Steffi Buchli, unter dem Strich resultiert beim Umbau der Ringier-Wirtschaftsmedien ein Stellenabbau. Wie stark handelten Sie unter Spardruck?
Der Spardruck ist im Journalismus allgegenwärtig, das können wir nicht wegdiskutieren. Ein Rückbesinnen auf die Kern-Stärken eines Titels ist unser Weg. Diesen gehen wir aus der festen strategischen Überzeugung, dass wir uns auf das fokussieren, was die Leserinnen und Leser an unseren Inhalten am meisten schätzen. So schmerzlich der Abbau auch ist, so unumgänglich ist er für eine solidere Kostenbasis unserer Wirtschaftsmedien.
«Wir haben uns sehr rasch die Frage gestellt, welcher Titel digital mehr Potenzial hat»
Die Bilanz war bisher online ein Anhängsel der Handelszeitung. Wieso hat es so lange gedauert, bis dieses Konstrukt entflochten wurde?
Handelszeitung und Bilanz sind seit gut einem Jahr unter dem Dach von Ringier Medien Schweiz vereint. Wir haben uns sehr rasch die Frage gestellt, welcher Titel digital mehr Potenzial hat. Mit einer Vielzahl an datenbasierten Tests in den letzten Monaten haben wir die Antwort gefunden. Die Handelszeitung, deren Liebhaber primär Print-Leserinnen und -Leser sind, bekommt durch den Print-Fokus mehr Gewicht und auch Zeit zur Vertiefung. Die digitalen KPIs für Bilanz sind sehr vielversprechend, sodass wir den hochwertigen Magazin-Inhalten eine eigene digitale Heimat bieten wollen.
Artikel aus der Bilanz wurden bisher auch auf Blick.ch ausgespielt. Wird dieser Distributionsweg nun zurückgefahren mit dem gestärkten Webauftritt?
Wir werden auch weiterhin Bilanz-Inhalte auf Blick.ch ausspielen. Das machen wir übrigens auch mit Artikeln anderer Ringer-Titel. Die Zahl der Bilanz-Artikel auf Blick.ch wird in etwa gleich bleiben. Die Beiträge werden von der Redaktion handverlesen ausgespielt. Der Prozess ist nicht automatisiert. Wir entscheiden aufgrund der Affinitäten unseres Publikums, ob wir Ihnen einen Artikel ausspielen oder nicht.
Die Handelszeitung erscheint künftig alle zwei Wochen. Entspricht dieser Rhythmus dem Nutzungsbedürfnis des Zielpublikums?
Das ist unsere These, ja. Eine Wochenzeitung macht einen Spagat zwischen News-Berichterstattung und Vertiefung. Die Stärke und die Einzigartigkeit der Handelszeitung liegen klar in der Analyse der Schweizer Wirtschaft. Diese Stärke wird das Team von Chefredaktor Markus Diem Meier im neuen Erscheinungsrhythmus noch stärker ausspielen können.
Wie wirken sich die Änderungen bei der Handelszeitung auf den Abopreis aus?
Der Abopreis der Handelszeitung wird aufgrund der Frequenzanpassung reduziert. Die Abonnenten werden in diesen Tagen schriftlich über die Anpassung informiert. Die Laufzeit der Abonnements wird dem offenen Kundenguthaben entsprechend verlängert.
«Wir glauben an digitale Fachmedien, die sogenannten Verticals»
Nach zwei Jahren wird das Handelszeitung-Vertical HZ Banking eingestellt. Wieso war es nicht möglich, dieses Angebot nachhaltig im Markt zu etablieren?
Im Segment Banking haben wir tatsächlich nicht genügend Userinnen erreicht. Wir glauben an digitale Fachmedien, die sogenannten Verticals. Mit dem Entscheid zur Einstellung von HZ Banking setzen wir den Fokus bewusst auf HZ Insurance. In der Versicherungsbranche sehen wir viel Potenzial und prüfen unsere Möglichkeiten in weiteren Branchen.
Bei Cash.ch, das auch zu den Ringier-Wirtschaftsmedien gehört, gibt es keine Veränderungen. Ist das ein Selbstläufer?
Die Positionierung von cash.ch ist sehr klar: Der Fokus liegt auf Börsen- und Anlage-Themen. In diesem Feld hat sich Cash seit Jahrzehnten einen Namen gemacht und geniesst eine grosse Glaubwürdigkeit. Unter Daniel Hügli konnte sich der Titel als digitaler Pure Player sehr stark entwickeln. Ein Selbstläufer ist ein Produkt aber nie.