Viel Lärm um eine Dorfzeitung. Die Maurmer Post ist das Informationsblatt der Gemeinde Maur, direkt am Greifensee. Soweit so gut. Doch im vergangenen Sommer kam es zu einem Knatsch, der landesweit für Schlagzeilen und mehrere NZZ-Artikel sorgte – wegen eines kritischen Artikels über ein Tötungsdelikt im Februar 2024 im Ortsteil Maur, bei dem ein angesehener Dorfbürger bei einer Auseinandersetzung mit seinem Neffen ums Leben kam.
Angehörige des Opfers kritisierten in der Maurmer Post das Bauamt der Gemeinde Maur, da diese durch einen Verwaltungsakt das mutmassliche Verbrechen provoziert hätte. Der Gemeinderat stellte den Journalisten Christoph Lehmann frei, der kurz vor der Pensionierung stand, publizierte eine Gegendarstellung, in der sie die Vorwürfe zurückwiesen, und setzte den Chefredaktor des Blattes, den bekannten Journalisten, Buchautor und Sportexperten Thomas Renggli ab. Renggli wohnt seit bald 50 Jahren in der Gemeinde Ebmatingen.
Obwohl Rengglis Vertrag bis zum März dieses Jahres befristet war, ging er aber von einer längeren Anstellung aus, wie er dem Internetportal zürioberland24.ch verriet. Man habe ihm im Vorfeld zu verstehen gegeben, dass eine Verlängerung nur eine Formsache sei.
Ex-Werber Peter Leutenegger engagiert sich
Seit dem Eklat über die Geschichte hat Thomas Renggli zusammen mit dem entlassenen Redaktor Christoph Lehmann ein Konkurrenzprodukt lanciert, das online und zehnmal jährlich in gedruckter Form erscheinen soll (persoenlich.com berichtete). Heute wird Publikation vom Verein «Mauurmer Zeitung» herausgegeben. Darin wollen die Redaktoren – wie bei erwähntem Fall – weiterhin kritisch über die Geschehnisse in der 11'000-Personen-Gemeinde berichten, die das aktuelle Privileg hat, über zwei Gemeindezeitungen zu verfügen. So soll die Maurmer Post nach dem Willen der Gemeindebehörden weiterhin das offizielle Organ der Gemeinde bleiben, nur unter neuer Führung.
Die Trägerschaft der Maurmer Zeitung hingegen ist der erwähnte Verein, der vom ehemaligen Werber (ehemals FCB Leutenegger Krüll), LSA-Präsident und -Geschäftsführer Peter Leutenegger präsidiert wird.
Maurmer Post soll neu ausgerichtet werden
Ende November haben nun fünf Maurmerinnen und Maurmer eine Einzelinitiative eingereicht, wonach die Maurmer Post von der Gemeinde losgelöst werden soll, ohne dass diese an einen externen Verlag verkauft werden soll. Nach dem Willen der Initianten soll künftig der Verein der Maurmer Zeitung die Gemeindezeitung, also die heutige Maurmer Post, herausgeben und damit einen von den Behörden unabhängigen Journalismus garantieren. Die Gemeindeversammlung wird im nächsten Jahr über diesen Vorstoss entscheiden.
Vereinspräsident Peter Leutenegger bedauert gegenüber seiner eigenen Publikation, dass die Gemeinde ein Gespräch mit den Initianten der neuen Zeitung bis anhin abgelehnt habe, obwohl sie sich keineswegs als Gegner der Maurmer Post oder der Gemeinde verstünden. Vielmehr – so Leutenegger – seien sie Verfechter eines unabhängigen Journalismus. Mit der Einzelinitiative, die die Übernahme der Maurmer Post durch seinen Verein garantieren soll, soll dieser weiterhin gewährleistet werden.
Vor einigen Wochen wurde an einem Podium in Maur, an welchem Medienpionier Roger Schawinski, Linth24-Initiant Bruno Hug, SonntagsZeitung-Chefredaktor Arthur Rutishauser und Thomas Renggli teilnahmen, unter der Leitung von Radio-1-Moderator Marc Jäggi über die Problematik von unabhängigem Lokaljournalismus diskutiert. (ma)