15.12.2018

Enthüllungen zu Cum-Ex

Bank Sarasin klagt gegen deutschen Journalisten

Die im vergangenen Oktober enthüllten Cum-Ex-Geschäfte haben für Oliver Schröm, Chefredaktor des Recherchebüros Correctiv, ein juristisches Nachspiel. Schröm bestreitet die Vorwürfe: «Das ist Bullshit. Ich habe noch nie jemanden zu einer Straftat angestiftet.»
Enthüllungen zu Cum-Ex: Bank Sarasin klagt gegen deutschen Journalisten
Unter der Leitung von Oliver Schröm hatte Correctiv gemeinsam mit 18 Medienpartnern Steuertricks von Aktienhändlern aufgezeigt. (Bild: correctiv.org)

Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Anstiftung zum Verrat von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen. Darüber berichteten letzte Woche mehrere deutsche Medien, und am Samstag auch Zeitungen von Tamedia – so der «Tages-Anzeiger» (Artikel online nicht verfügbar). Unter Schröms Leitung hatte Correctiv gemeinsam mit 18 Medienpartnern fragwürdige Steuertricks von Aktienhändlern aufgezeigt. Aktiendeals werden dabei zeitlich so gesteuert, dass kurz um den Dividendenstichtag mehrere Eigentümer auftreten. Auf diese Weise kann die Kapitalertragssteuer von mehreren Parteien zurückgefordert werden.

Das Strafverfahren gegen Schröm stammt laut «Tages-Anzeiger» von 2014. Er soll einen Angestellten der Basler Privatbank J.Safra Sarasin dazu angestiftet haben, deren Cum-Ex-Geschäfte öffentlich zu machen. Die Bank reichte daraufhin in Zürich Strafanzeige gegen Schröm ein. Die Staatsanwaltschaft III in Zürich stellte nun in Deutschland ein Strafübernahmeersuchen.

«Interessensgeleitete Schweizer Justiz»

Schröm bestreitet die Vorwürfe. «Das ist Bullshit. Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden zu einer Straftat angestiftet. Es ist doch so: Whistleblower melden sich bei Journalisten. Diese berichten bei entsprechender Beleglage, oder auch nicht. Das ist keine Straftat. Das ist journalistische Berichterstattung», sagt Schröm im Interview mit dem «Stern».

Auch der Deutsche Journalistenverband beurteilt die Ermittlungen als inakzeptabel: «Die Staatsanwaltschaft Hamburg macht sich zum Handlanger einer interessengeleiteten Schweizer Justiz: Investigative Journalisten und ihre Informanten aus der Bankenbranche sollen zum Schweigen gebracht werden», zitiert der Tagi aus einer Mitteilung. (eh)



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