28.04.2020

B&B Endemol Shine

«Die neue Aufgabe bietet ein Mass an Abenteuer»

Marc Gieriet hat als DOK-Serien-Chef und fast 20 Jahren bei SRF gekündigt und geht zu B&B Endemol Shine. Im Interview sagt er, weshalb er den «Traumjob» aufgibt und warum Fernsehen zu Unrecht als Palliativpatient angesehen wird.
B&B Endemol Shine: «Die neue Aufgabe bietet ein Mass an Abenteuer»
«Ich bleibe SRF-Fan», sagt der abtretende DOK-Serien-Chef im Interview. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Gieriet, herzliche Gratulation zum neuen Job bei B&B Endemol Shine. Was gab für Sie den Ausschlag zu wechseln?
Es gab und gibt keinen eigentlichen Ausschlag. Am ehesten ein Bedürfnis nach einer neuen Aufgabe, nach ein bisschen Abenteuer. Und dann ergab sich in einem Gespräch mit Tommy Sturzenegger, dem Geschäftsleiter von B&B Endemol Shine, plötzlich diese Möglichkeit. Diese neue Aufgabe bietet sicher ein Mass an Abenteuer. Aber auch Fähigkeiten und Interessen, die ich bei SRF anwenden durfte, werden wohl gefragt sein.

Wäre nicht gerade in den jetzigen Zeiten die SRG der sicherere Arbeitgeber?
SRF ist auf jeden Fall ein hervorragender Arbeitgeber, ob in sicheren oder in unsicheren Zeiten. Dass ich fast 20 Jahre lang spannende Arbeiten für SRF und das Publikum machen durfte, lässt mich ewig dankbar sein. Aber wie gesagt, ein bisschen Unsicherheit hält jung und wach (lacht). Wie sagte einst der amerikanische Theologe W. G. Shedd: «Der sicherste Ort für ein Schiff ist der Hafen. Doch dafür sind Schiffe nicht gemacht.»

«Da die Skypeverbindung im entscheidenden Augenblick schlecht war, kann ich nicht sagen, ob alle ‹Endlich!› gerufen haben oder ‹Eigentlich schade!›»

Wie hat man im Schweizer Fernsehen auf Ihren Abgang nach fast 20 Jahren reagiert?
Da die Skypeverbindung im entscheidenden Augenblick schlecht war, kann ich nicht sagen, ob alle «Endlich!» gerufen haben oder «Eigentlich schade!». Ich habe viele sehr wohlwollende und berührende Reaktionen erhalten. Tatsächlich verstehen nicht alle, dass ich diesen Traumjob ausgerechnet jetzt aufgebe. Ich kann nur sagen: Ich gehe im Guten. Ich werde weiter SRF schauen, Freundschaften pflegen und mich für den Service-public-Gedanken stark machen. SRF ist wichtig. Es arbeiten unglaublich viele gute Leute dort. Wenn ich das an dieser Stelle einmal sagen darf. Ich habe seit 1992 bei mehreren privaten Medienunternehmen arbeiten dürfen und jetzt 20 Jahre bei SRF. Gute Leute gibt es überall. Und bei SRF ganz besonders. Und zwar in allen Chargen. Die Schweiz, die Deutschschweiz, ist mit SRF sehr gut bedient. Das hat man jetzt erst recht wieder gesehen. Die Redaktionen und Teams haben grossartige Angebote von höchster Qualität aus dem Boden gestampft. Ich bleibe SRF-Fan.

Hatten Sie bereits Kontakt mit Freddy Burger, dem Hauptaktionär von B&B Endemol Shine?
Er hat mich angerufen und hat sich gefreut. Seit ich vor acht Jahren einen Film über ihn gemacht habe, pflegen wir einen freundschaftlichen Kontakt. Freddy ist eine Ausnahmeerscheinung in der Schweiz.

«Erwartungen sind hinterhältige Geschöpfe»

Was erwarten Sie von Ihrer neuen Tätigkeit?
Erwartungen sind hinterhältige Geschöpfe. Ich erwarte nichts. Aber ich habe die Hoffnung, dass ich zusammen mit Tommy Sturzenegger, Simone Hediger und dem ganzen Team hin und wieder scheitern und noch viel öfter einen raushauen werde.

Wie wird sich das TV-Geschäft nach Corona weiterentwickeln?
Keine Ahnung. Ich weiss aber, dass das Fernsehen zu Unrecht – und vor allem von Medienleuten – schon seit Jahrzehnten als Palliativpatient angesehen wird. Als ich vor 20 Jahren von Tele24 zu (damals) SF DRS wechselte, begrüsste uns Direktor Peter Schellenberg sarkastisch auf dem sinkenden Schiff. Sinngemäss teilte er jedem Neu-Ankömmling mit, dass wir in einer aussterbenden Branche tätig seien. Der Blick schrieb schon 1995, die Quoten des Schweizer Fernsehens seien im Sinkflug begriffen. Wenn ich den heutigen Erfolg von SRF angesichts der inzwischen nachgerade explodierten Konkurrenzsituation und dem veränderten Medienkonsum anschaue, kann ich nur feststellen, dass das Fernsehen lebt und noch eine ganze Weile seinen festen Platz beim Publikum hat. Was nicht heisst, dass sich das Fernsehen nicht auch um das junge Publikum bemühen muss. Das geschieht aber auch.

 

 

 



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