Frau Faulhaber, Sie machen mit Ihrer Firma sehr viel PR für Hotels. Wie ist momentan dort die Stimmungslage?
Meine Ferienhotellerie-Kunden hatten durchgängig alle einen sehr guten Sommer und bis letzte Woche auch einen guten Herbst. Diese Hotels investieren seit Jahren in den Schweizer Markt und konnten die Auslastung sogar noch ausbauen, wie zum Beispiel das Maiensässhotel Guarda Val in Sporz oberhalb von Lenzerheide. Bei den Stadthotels fehlen die Geschäftsreisenden und die Nachfrage bei den Feriengästen. Insbesondere in den Stadthotels entstanden die letzten Monate sehr viele innovative Ansätze und Konzepte, die auch einen Teil der Ausfälle auffangen konnten. Da nun die Weihnachtsveranstaltungen abgesagt werden, ist die Stimmungslage dort eher gedrückt. Aber es entmutigt nicht, antizyklisch zu denken und situativ auf die Massnahmen zu reagieren. Viele Branchen haben das Jahr sehr gut gearbeitet und suchen nun nach Alternativen zur Weihnachtsfeier. Da haben wir bereits ein paar Ideen in der Pipeline. Und wir haben auch drei Hoteleröffnungen auf November und Dezember, das Berghuus in Radons, das Volkshaus Basel und das CERVO Mountain Resort in Zermatt.
Kann man in einer so schwierigen Situation mit PR und Werbung überhaupt noch etwas bewirken?
Ja, denn es geht ja nicht nur um kurzfristige Buchungen, sondern wir arbeiten ja mittel- und langfristig am Aufbau des Bekanntheitsgrades der Hotels. Ich sehe, dass sehr viele Tourismusbetriebe derzeit alles auf Eis legen und dann mit allen anderen gleichzeitig im Frühling die Kommunikation wieder hochfahren. Wenn du auffallen willst, dann musst du jetzt mit guten Inhalten und neuen Ansätzen raus.
Geht es allen Hotels gleich schlecht?
Nein, das variiert stark nach Destination, Grösse der Betriebe und Zielsegmenten. Betriebe, die von internationalen Tourismusströmen abhängig sind, oder die sich voll auf Geschäftsreisende und Seminargeschäft ausgerichtet haben, die leiden derzeit am meisten. Wie das Wintergeschäft wird, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Unsere Hotelkunden offerieren flexible Buchungskonditionen. Flexibilität schafft Vertrauen und ist für die Gäste lohnenswert, denn wenn der grosse Run auf die Skigebiete losgeht, dann haben sie garantiert ein Zimmer. Und wenn die Reise nicht möglich ist, können sie es kostenfrei verschieben.
Nun gibt es Stimmen, die sagen, der Sommer sei ja sehr gut gewesen...
Das war er auch in einigen Destinationen, wie im Tessin oder in Graubünden. Unsere Tessiner Kunden, die Villa Orselina und das Castello del Sole, hatten zum Beispiel einen sehr guten Sommer, einen der besten der letzten Jahre. Das Castello del Sole wurde dieses Jahr zweifach zum besten Schweizer Ferienhotel des Jahres ausgezeichnet. Aber wie schon bereits gesagt, den Städten bereitet es die meisten Schwierigkeiten.
Gibt es auch neue Ferientrends, die sich in dieser Zeit entwickelt haben...
Hotels, die die Natur vor der Haustüre haben und von der Grösse her überschaubar sind, waren dieses Jahr sehr beliebt. Genauso wie der Trend nach Ferienwohnungen.
Was würden Sie jemandem empfehlen, der in diesen Tagen ein bisschen Ablenkung sucht?
Ich würde die Zeit nutzen und mir überlegen, wo ich diesen Winter in der Schweiz meine Ferien buchen möchte. Vielleicht lässt sich mit dem Arbeitgeber auch eine Lösung finden für eine Kombination aus Homeoffice im Hotel und Ferien. Statt Firmen-Weihnachtsfeier. Fragen Sie in den Hotels nach den Corona-Schutzkonzepten und Packages, Sie werden überrascht sein, wie innovativ viele Betriebe sind. So können die Ferien Spass machen und sicher sein. Zum Beispiel reduzierte Gästeanzahl, private Skitourenguides, individuelles Frühstück für Langschläfer und vieles mehr.
Wie geht es Ihrem Unternehmen?
Im Frühling sind wir mit einem «blauen Auge» davongekommen. Bis dato heute läuft es bei uns sehr gut, und wir konnten tolle neue Mandate dazugewinnen.
Welche Dienstleistungen im Marketing sind momentan gefragt?
Wir werden vermehrt nach Marketing-Positionierungs-Workshops oder Innovations-Workshops gefragt. Das freut mich sehr, denn so können wir vom Zentrum heraus arbeiten.
Sie sind auch Mutter. Welche Auswirkungen hat Corona auf das Familienleben?
Das Homeschooling im Frühling war eine echte Herausforderung. Es brennt im Büro, und die Kinder benötigten mehr Zuwendung als sonst. Die Situation verunsichert nicht nur uns Erwachsene, sondern auch die Kinder. Da kamen mein Mann und ich ans Limit. Aber wir haben dann schnell nach Lösungen gesucht und konnten uns der Situation anpassen. Ich hoffe jedoch sehr, dass so ein Lockdown nicht nochmals kommt. Ich habe die psychische Belastung auch bei meinen Kindern stark gespürt und realisiert, wie wichtig der persönliche Kontakt für uns Menschen ist.
Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Als die Fallzahlen anfingen, so massiv zu steigen, und ich in mir eine gewisse Panik und Hilflosigkeit spürte. Die Angst, dass mir alles wieder einbricht, wo ich die letzten Wochen mit meinem Team und meinen Kunden so hart gearbeitet habe. Es hat mir aber aufgezeigt, dass jede Veränderung auch Chancen und Wachstum bringt und wir durch unser agiles Handeln sehr schnell und gut auf Krisensituationen reagieren können.
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com regelmässig eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.