19.04.2020

Werbeeinbruch wegen Corona

Die Privaten rufen um Hilfe

Nach Ablehnung des Gesuchs durch den Bundesrat sei die Existenz privater Radio- und Fernsehstationen gefährdet, schreiben drei Verbände der privaten elektronischen Medien. Umso mehr stören sich diese, dass der Bundesrat die Beiträge für die SRG erhöht hat.
Werbeeinbruch wegen Corona: Die Privaten rufen um Hilfe
Viele Privatradios und -fernsehen sehen sich derzeit mit einer «dramatischen Situation» konfrontiert. (Bild: Keystone/Alexandra Wey)

Seit dem Beginn der Coronakrise sind die Werbeerträge der Privatradios und -fernsehen zwischen 60 und 90 Prozent eingebrochen, heisst es in einer Mitteilung der Verbände der regionalen Radios und Fernsehen der Schweiz (Telesuisse, VSP und RRR).

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Wegen des dramatischen Rückgangs der Werbeinnahmen, haben die Verbände der regionalen Radios und Fernsehen der Schweiz deshalb Ende März ein Nothilfegesuch an den Bundesrat gestellt. Darin wurde verlangt, die vorhandenen Reserven der Radio- und Fernsehgebühren einzusetzen, um es den Stationen zu ermöglichen, ihre publizistischen Leistungsaufträge weiterhin zu erfüllen.

Der Bundesrat hat das Gesuch jedoch abgelehnt. «Umso störender finden es die Privatradios und -fernsehen der Schweiz, dass der Bundesrat in dieser Lage ausgerechnet sie im Stich lässt und dafür die SRG ab nächstem Jahr mit 50 Millionen Franken mehr bedienen will, erst noch mit der Begründung, es seien damit Werberückgänge der SRG zu kompensieren», schreiben die Verbände.

Auch mehr Geld für die Privaten

Wie am Donnerstag ebenfalls bekannt wurde, sollen auch die lokalen und regionalen Radio- und Fernsehveranstalter ab kommendem Jahr eine leicht erhöhte Unterstützung erhalten. Zwar bleibt der Abgabeanteil bei 6 Prozent. Aufgrund der leicht höheren Einnahmen stehen unter dem Strich aber ebenfalls mehr Mittel zur Verfügung. «Von einer Erhöhung kann man nicht wirklich sprechen. Das macht pro Sender und Jahr 45'000 bis 75'000 Franken aus. Kein Vergleich mit den 50 Millionen Franken der SRG», so André Moesch, Präsident von Telesuisse, auf Anfrage von persoenlich.com. «Was uns stört: Bei der SRG sprengt man ohne weiteres den beschlossenen Gebührendeckel, und bei uns heisst es, die 6 Prozent seien halt fix. Und das inmitten einer massiven Krise.»

Auch Jürg Bachmann, Präsident des Verbands Schweizer Privatradios, relativiert die «erhöhte Unterstützung». Selbstverständlich sei jedes Geld willkommen, das in die privaten elektronischen Medien fliesse. Aber: «Vom erwähnten Betrag profitieren nur diejenigen Privatradios, die jetzt schon Gebührengeld bekommen. Das ist etwa ein Drittel aller Veranstalter. Alle anderen bekommen nichts, und auch für die Zukunft ist unseres Wissens bis jetzt nichts vorgesehen.» Zudem stehe, «bei allem Respekt für die SRG», die zu erwartende rund eine Million Franken für die Privatradios in keinem Verhältnis zu den 50 Millionen, welche die SRG bekomme. «Diese Zahlen sind für uns aber nicht nachprüfbar. Wir gehen davon aus, dass die Politik hier Klarheit zu den Einnahmen und der Verteilung über die Jahre hinweg verlangen wird», so Bachmann zu persoenlich.com.

Es drohen Schliessungen

Die regionalen Radios und Fernsehen der Schweiz wollen sich nun ans Parlament wenden und ihr Nothilfegesuch dort einreichen. Erfolge nicht rasch Hilfe, sähen sich die Regionalradios und -fernsehen innert Kürze gezwungen, «ihre Sendungen einzustellen oder zumindest massiv zu reduzieren». Bei einzelnen Station drohe sogar die Schliessung. «Besonders schwierig ist es für die kleinen TV-Sender, zum Beispiel in der Romandie. Die haben kaum Reserven», so Moesch. Namen will er keine nennen.

Bachmann sagt, dass alle Radiosender massiv betroffen seien. «Wer, bei allen regionalen Unterschieden, höhere Einnahmen hat, hat in der Regel auch höhere Kosten. Diese stehen nun praktisch null Werbeeinnahmen gegenüber.» Halte die Situation ein paar Monate an, komme jedes Radio in echte Liquiditäts- und Finanznöte. «Entweder es hat Reserven oder es fährt in eine Sackgasse», so Bachmann. (pd/lol/cbe)



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