Danni Härry, bis letzten Mittwoch stellvertretender Chefredaktor der Berner Zeitung, hätte eigentlich am Donnerstag seine neue Stelle als Chefredaktor von 20 Minuten antreten und somit den Sessel des im Dezember überraschend verstorbenen Urs Weber übernehmen sollen. Wie Härry gegenüber der sda erklärte, sei er bis am Mittwochabend davon ausgegangen, dass er seine neue Stelle bei 20 Minuten am Donnerstagmorgen antrete. Gegen 19 Uhr sei er zu einer kurzfristigen Sitzung aufgeboten worden, wo ihm eröffnet worden sei, der VR habe beschlossen, die Zeitung werde ohne ihn, Härry, weitermachen. Dieser Bescheid habe ihn umso mehr überrascht, als er noch am Dienstagabend ein längeres Telefonat mit Verwaltungsratspräsident Ekkehard Kuppel geführt habe. Dieser habe ihm versichert, dass alles wie vorgesehen anlaufen werde. Was nun weiter gehe, sei noch nicht klar. Der VR-Entscheid sei an sich zu akzeptieren. Ob er allenfalls rechtliche Schritte unternehmen wird, ist laut Härry noch völlig offen. Er erwarte eine Einigung. Gespräche über eine Entschädigung seien im Gange. Weitere berufliche Pläne habe er naturgemäss zur Zeit noch nicht.
Wie Sacha Wigdorovits, VR-Delegierter von 20 Minuten, gegenüber "persoenlich.com" erklärte, habe man erkannt, dass die internen Strukturen und die personelle Organisation von 20 Minuten vom VR nochmals in Ruhe überdenkt werden müssten, um so die Kontinuität im weiteren Aufbau gewährleisten zu können. Es sei u.a. darum gegangen, dies auch nach innen zu signalisieren. Mehr könne er zum jetztigen Zeitpunkt nicht sagen. Auf den Einwurf hin, dass der Zeitpunkt des Entscheids, Härry nun doch nicht als Chefredaktor einzustellen, zumindest für diesen nicht glücklich gewählt worden sei, sagte Wigdorovits: "Wenn man einen Handlungsbedarf sieht, dann muss man handeln".
Exodus bei 20 Minuten
Überrascht vom VR-Entscheid wurde am Donnerstagmorgen auch die Redaktion. Man sei allerdings "nicht erschüttert", sagte ein Redaktor. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Wahl Härrys zum Chefredaktor bei Teilen der Redaktion nicht auf Begeisterung gestossen war. Irgendwelchen Druck auf den VR habe es aber nicht gegeben, versicherte der Auskunftgeber.