20.03.2020

SRF

«Dok» über Whistleblower mehrheitlich korrekt

Ombudsmann Roger Blum gibt dem Beanstander, einem alt Standespräsidenten, in drei Detailpunkten Recht.
SRF: «Dok» über Whistleblower mehrheitlich korrekt
Adam Quadroni, der Whistleblower, der 2009 das Bündner Baukartell aufdeckte, stand im Fokus eines «Dok»-Films. (Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller)

Der SRG-Ombudsmann hat eine scharfe Kritik des Bündner alt Standespräsidenten Not Carl an einem Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens im Zusammenhang mit dem Unterengadiner Baukartell zurückgewiesen. In drei Detailpunkten aber war die Beanstandung berechtigt.

«Der Preis der Aufrichtigkeit – Adam Quadronis Leben nach dem Baukartell», heisst der Titel des am 4. Dezember letzten Jahres ausgestrahlten Dokumentarfilms des Fernsehens SRF. Der Bündner alt Standespräsident und ehemalige Gemeindepräsident von Scuol, Not Carl, beanstandete danach, das Sachgerechtigkeitsgebot sei massiv verletzt und das Bild einer korrupten Region vermittelt worden.

Bild mit Licht und Schatten

Diese Kritik kann SRG-Ombudsmann Roger Blum insgesamt nicht nachvollziehen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Schlussbericht hervorgeht. Das Publikum habe von Adam Quadroni, der das Baukartell auffliegen liess, ein vielschichtiges Bild mit Licht und Schatten bekommen, so dass es sich frei eine eigene Meinung habe bilden können, schreibt Blum.

Begründet sei die Kritik in drei Detailpunkten. Sie alle beträfen Aussagen über den Präsidenten des Regionalgerichts Engiadina Bassa/Val Müstair, die von der zuständigen Fernsehredaktion besser hätten eingeordnet werden können.

Laut Ombudsmann Blum wurde der Beanstander, alt Standespräsident Not Carl, in diesem Fall nicht anonymisiert. Carl selber habe die Beanstandung medienöffentlich gemacht. Seine Eingabe umfasst 18 Seiten, die Antwort der SRF-Redaktion 20 Seiten. Ziel der Beanstandung war es laut Carl, Schaden von der Region Unterengadin abzuwenden. (sda/cbe)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Giacumin Bass, 23.03.2020 01:08 Uhr
    Ja Whistleblower sind nötig und für die Allgemeinheit wichtig, müssen sich aber Bewusst sein, dass Sie als "Verräter" abgestempelt werden und mit Konsequenzen rechnen müssen, dazu braucht es sehr, sehr viel Mut und im Nachhinein ist meistens seine Existenz einem hohen Risiko ausgesetzt; unter anderem kommen schwere Zeiten auf Ihn zu, wie zBsp. : Konkurs, Verhaftung, Psychiatrie, Familienprobleme bis zur Trennung. Viele der heute bekannten Fälle sind nur dank ihnen zum Teil unter Lebensgefahr ans Licht gebracht worden. Auch wenn der Whistleblower im Nachhinein rehabilitiert wird, sein Leben gleicht dann meistens einem Scherbenhaufen! Giacumin Bass 7537 Müstair
  • Martin Meyer, 22.03.2020 16:40 Uhr
    Einige Amtspersonen im schönen Kt. Graubünden hatten und haben ein eher eigentümliches Rechtsverständnis. So z.B. auch der amtierende Regierungsrat Peter Peyer, welcher alles daran setzt dass der wenig schmeichelhafte Untersuchungsbericht der Bündner Regierung möglichst wenig Verbreitung findet. Er will diesen nicht als Email versenden oder im Internet zum Download bereitstellen, sondern nur ausgedruckt auf Papier per Post versenden...
  • Victor Brunner, 21.03.2020 09:01 Uhr
    Artikel: Ziel der Beanstandung war es laut Carl, Schaden von der Region Unterengadin abzuwenden. (sda/cbe) Auch dem alt Standespräsidenten Not Carl solte klar gewesen sein das nicht der Dok-Film Schaden verursacht hat sondern das Baukartell. Schaden haben auch Bündner Behörden verursacht die das Kartell eher deckten als aufzuklären.
  • Giusep Nay, 20.03.2020 13:40 Uhr
    Das ist die Quintessenz der Beurteilung durch den Ombudsmann, der damit Not Carl eine klare Abfuhr erteilt: "Es gibt ein Krebsübel zu Hause, das längst hätte beseitigt werden sollen, aber man greift die auswärtigen Medien an, die darüber berichten. Und man stürzt sich auf angebliche «Verräter». Hier einen genaueren Blick auf diesen «Verräter» geworfen zu haben, das ist das Verdienst dieses anrührenden Films von Liz Horowitz. Er lässt starke, überzeugende Figuren reden, neben Adam Quadroni vor allem Jacqueline Mischol, Adam Quadronis Schwester, Urezza Famos, die aus dem Unterengadin stammende Unternehmens- und Kulturberaterin, Iris Zürcher, die Hausärztin, sowie Frank Stüssi von der Wettbewerbskommission. Und er wirft immer wieder den Blick auf die fantastische Landschaft des Unterengadins. In dieser großartigen Landschaft, einem Teil der kleinsten – der rätoromanischen – Sprachregion, haben sich einige Gewerbetreibende um das Gesetz foutiert und ein Kartell gebildet. Die «schwarzen Schafe» sind weder die Unterengadiner an sich noch der Whistleblower noch die Medien, sondern die Drahtzieher des Kartells. Und so sollte man auch die Reaktionen lesen, die nach dem Film bei Ihnen und anderswo im Unterengadin eingingen und die zum Ausdruck brachten, dass die Absender vom Unterengadin enttäuscht seien und dort keine Ferien mehr machen wollten: Der Film war nur die Botschaft, nicht das Ereignis. Das Ereignis war das Baukartell und dessen Enthüllung. Dass so etwas möglich ist, das hat die Engadin-Fans enttäuscht. Der Film hat dies nur wunderbar zusammengefasst. Insgesamt muss ich Ihre schwere Kritik an diesem Film zurückweisen. Aber in drei Detailpunkten gebe ich Ihnen Recht.“
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420