02.02.2017

Tamedia

«20 Minuten» wird zum Pendlerradio

Jetzt ist es definitiv: Die Pendlerzeitung lanciert im Mai ein eigenes digitales Radio direkt in der App. Moderiert wird der Kanal nicht. Die Hörer können das Musikprogramm aktiv mitgestalten. Das neue Radio sei den Lokalradios um zwei Monate voraus, sagt «20 Minuten»-Chef Marco Boselli.
von Christian Beck

20Minuten Radio

So richtig bestätigen mochte Tamedia die Pläne vor drei Wochen noch nicht. Dementiert wurde jedoch auch nicht, dass «20 Minuten» ein eigenes Webradio prüft (persoenlich.com berichtete). Nun ist klar: Ab Mai wird die App um einen Radio-Button erweitert, der auf Knopfdruck «den Soundtrack zur App» liefert, wie Marco Boselli, Leiter Publizistik und Prozesse Pendlermedien bei Tamedia, gegenüber persoenlich.com sagt. «Wir erreichen über die App über eine Million Menschen. Das ist attraktiv.»

Laut der aktuellsten Internetstudie NET-Metrix-Base würde bereits über ein Drittel der Schweizer Bevölkerung die Möglichkeit nutzen, Radio über das Internet zu streamen. Dieser Entwicklung wolle man Rechnung tragen, schreibt «20 Minuten» in einer Mitteilung. Gespielt wird vorwiegend Musik, begleitet von Stadion-IDs. Auf Moderationen wird vorderhand verzichtet. «Eine Radiomoderation macht dann am meisten Sinn, wenn es um News geht. In der App gibt es diese News ja bereits zum Lesen», so Boselli. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in einer späteren Phase auch moderierte Beiträge gibt. «Es gibt ganz viele Ideen. Nun wollen wir aber zunächst mal mit unserer Grundidee starten, nämlich ein Radio zu machen. Danach sehen wir weiter.»

Mainstream, aber trendig

Der Musikmix soll so ausgelegt sein, dass Trends aufgespürt werden und Songs zu hören sind, «zwei Monate bevor sie von den Lokalradios rauf und runter gespielt werden». Für Boselli ist es «ein auf Mainstream angepasstes Trendradio». Ronny Nenniger, Redaktionsleiter von «20 Minuten Tilllate» und früher langjähriger Musikchef bei Radio Energy, wird entsprechende Inputs geben, welche Musik zu spielen ist. Auf der technischen Seite umgesetzt wird das Radio jedoch von einer externen Firma, nämlich Digital Media Distribution, die unter anderem auch Hotels mit Musik beliefert.

«20 Minuten» wird den Nutzern die Möglichkeit bieten, das Radioprogramm aktiv mitzugestalten. So können die gespielten Lieder von den Hörern bewertet werden. Das Voting fliesst direkt in das Programm ein und so werden Songs mit vielen «Upvotes» öfter gespielt und Songs, die bei den Usern nicht gut ankommen, aus dem Programm gestrichen.

Auch Werbung wird gespielt

Das Musikradio von «20 Minuten» wird in Zusammenarbeit mit Swiss Radioworld, einer Tochtergesellschaft der Goldbach Group und verantwortlich für die nationale Vermittlung von Radiowerbung, vermarktet. «Am Anfang geht es darum herauszufinden, wie gross das Interesse bei den Werbetreibenden ist», sagt Marco Boselli (Bild unten). An die ideale Werbefrequenz müsse man sich erst noch rantasten.

Marco_Boselli_20_Minuten_2016

Radio bei «20 Minuten» ist nicht neu. Schon 2005 hatte die Pendlerzeitung ein IP-Radio lanciert (persoenlich.com berichtete). Dieses verschwand dann aber wieder still und leise aus mangelndem Interesse. «Die Idee war damals vielleicht die richtige, aber der Zeitpunkt der falsche», so Boselli. Mittlerweile gebe es ein riesiges Hörerpotenzial durch die App. Die gab es vor über zehn Jahren noch nicht.

Zu den Finanzen des neuen Radios gibt Boselli keine Auskunft. Nur so viel: «Wir haben ganz im Sinne des Start-up-Denkens die Initialkosten tief gehalten und ein Produkt realisiert, mit dem wir primär das Kundenbedürfnis testen wollen.»



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Kommentare

  • stefan heib, 26.02.2017 10:48 Uhr
    wenn die votenden radio-user die gleichen sind wie die kommentarschreiber auf 20 minuten, dann wird das das lachhafteste programm der radiogeschichte!
  • Hugo Niemer, 02.02.2017 23:06 Uhr
    Und wieder einmal mehr werden wir von Tamedia - sprich der Familie Conix vom Züriberg - massiv manipuliert. Die machen solche Millionen-Investitionen nicht ohne glasklare Hintergedanken....
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