Berater analysieren die Arbeitsprozesse

SRF - Bain & Company hat in einer frühen Phase den Transformationsprozess im Projekt «SRF 2024» unterstützt. Vorwürfe der Schweiz am Wochenende, wonach SRF die besten Storys verschlafe, dementiert TV-Chefredaktor Tristan Brenn.

SRF-Direktorin Nathalie Wappler will mit dem Projekt «SRF 2024» das junge Publikum erreichen (persoenlich.com berichtete). Sie engagierte eine Unternehmensberatung, um ihren Plan umzusetzen. Bain & Company hätte «in einer frühen Phase den Transformationsprozess im Projekt ‹SRF 2024› methodisch und beratend unterstützt», sagt Sprecherin Andrea Wenger gegenüber der Schweiz am Wochenende. Das Mandat sei seit Juni beendet. Laut der CH-Media-Zeitung seien «bis zu acht Berater» während Wochen am Leutschenbach ein- und ausgegangen und hätten die Arbeitsprozesse analysiert.

Am 8. oder 9. Oktober sollen «Änderungen, Einsparungen und Entlassungen» bekanntgegeben werden. Bereits Ende August wurde bekannt, dass mehrere Sendungen wie «Eco», «Sportaktuell» oder «Viva Volksmusik» aus dem Programm gekippt werden.

«Inhalte leiden nicht»

Laut der Schweiz am Wochenende sei der Unmut unter den SRF-Mitarbeitenden «beträchtlich». Kritisiert werde unter anderem, dass mit der Verlagerung auf digitale Kanäle «immer nur über Strukturen und kaum über Inhalte geredet werde».

Dieser Vorwurf sei «nicht haltbar», heisst es in einer Stellungnahme, die SRF am Samstag publizierte. «SRF hat den Journalisten Francesco Benini auf das vor wenigen Tagen publizierte Medienqualitätsranking 2020 hingewiesen, in dem SRF-Newssendungen aus Radio und Fernsehen unverändert Spitzenpositionen belegen, darunter auch das aus dem Newsroom heraus produzierte ‹10vor10›», so Tristan Brenn, Chefredaktor TV SRF. «Diese Auszeichnungen sowie die täglich gute Arbeit unserer Journalistinnen und Journalisten sind Beleg dafür, dass unsere Inhalte nicht unter den organisatorischen Veränderungen leiden.»

Chaos im Newsroom?

Weiter schreibt die Schweiz am Wochenende: «Chaos im Newsroom: SRF verschläft die besten Storys». Als Beleg wird eine Medienkonferenz der CS genannt: «Als die Credit Suisse 2019 mit Machtkämpfen im obersten Management international für Schlagzeilen sorgte, verschlief SRF die Story weitgehend», heisst es im CH-Media-Blatt. Auch diesen Vorwurf lässt Brenn nicht gelten: «Der Journalist der Zeitung, Francesco Benini, lässt dazu Fakten sowie die Stellungnahme von SRF weg, in deren Besitz er war.»

Richtig sei, dass SRF an der kurzfristig angekündigten Medienkonferenz mit einem Redaktor anwesend gewesen sei, das Kamerateam aufgrund eines Missverständnisses jedoch zu spät aufgeboten wurde. «Die Story wurde deswegen nicht verschlafen, sondern mit Bildern von Keystone-SDA sowie dann mit eigenen Interviews und Einordnungen publiziert. Das Publikum der Newssendungen hat also nichts gemerkt, es wurde ohne Lücken und in guter Qualität informiert», so Tristan Brenn. «Solche Pannen sind selten, können im Alltag aber auch mal vorkommen.» Einen Zusammenhang zur Organisation im Newsroom gebe es nicht.

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die SRF-Inlandredaktion mit einem Protestschreiben ihren Unmut über die Zustände im Newsroom geäussert und eine interne Analyse gefordert hat. Laut einer Umfrage der Gewerkschaft SSM haben 75 Prozent der Newsroom-Mitarbeitenden das Gefühl, dass ihre Standpunkte wenig bis gar nicht beachtet werden. (cbe)