13.06.2018

Digital Out of Home

ZKB-Werbescreens im persoenlich.com-Test

Nach Kritik weist die Zürcher Kantonalbank im Hauptbahnhof mit einem Schild auf die Kameras hin. Aber: Zeigen die Bildschirme tatsächlich personalisierte Botschaften? persoenlich.com hat die Intelligenz der Bildschirme unter die Lupe genommen.
Digital Out of Home: ZKB-Werbescreens im persoenlich.com-Test
Soll personenbezogene Werbung ausstrahlen: Ein Bildschirm in einem Pop-up-Store der Zürcher Kantonalbank im Hauptbahnhof. (Bilder: Christian Beck)
von Christian Beck

Die Banken Raiffeisen und ZKB testen umstrittene Werbebildschirme. Mithilfe von optischen Sensoren schätzt das System ab, ob tendenziell ein Kind, eine junge Frau oder ein älterer Mann vor dem Screen steht – und spielt so Werbung für die jeweilige Betrachterkategorie aus (persoenlich.com berichtete). Die Installation könne mit den anonymen Merkmalen jedoch keine Person identifizieren. Die Privatsphäre sei jederzeit gewährt, heisst es bei der ZKB. Funktioniert das sogenannte Personalised Digital Signage (PDS) wirklich?

Es ist Mittwoch, 8 Uhr, Pendlerstress: persoenlich.com beobachtet beim ZKB-Pop-up-Store im Zürcher Hauptbahnhof den Passantenfluss. Ob Schüler oder Rentner am Bildschirm vorbeieilen, scheint dabei egal zu sein. Der Screen spielt eine vordefinierte Schleife an unterschiedlichen Bewegtbild-Werbungen ab. Ob Bargeldversand, Steuerberatung oder ein Hinweis zum Magazin «ZH» – immer wieder kommen die gleichen Einspieler. In dem Moment, als ein Jugendlicher mit Kopfhörer vor dem PDS-Bildschirm durchschlendert, wird eine Werbung zur Pensionierung gezeigt. Wirklich personalisiert ist das nicht.

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Während einer halben Stunde bleibt niemand direkt vor dem Bildschirm an der Aussenseite des temporären und um diese Uhrzeit noch geschlossenen ZKB-Service-Points stehen. Genau das wäre jedoch nötig, wie der persoenlich.com-Test zeigt. Als sich der Proband – männlich, Mitte 40 – etwa anderthalb Meter vor den PDS-Screen stellt, scheint dieser darauf zu reagieren. Auge in Auge mit dem Auge über dem Bildschirm kommt auf selbigem nun ein Spot zur Familienabsicherung. Dann ein Hinweis, dass die ZKB den Wildnispark Zürich unterstützt. Und ein Hinweis, dass auch der Zoo Zürich von der ZKB profitiere. In der Annahme, der Mittvierziger sei Familienvater, war diese Auswahl nicht so schlecht.

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Bei der ZKB beobachtet man die Wirkung des Bildschirms aufmerksam. «Ein abschliessendes Fazit ist erst nach Schliessung des Service Points am Zürcher Hauptbahnhof möglich», sagt ZKB-Sprecher Yannik Primus auf Anfrage von persoenlich.com. Das wird Ende Oktober der Fall sein.

Kritische Stimmen wurden laut

«Dass der Kunde von drei an der Decke montierten Kameras beobachtet wird, ist nicht deklariert», hiess es in der «Schweiz am Wochenende» vom letzten Samstag. Dies sei auch nicht nötig, da nicht wirklich gefilmt, sondern der Gesehene lediglich in Echtzeit analysiert werde, sagte ein ZKB-Vertreter der Zeitung.

Nun aber die Kehrtwende: Direkt beim Bildschirm hängt seit dieser Woche ein A4-grosser Hinweis. «Es gab verschiedene Reaktionen von Medienschaffenden und Passanten zu Personal Digital Signage. Wir haben uns daher entschlossen, zusätzliche Klarheit in Bezug auf die eingesetzte Technologie zu schaffen», so Primus. Kritik deshalb, weil die Funktionsweise nicht auf den ersten Blick erkennbar gewesen sei. «Das haben wir nun mit den Hinweisschildern möglichst einfach und transparent erklärt.»

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Nebst dem Standort im Zürcher ShopVille werde PDS auch noch in Hinwil eingesetzt, so Primus. «Ob und wie PDS später eingesetzt wird, ist offen.»

Das persoenlich.com-Fazit: Bewegtbild scheint für einen intelligenten Screen an einer solchen Lage wie dem Hauptbahnhof Zürich, wo Passanten nur vorbeieilen, nicht die optimale Lösung. Bis das Video fertig abgespielt ist, ist der Pendler längst ausser Reichweite. Standbilder wären hier vermutlich zielbringender.



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