30.10.2025

SRF

«Die Föhnfische stehen ganz oben auf der Liste»

Nach 21 Jahren bei «SRF Meteo» verkündet Felix Blumer am Freitag zum letzten Mal die Wetterprognosen auf Radio SRF. Der 65-jährige Meteorologe freut sich auf neue Aufgaben als Wetterbotschafter. Im Gespräch erzählt er von seinem Abschied, seiner Leidenschaft für Wolkenfotografie und warum Kamtschatka ein Traum bleiben wird.
SRF: «Die Föhnfische stehen ganz oben auf der Liste»
«21 Jahre Schichtarbeit zwängt einen in ein Korsett, das man irgendwann loswerden möchte», so Felix Blumer, bald pensionierter Meteorologe bei «SRF Meteo» – er wurde am Sonntag 65 Jahre alt. (Bilder: zVg)

Felix Blumer, am Freitag verkünden Sie zum allerletzten Mal das Wetter auf den Radiosendern SRF 1, SRF 3 und SRF Musikwelle (persoenlich.com berichtete). Was überwiegt: Vorfreude oder Wehmut?
Momentan ganz sicher die Vorfreude. Ich habe nun 21 Jahre Wetterprognosen gemacht, das ist für den Moment genug. Es ist nicht so, dass mich das Wetter nicht mehr interessieren würde, aber 21 Jahre Schichtarbeit zwängt einen in ein Korsett, das man irgendwann loswerden möchte. In drei, vier Monaten sieht das vielleicht wieder anders aus. Vielleicht fehlt mir dann das Radio.

Haben Sie sich schon überlegt, was Sie in Ihrer allerletzten Wetterprognose sagen?
Sicher nicht. Jedes Interview ist spontan und ich erzähle genau das, was in dem Moment relevant ist. Das macht die Interviews lebendig und ganz nahe an den HörerInnen. Umgekehrt nehme ich auch den einen oder anderen sprachlichen Fehler in Kauf. Aber wenn wir auf der Strasse ein spannendes Gespräch führen, ist das ja auch nie direkt druckreif.

«Es gab dazu nur zustimmende Kommentare»

Sie sind bekannt für Ihren Humor am Radio. Gab es einen spontanen Spruch, der für Nachhall sorgte?
Es gab einige. Vor Jahren gab es allen Ernstes eine parlamentarische Anfrage, ob man nicht beim Wetterbericht strikte Mundart sprechen und entsprechend das Wort Schauer verbieten könnte. Ich habe dann in meiner Rubrik die Wetterwoche auf SRF 1 dargelegt, dass es für Schauer kein wirklich passendes Synonym gäbe, mit dem Nachsatz, dass ich das Gefühl hätte, man könnte sich unter der Bundeshauskuppel mit wichtigeren Problemen befassen. Es gab dazu nur zustimmende Kommentare.

Gab es eine Wetterprognose, die komplett danebenlag und Sie besonders geärgert hat?
Ja, das war aber noch bei Jörg Kachelmann. Da schrieb ich für die Rad-WM in Mendrisio, dass das Zeitfahren bei vielen Wolken, aber trockenem Wetter über die Bühne gehen würde. Es regnete an jenem Tag, aber nur einmal. Immerhin: Alex Zülle wurde trotzdem Weltmeister.

Wie gehen Sie mit bissigen Kommentaren von Hörern um, wenn das Wetter nicht stimmt?
Solange die Tonalität des Mailschreibers passt, ist das kein Problem. Mehr Mühe habe ich bei einem unflätigen Wortlaut oder wenn völlig abstruse Behauptungen aufgestellt werden.

Apropos Kommentare: Sicherlich werden Sie in Ihrer Freizeit häufig auf das Wetter angesprochen. Nervt das manchmal?
Nein, in der Regel nicht. Daraus ergeben sich oft sehr interessante Gespräche und Begegnungen. Ich bin grundsätzlich ein neugieriger Mensch und mag Menschen gern. Entsprechend faszinieren mich solche Begegnungen.

Als Meteorologe analysieren Sie täglich das Wetter. Welches Wetter lieben Sie beruflich und welches privat?
Privat: Sonne satt und mindestens 25 Grad, sonst Spektakel am Himmel.

«Wolken leben von den Farben, den Formen und den Stimmungen und dazu den eigenen Emotionen»

Sie fotografieren Wolkenformationen und haben 150'000 Bilder gesammelt – welche Wettersituation fasziniert Sie am meisten?
Natürlich stehen die Föhnfische (Altocumulus lenticularis) ganz oben auf der Liste, aber man kann das nicht so abschliessend sagen. Wolken leben von den Farben, den Formen und den Stimmungen und dazu den eigenen Emotionen. Diese Kombination macht jedes Bild zu einem eigenen Kunstwerk, sofern die Fotografie technisch einwandfrei ist.

Ab November werden Sie offiziell Wetterbotschafter vom Säntis. Wie häufig werden Sie auf dem Berg anzutreffen sein?
Oh, da gibt es keine feste Zahl. Nebst Wetterevents auf dem Berg stehe ich da auch in den Seminarlokalitäten für Referate über Wetter und Klima zur Verfügung. Aber natürlich: Die Sache ist super gestartet. Der Anlass zur totalen Mondfinsternis am 7. September unter dem Boulevard-Titel «Blutmond» hat dem Säntis Besucherzahlen im Rekordbereich gebracht.

Sie begleiten auch Wissenschaftsreisen in die Antarktis und nach Alaska. Was fasziniert Sie an diesen extremen Wetterregionen?
Alles. Die Landschaften, die Vegetation, das Wetter, dann ganz speziell in jenen Gebieten Schnee und Eis, aber auch die Temperatur, die Luft, die Düfte. Ich könnte schon morgen wieder verreisen.

Sie sagten der Schweizer Illustrierten, dass Kamtschatka noch ein Reisetraum ist – wegen der Vulkane und Landschaft. Glauben Sie, dass dieser Traum noch Realität wird?
Nein. Kulturell sind die Grossmächte zu weit auseinander. Mit kulturell meine ich das gegenseitige Verständnis und die Achtung. Viel zu viele Staatschefs sind reine Machtmenschen anstatt Führungspersönlichkeiten. Daran wird sich leider so schnell nichts ändern.

Ab Samstag wachen Sie auf, ohne eine Wetterprognose machen zu müssen. Schauen Sie dann überhaupt noch aus dem Fenster, um das Wetter zu checken?
Am Samstag schaue ich sicher nicht aus dem Fenster. Ich muss dann eiligst packen, denn ich reise mit meiner Frau in die Ferien. Das Wetter an der Feriendestination interessiert mich hingegen schon sehr.


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