26.07.2024

Olympia 2024

«Wir sind ein perfekter Zeitmesser»

Der Uhrenhersteller Omega ist seit 1932 offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele. Im Interview spricht CEO Raynald Aeschlimann über die Partnerschaft mit der Veranstaltung, die MoonSwatch und künstliche Intelligenz.
Olympia 2024: «Wir sind ein perfekter Zeitmesser»
«Omega-Uhren sind nach dem Haus, dem Auto und den Ferien die viertgrösste Investition, die viele tätigen», sagt Omega-CEO Raynald Aeschlimann. (Bild: zVg)

Raynald Aeschlimann, Omega ist bei den Olympischen Spielen in Paris einmal mehr für die Zeitmessung verantwortlich. Was bedeutet dies für Ihren Brand?
Bei den Olympischen Spielen vereinigt sich alles, was einen guten Brand auszeichnet. Vor allem für den Sport. Dieser bindet am meisten Emotionen überhaupt.

Konkret?
Es ist zauberhaft, dass es die Olympischen Spiele im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen geschafft haben, ausschliesslich auf den Sport zu fokussieren und diesen auch weiterzuentwickeln. Dies ist eine aussergewöhnliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die ersten Spiele im alten Griechenland bereits 776 vor Christus stattfanden. Dabei ist die ursprüngliche Idee bis heute die gleiche geblieben. Alle vier Jahre werden Sportarten und deren Sieger gekürt und gefeiert. Das macht für mich die Faszination der Olympischen Spiele aus. Wir sind stolz, dass OMEGA seit 1932 offizieller Zeitnehmer ist. Präzision war schon immer ein Teil unserer DNA. Wir sind nicht nur Sponsoren, sondern auch ein wichtiger Partner der Olympischen Spiele, der grössten universellen Veranstaltung überhaupt.

«Für einen Luxusbrand reicht es nicht, sich einfach als den besten zu definieren»

Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Unser Anspruch ist es, aufzuzeigen, dass wir nicht nur ein Zeitmesser sind, sondern ein perfekter Zeitmesser. Wir sind stolz, dass Omega der einzige Brand ist, der auch in den Stadien und auf den Bildschirmen vertreten und sichtbar ist. Dass die Olympischen Spiele dieses Jahr in Paris, dieser magischen Stadt, stattfinden, gibt der Angelegenheit zusätzlichen Schub. Aber zurück zum Marketing: Ich glaube, für einen Luxusbrand reicht es nicht, sich einfach als den besten zu definieren, es braucht auch eine Geschichte dahinter, die man erzählen kann. Omega hat diese.

Wie gross sind Ihre Investitionen für die Olympischen Spiele?
Sehr hoch. Wir entwickeln immer neue Technologien, um den Bedürfnissen der Athletinnen und Athleten gerecht zu werden. Wir decken innerhalb von zwei Wochen 32 Sportarten ab, sind mit 550 Spezialisten und 350 Tonnen Material in Paris vertreten. Die Menschen glauben immer, das sei selbstverständlich, doch das ist es überhaupt nicht. Man verlangt von uns Perfektion, Fehler können wir uns nicht leisten. Unser Logo an den Olympischen Spielen hat nur seine Berechtigung, wenn die Resultate für alle Beteiligten stimmen. Deswegen hängen wir den Umstand, dass wir offizieller Zeitmesser sind, werbetechnisch gar nicht zu hoch. Die meisten Menschen wissen sowieso, dass wir vor Ort sind. Ausschliesslich Marken, die eine Persönlichkeit haben, können Perfektion erzielen, Arroganz hilft dabei sicherlich nicht.

Sie haben das Comeback von Omega angesprochen. Bei der MoonSwatch hat primär Swatch profitiert …
Das ist klar, weil die Omega X Swatch eine Swatch-Uhr ist. Es ist eine Hommage an die berühmte Speedmaster Moonwatch, die erste Uhr auf dem Mond.

Und waren Sie damit einverstanden?
Ja, wir waren sofort einverstanden. Nicolas Hayek hat den Vorschlag an uns herangetragen, und wir haben anschliessend im kleinsten Kreis diskutiert. Was mich überzeugte, war, dass keine kommerziellen Interessen im Vordergrund standen, sondern eine Provokation im Sinne der Swatch-Tradition. Es handelte sich dabei um die Zelebration der Marke Swatch mit den Werten und dem Design von Omega. Alles andere – Uhrwerk, Mechanik, Keramik – stammt von Swatch. Schlussendlich haben beide Marken von dieser Idee profitiert. Uns kam sicherlich zugute, dass viele Swatch-Träger dank der MoonSwatch auf unsere Kollektion und die Geschichte dahinter aufmerksam wurden.

Was heisst das?
Die Moonwatch hat eine unglaubliche Geschichte: Buzz Aldrin trug 1969 bei der ersten Mondlandung eine OMEGA Speedmaster. Auch heute, 55 Jahre danach, begeistert diese Story noch immer. Ich habe aufgrund meiner Tätigkeit sehr viele Astronauten getroffen. Vier von ihnen, die auf dem Mond waren, leben immer noch. Die Moonwatch ist ein emotionales Highlight, sie geht über die Generationen hinaus, und ihre Geschichte bleibt aktuell.

«Omega-Uhren sind nach dem Haus, dem Auto und den Ferien die viertgrösste Investition, die viele tätigen»

Welches sind momentan für Sie die grössten Herausforderungen?
Omega-Uhren sind nach dem Haus, dem Auto und den Ferien die viertgrösste Investition, die viele tätigen. Wir müssen uns aber immer vor Augen führen, dass Luxusuhren nicht lebenswichtig sind. Gelingt es uns aber, über Generationen hinweg Leidenschaft und Emotionen zu erzeugen, dann sehe ich für Omega und unsere Branche nach wie vor grosses Potenzial.

Welche Einstellung haben Sie gegenüber künstlicher Intelligenz?
Eine positive. Mittlerweile verfügen wir über grosse Datenmengen. Dank künstlicher Intelligenz könnte man diese zu seinem Vorteil anwenden. Dies setzt aber ein gewisses Grundwissen über KI und eine intelligente Fragestellung voraus.

Was wäre für Sie eine intelligente Frage?
Zum Beispiel, warum wir in unserem Shop an der Zürcher Bahnhofstrasse an einem gewissen Tag nur zwölf statt zwanzig Uhren verkaufen.

Aber besteht nicht die Gefahr, dass künftig nur noch Modelle hergestellt werden, die absolut mehrheitsfähig sind?
Nein, das glaube ich nicht. Der kreative Prozess sollte nicht von künstlicher Intelligenz übernommen werden, sondern diese sollte bloss die Grundlage liefern. Dies bedingt, dass man die vorhandenen Daten analysiert und auch hinterfragt. KI ist ein Arbeitsinstrument und nicht ein Führungsinstrument.

War es immer Ihr Traum, Omega-Direktor zu werden?
(Lacht.) Ich habe mich während meines HSG-Studiums intensiv mit dem Finanz- und Investitionswesen auseinandergesetzt. Was mir fehlte, war die Tätigkeit für ein Unternehmen, mit dem ich mich identifizieren konnte. Ich sehnte mich nach einem Produkt mit Emotionen. Obwohl ich in den 1970er-Jahren im Berner Jura aufgewachsen bin, war niemand aus unserer Familie in der Uhrenindustrie tätig. Wir kannten aber viele, die dort arbeiteten und wegen deren existenzieller Krise um ihren Job kämpfen mussten.



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