Der sparbedingte Abbau und der damit einhergehende Umbau des Programmangebots von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) stösst auf Kritik. In den letzten Tagen sorgte besonders die Streichung von Stellen und einer Sendung der Wissenschaftsredaktion für Unmut. Mehrere offene Briefe und Petitionen fordern die Spitzen von SRF und SRG auf, die Massnahmen rückgängig zu machen. Etwas weniger laut, dafür nicht minder pointiert kommt die Kritik am ebenfalls beschlossenen Abbau bei der Filmberichterstattung daher.
Abbau auf allen Vektoren
Am vergangenen Donnerstag formulierte der Schweizerische Verband der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten (SVFJ) seine Bedenken und stellte die Grundsatzfrage: Ist das noch Service public? Damit reagierte der Verband auf die eine Woche zuvor von SRF kommunizierten Abbaumassnahmen. So wird SRF die Film- und Serienberichterstattung online und im Radio reduzieren, ebenso die Festivalberichterstattung auf allen Vektoren. Das zuständige Ressort schrumpft entsprechend.
Bereits im vergangenen Herbst hat SRF den wöchentlichen Filmpodcast «Kino im Kopf» eingestellt. Dem Verband SVFJ macht auch der Verzicht auf Sendungen und Formate Sorgen, «die dem Kultur- wie dem Filmschaffen in der Schweiz zu Sichtbarkeit verhalfen», wie etwa die per Ende 2024 eingestellten Kultur-Instagram-Kanäle von SRF oder der jüngst beschlossene Verzicht auf das People- und Kulturmagazin «Gesichter & Geschichten».
Der Abbau ist nicht total. SRF teilt auf Anfrage mit, die Film- und Serienberichterstattung werde auch zukünftig im Angebot von SRF enthalten sein. «Allerdings in reduziertem Umfang und nur dort, wo sie tatsächlich auch das Publikum erreicht und eine adäquate Wirkung erzielen kann.» Sprich: in den reichweitenstarken Programmen und Sendungen. Wie das genau aussieht, haben die Verantwortlichen noch nicht in jedem Punkt entschieden. So wird SRF erst in den kommenden Monaten prüfen, in welchem Umfang man künftig von internationalen Filmfestivals berichten will, schreibt das Unternehmen.
Noch berichtet SRF umfassend von der Berlinale
Was wegfallen würde bei einer Reduktion oder Streichung der Berichterstattung von internationalen Festivals, sieht man zurzeit jeden Abend. «Gesichter & Geschichten» berichtet täglich vom Filmfestival aus Berlin. Die Sendung, die es bald nicht mehr gibt, ist mit zwei Leuten vor Ort. Für Radio SRF 2 Kultur berichtet ein Redaktor direkt von der Berlinale. Die ersten Tage war zudem ein Kulturredaktor, der für die News-Abteilung arbeitet, in Berlin.
Der angekündigte Ab- und Umbau gefährdet aus Sicht des Filmjournalismus-Verbands die Grundprinzipien des Senders. «Die SRG ist dem Service public verpflichtet», hält der SVFJ in seiner Protestmitteilung fest. Das heisst nach Auffassung des Verbands, «breit und umfassend zu informieren, aber nicht den Publikumsgeschmack zu hofieren.» Das ist aber nicht die Auffassung von Schweizer Radio und Fernsehen. Gemäss SRF sei es «eine Tatsache, dass viele Menschen zwar gerne Filme und Serien konsumieren, jedoch nicht unbedingt die Berichterstattung darüber.»
Für die Filmjournalistinnen und -journalisten bleibt der beschlossene Abbau auch deshalb «ganz besonders stossend», weil SRF und die SRG stark engagiert sind in der Filmförderung – aber künftig das Publikum kaum mehr dazu einlüden, sich mit der Filmkunst auseinanderzusetzen.