12.12.2002

"Nach all den Tiefschlägen ist unser Land sehr auf diese positive Plattform angewiesen"

Vom 1. bis zum 16. Februar 2003 finden in St. Moritz die alpinen Skiweltmeisterschaften statt. Hanspeter Danuser ist seit 1978 Direktor des Kur- und Verkehrsvereins. Er hat – mit der weltweiten Registrierung des Ortsnamens St. Moritz – den Markenbegriff in das Destinationsmanagement eingeführt und wurde für seine nachhaltigen und originellen Marketingleistungen ausgezeichnet. "persoenlich.com" wollte wissen, was diese WM dem Edelbrand St. Moritz überhaupt bringt. Das Interview:
"Nach all den Tiefschlägen ist unser Land sehr auf diese positive Plattform angewiesen"

Herr Danuser, was erwartet St. Moritz von der Ski-WM?

Diese WM soll unsere Position als weltweite Nummer eins für Ferien in den Bergen bestätigen und weiter ausbauen.

Bringt denn eine Ski-WM dem Edelbrand St. Moritz überhaupt etwas?

Natürlich profitieren wir. Einerseits durch die Investitionen von 1 Milliarde Franken in den Ort und in die Infrastruktur am Berg und andererseits durch die weltweite Kommunikation unserer Kernkompetenz: Alpinsport in wunderschöner, schneesicherer Landschaft, Champagnerklima, Sonne, blauer Himmel, schicke Frauen und einiges mehr. St. Moritz ist mehr als Pferderennen, Polo, Windhunderennen, Cricket, Cresta, Bob, Golf, Gourmet-Festival, Juwelenwochen, Snow and Symphony und dergleichen im Schnee. In St. Moritz kann man auch exzellent skilaufen.

Würde nicht eine Veranstaltung wie das World Economic Forum, wie es in Davos zur gleichen Zeit durchgeführt wird, besser zu St. Moritz passen?

Überhaupt nicht. St. Moritz ist ein Ferienort und keine Kongressstadt, die mit New York, Genf oder Salzburg in Konkurrenz steht. Hier herrscht Freude, Spass, Entspannung, hier werden keine Probleme gewälzt. Es wäre für mich ein Albtraum, wenn St. Moritz plötzlich mit Maschinenpistolen, Polizeihunden, Demonstranten, gerunzelten Stirnen und dergleichen assoziiert würde.

Rechtfertigen sich die baulichen Eingriffe, die St. Moritz für die Pistenführung vorgenommen hat, für zwei, drei Skirennen?

Die baulichen Eingriffe erfolgten ausschliesslich oberhalb der Baumgrenze und stets mit Blick auch auf die Zeit nach der Ski-WM. Corviglia ist heute das modernste und schickste Skigebiet der Welt – die paar Eingriffe haben das Gebiet zusätzlich aufgewertet.

Wo sehen Sie die Nachhaltigkeit dieser Ski-WM?

In der modernsten alpinen Infrastruktur der Welt und zahlreichen Neubauten im Tal (Kempinski, Casino, Bäder, Parkhaus ...), im gewaltigen Kommunikationspotenzial, das auch nach der Ski-WM mit einem speziellen Konzept über Jahre hinaus genutzt wird, und schlussendlich in einem innovativen und spektakulären Gesamtenergieprojekt mit dem Namen "Clean Energy", das St. Moritz neben wichtigen Imagewerten zusätzliche Logiernächte und positive Publizität einbringt.

Wo sehen Sie die grössten Probleme bei der Durchführung?

Der Zielraum liegt auf gut 2000 Metern Höhe oberhalb der Waldgrenze, also rund 700 Meter höher als in St. Anton oder Bormio. Das ist im Fernsehen zwar attraktiv, bringt aber logistische Probleme und höhere Wetterabhängigkeit.

Sportveranstaltungen haben es in der Schweiz bei Volksabstimmungen immer schwer. Wie sind Sie strategisch vorgegangen, um die Zustimmung der Bündner Bevölkerung zu gewinnen?

Wir setzten auf offene Kommunikation und den Appell an den gesunden Menschenverstand. Die Schweiz und Graubünden haben zehn Jahre für diese WM kandidiert – zweimal in Laax und dreimal in St. Moritz. Nach all den Tiefschlägen ist unser Land sehr auf diese positive Plattform und Botschaft angewiesen. St. Moritz zahlt – bei 5000 Einwohnern – allein gegen die Hälfte der 80 Millionen Franken. Ein einmalig hoher Anteil.

St. Moritz ist im Gegensatz zu anderen Destinationen unverändert beliebt. Was ist das Rezept?

Wir betreiben seit Jahrzehnten professionelles, konsequentes und konsistentes Marketing. Unser Eventmarketing existiert seit 1880 und die Markenstrategie mit Sonne und Schriftzug seit 1930.

Inwiefern spüren Sie die Rezession?

Wir haben nur noch knapp 30 Prozent Gäste aus der Schweiz. Mehr als die Rezession spüren wir den starken Schweizer Franken. Steigt dieser gegenüber dem Euro um ein Prozent, sinken unsere Logiernächte entsprechend – so einfach ist das. Pro 1000 Einwohner steht in St. Moritz im Schnitt ein Luxushotel. Zusammen mit den zwölf Erstklasshäusern stellen sie über die Hälfte der hiesigen Hotelbetten – ein wunderschönes, aber auch anfälliges Angebot in unruhigen Zeiten.


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