Der frühere Migros-Werber Thomas Wildberger und Detailhandelsexperte Professor Jörg Staudacher von der Zürcher Hochschule für Wirtschaft sehen die neue Preispolitik der Migros äusserst kritisch. Der Detailhändler will bis Ende 2025 eine halbe Milliarde Franken investieren, um 1000 Produkte des täglichen Bedarfs auf Discounter-Niveau zu senken (persoenlich.com berichtete).
Die Migros gehe mit dem Versuch, sich ein Discounter-Image zu geben, ein Wagnis ein, warnt Wildberger, heute Partner bei der Unternehmensberatung Prophet, im Tages-Anzeiger. Der Experte, der früher mehrere Imagekampagnen für den Konzern lancierte, vermisst eine klare Gesamtstrategie: «Ich weiss nicht mehr, wofür die Migros steht. ‹Wir sind billig› kann es ja nicht sein.»
Staudacher bezeichnet die Kommunikationsstrategie als «verunglückt» und kritisiert im Tages-Anzeiger besonders den neuen Slogan «Es gibt definitiv keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen». Dieser desavouiere nicht nur den eigenen Discounter Denner, sondern erziehe die Kundschaft ohne Not dazu, noch stärker auf Preise zu achten.
Beide Experten skizzieren alternative Wege: Staudacher empfiehlt eine Neupositionierung als «Lebensbessermacher» mit Fokus auf digitale Services und Gesundheit. Wildberger mahnt, die emotionale Bindung nicht zu vernachlässigen: «Die Migros gehört immer noch den Leuten. Es sollte ihr gelingen, dieses Gefühl der Solidarität, des Stolzes und der Herzlichkeit erneut zu wecken.»
Auch kritisiert werden die gelben Tiefpreisschilder. Diese sorgen laut Nau.ch für Verwirrung bei den Kunden, besonders bei älteren Menschen. Konsumpsychologe Christian Fichter kritisiert die unübersichtliche Beschilderung und fordert mehr Transparenz statt Marketing-Wirrwarr. (cbe)
KOMMENTARE
04.11.2024 09:14 Uhr