04.07.2018

Streik bei Tamedia Romandie

200 Personen demonstrieren in Lausanne

Tamedia-Mitarbeitende und Gewerkschaftsvertreter haben am Mittwoch gegen die geplante Einstellung der Zeitung «Le Matin» protestiert. Sie forderten die Tamedia-Spitze zu einem echten Dialog über eine Zukunft des Blatts auf.
Streik bei Tamedia Romandie: 200 Personen demonstrieren in Lausanne
«En Grève» (im Streik): Journalisten von Tamedia in der Westschweiz verlangen vom Zürcher Verlag, dass dieser auf Entlassungen verzichtet. (Bild: Keystone/Valentin Flauraud)

Über 200 streikende Tamedia-Mitarbeitende und Gewerkschaftsvertreter haben am Mittwoch gegen die geplante Einstellung der Zeitung «Le Matin» demonstriert. Sie forderten die Tamedia-Spitze zu einem echten Dialog über eine Zukunft des Blatts auf.

Bereits am Morgen hatten sich Dutzende Redaktorinnen und Redaktoren in einem Saal in der Lausanner Innenstadt versammelt. Gegen Mittag zogen sie mit Plakaten mit der Aufschrift «En Grève» (im Streik) zum Bahnhof. Dort wurden sie von über 100 weiteren Tamedia-Mitarbeitenden und Sympathisanten empfangen.

Anschliessend machten sich die Kundgebungsteilnehmer auf den Weg zum Edipresse-Turm. Mit Sprechchören wie «Tamedia tue vos medias» (Tamedia tötet eure Medien) oder «Sauvez la presse!» (Rettet die Presse) und Trillerpfeifen machten die Journalisten ihrem Unmut Luft. Tamedia hatte die Edipresse-Titel «24 heures», «Tribune de Genève», «Le Matin» und «Le Matin Dimanche» vor acht Jahren gekauft.

«Pressevielfalt auf dem Gewissen»

Mehrere Redner warfen dem Zürcher Medienkonzern vor, für den Niedergang der Medienvielfalt in der Romandie verantwortlich zu sein. Auch die Westschweiz habe ein Anrecht auf eine vielfältige Presse. Es gebe andere Lösungen als Zeitungen einzustellen, lautete der Tenor.

«Wenn es einen Verleger gibt, der es sich leisten kann, Alternativen zu testen, dann ist es Tamedia, der jährlich Gewinne von mehreren Millionen Franken schreibt», sagte die Journalistin Flavienne Wahli Di Matteo. Patricia Alcaraz von der Gewerkschaft Syndicom lobte den Mut der Streikenden und rief dazu auf, sich gegen die reine Zahlenlogik und die Geringschätzung und Zerstörung von Arbeitsplätzen zu wehren. «Die Entscheide von Tamedia sind empörend», sagte sie.

Unter den wenigen anwesenden Politikern sprach sich SP-Ständerätin Géraldine Savary für den Dialog aus. «Den Dialog abzubrechen, wie es Tamedia getan hat, ist inakzeptabel», sagte sie.

Alternativvorschläge abgelehnt

Das Verlagshaus hatte vor einer Woche alle Gegenvorschläge der Redaktion zur Rettung von «Le Matin» abgelehnt (persoenlich.com berichtete). Am Dienstagnachmittag traten die Redaktionen von Tamedia Romandie in einen auf Mittwoch Mitternacht befristeten Streik. Am Nachmittag diskutierten die streikenden Journalisten über das weitere Vorgehen.


Die Tamedia-Leitung hatte zuvor ihre Forderung nach einem sofortigen Ende des Streiks bekräftigt. Gleichzeitig rief der Medienkonzern am Mittwochmorgen die kantonale Schlichtungsstelle in kollektiven Arbeitsstreitigkeiten dazu auf, im Konflikt zu vermitteln. (sda/cbe)

 

 

 



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