24.01.2011

"Eine Privatsender-Arena ist eine glänzende Idee!"

Christoph Blocher und andere Exponenten aus dem rechten Lager planen eine neue Politsendung. Eine Alternative zur Arena des Schweizer Fernsehens. Das gibt zu Reden. "Persoenlich.com" fragt, ob die Schweiz tatsächlich eine zusätzliche Arena braucht. "Ja", finden die einen, weil die jetzige von SF "todlangweilig" sei. "Nein", sagt zum Beispiel Juso-Präsident Cédric Wermuth. Zur Kontroverse:
"Eine Privatsender-Arena ist eine glänzende Idee!"

Klaus J. Stöhlker, Kommunikationsberater

"Es braucht eine neue Arena, denn die jetzige ist todlangweilig. Ich schaue die SF-Arena seit zwei Jahren nicht mehr, wie alle Profis. Natürlich würde ich an einer zweiten Arena teilnehmen. Ich war ja auch schon bei Blocher-TV. Vorausgesetzt, die Sendung ist gut gemacht und es findet eine echte Diskussion statt. Im Gegensatz zur Situation bei SF, sollten die Teilnehmer stark variiern. Es sollen nicht immer die selben, rund 30 Köpfe, sein. Schön wären mehr ungewöhnliche Leute. Mir macht es zum Beispiel Spass mit Cédric Wermuth zu diskutieren."

Cédric Wermuth, Präsident Juso Schweiz

"Eine zweite Arena finde ich nicht nötig. Christoph Blocher und seine SVP sind in Basel gescheitert und jetzt ziehen sie weiter in ihrer Absicht, die Kontrolle über die Schweizer Medien zu übernehmen. Sollte diese zweite Arena tatsächlich zustande kommen, ist nicht ausgeschlossen, dass ich als Gast teilnehmen werde. Vorausgesetzt die Sendung ist neutral und gut geleitet, oder die politische Haltung ist klar deklariert. Ich bin auch jetzt Gast im CC-Talk bei Claudio Zanetti. Aber eben, momentan ist ja noch nichts konkret. Ich lasse mich überraschen, ob die Pläne wirklich umgesetzt werden. Es ist schon vieles angekündigt worden, ohne dass dann Taten folgten."

Christoph Mörgeli, Nationalrat SVP

"Beim Schweizer Fernsehen gibt es die Tendenz, profilierte Stimmen nicht mehr zuzulassen, mit der Begründung, sie wären zu wenig lösungsorientiert. Deshalb finde ich eine zweite Arena bei einem privaten Fernsehen eine glänzende Idee. Ich würde daran sehr gerne als Gast teilnehmen, vorausgesetzt die Sendung ist professionell aufgezogen. Zudem braucht es einen Moderator, der Differenzen aushalten kann, nicht solche Personen wie Patrick Rohr oder Urs Leuthard, die Spannungen nicht ertragen konnten."

Vinzenz Wyss, Medienprofessor an der ZHAW und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM)

"Wenn Rudolf Matter ankündigt, dass die „neue“ Arena nicht mehr ausschliesslich auf kontroversen Schlagabtausch setzen werde, sondern stärker die differenzierte Argumentation im Vordergrund stünde, dann haben die Extreme wohl Angst zu kurz zu kommen. Das gilt für die Linke wie insbesondere für die Rechte. Wenn sich Polparteien ausgeschlossen fühlen, suchen sie sich neue Formate. Die Lancierung einer alternativen, zweiten Arena auf Schweiz 5 basiert demnach auf einer klaren politischen Strategie. Es ist generell zu beobachten, dass die SVP zunehmend versucht, bei nicht-öffentlichen Medien entsprechenden Einfluss zu nehmen, was ja ihr gutes Recht ist. Ob dies allerdings für den publizistisch-politischen Diskurs sinnvoll ist, bezweifle ich. Gerade Matter’s neues Arena-Format soll ja eben nicht einfach der Festigung von bereits gemachten Meinungen dienen, sondern im Diskurs neue Einsichten entstehen lassen. Klar ist aber auch, dass weniger Kontroverse auch weniger Emotionalität bedeutet und wohl in den Augen mancher als langweiliger erscheint. Ob der angekündigte neue "Pepp" im simplen Kontroverse-Schema hilft, neue, differenzierte Meinungen entstehen zu lassen, bleibt allerdings fraglich, zumal nicht zu erwarten ist, dass die Publikumsresonanz auf Schweiz 5 genügend gross sein wird, um viele zu erreichen."

Roger Schawinski, Journalist und Geschäftsführer Radio 1

"Vielleicht will ja jetzt Herr Blocher - nach dem er zwar noch nicht offiziell Presseorgane kontrolliert - auch einen eigenen Fernsehsender. Das wäre nur eine konsequente Fortsetzung seiner Strategie im Stil von Berlusconi oder Orban in Ungarn. Aber vordergründig will er mit seiner Anti-SRG-Kampagne politisch punkten. Ob ich die Einladung zu einer solchen Sendung annehmen würde, ist etwa so hypothetisch, wie wenn Sie mich fragen würden, was ich am 12. Mai zu Mittag essen werde."

Marcus Knill, Kommunikationsberater

"Wenn es der SVP nicht gelingt, die geplante eigene Arena (an der weiterhin hart debattiert werden soll) auf einfache Art und Weise über das Internet der Bevölkerung zugänglich zu machen und den Ton auch noch über einen Radiokanal zu verbreiten, ist dieses Modell keine ernsthafte Konkurrenz für die SRG. Die SVP müsste auch bereit sein, unabhängige Moderatoren einzuspannen und bei der Gegenmeinung redegewandte Redner zuzulassen. Tendenziöse Sender gibt es leider bereits zu Hauf. Nach meinen Informationen hat es Schweiz 5 auch noch nicht geschafft, über das Kanalfernsehen Verbreitung zu finden. Damit sehe ich für Schweiz 5 vorläufig noch schwarz. Anderseits traue ich Blocher zu, dass bei diesem Projekt die Arena erst dann aufschaltet, wenn alles professionell aufgegleist worden ist."

Umfrage: Edith Hollenstein


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