Der chinesische Onlinehändler Temu erobert Europa mit aggressiven Werbekampagnen und extrem niedrigen Preisen. Doch hat sich die Plattform erst wie gewünscht etabliert, dürften die Preise steigen, schreibt die SonntagsZeitung. Die Werbestrategie, die sich Temu Milliarden kosten lässt, zielt laut Experten darauf ab, schnell Marktanteile zu gewinnen und nicht auf einen nachhaltigen Markenaufbau.
Im vergangenen Jahr beliefen sich die Marketingkosten von Temu laut Schätzung der US-Investmentbank Morgan Stanley auf 1,7 Milliarden Dollar. In diesem Jahr sollen sie auf fast 3 Milliarden Dollar ansteigen. Laut einer Studie der Werbeanalyse-Plattform Media Radar flossen 76 Prozent der Ausgaben in die sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Tiktok. 10 Prozent der Werbeeinnahmen der Facebook-Mutter Meta sollen allein von Temu stammen. Bei Google gehört das chinesische Unternehmen bereits zu den fünf grössten Werbekunden, schreibt das Wall Street Journal.
Nicolas Hostettler, Geschäftsführer der Zürcher Kreativ- und Mediaagentur Sir Mary, sieht in der Strategie einzig das Ziel, den Markt mit so viel Werbung wie möglich zu überrollen: «Nichts an der Werbestrategie zielt darauf ab, einen Brand nachhaltig aufzubauen.»
Zum endlos scheinenden Budget kommt eine «nie da gewesene Effizienz» bei den Lieferungen aus China in die Schweiz: Temu fliege die Pakete mit zwei Flugzeugen fast täglich nach Zürich und Genf, sagt Bernhard Egger, Geschäftsführer vom Handelsverband.Swiss, gegenüber der SonntagsZeitung. «Finanziell kann das nicht funktionieren», sagt er. Allfällige Verluste würden erst einmal in Kauf genommen. Ist der Markt erst erobert, geht er von steigenden Preisen aus. (pd/wid)
KOMMENTARE
01.04.2024 17:29 Uhr