25.04.2025

Swiss Press Award

Francesca Torrani ist Schweizer Journalistin des Jahres

Die Tessiner Journalistin ist für ihre Radio-Reportagen über Menschen und ihre Schicksale im Tessin zur Schweizer Journalistin des Jahres gekürt worden. Die Auszeichnung für den besten Artikel geht an zwei Tages-Anzeiger-Journalisten für ihre Recherche über gefälschte Unterschriften.
Swiss Press Award: Francesca Torrani ist Schweizer Journalistin des Jahres
Mit einem «Diament»-Preis ausgezeichnet: Francesca Torrani. (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Torrani sei eine Journalistin mittendrin, teilten die Swiss Press Awards am Freitagabend mit. In ihren zahlreichen Reportagen für Sendungen des Radios der italienischen Schweiz (RSI) kämen vor allem jene Menschen zu Wort, die «am eigenen Leib die Tatsachen erleben und erleiden, die wir Nachrichten nennen».

So seien in ihrem Tagebuch über die Unwetter im Maggia-Tal rund 20 Betroffene zu hören gewesen, einfache Leute, inmitten des Lärms der Bulldozer und der Helikopter. Torrani setze sich leidenschaftlich für die Themen und Geschichten ein, die sie erzähle. Aber sie schlage nie einen harten Ton an, und sie urteile nicht und schwafle nicht. Sie verschwinde in den Ereignissen, über die sie berichtet.

Jury «einig wie selten»

Beim Swiss Press Award in der Kategorie Text sei sich die Jury einig gewesen wie nur selten: Der Artikel von Thomas Knellwolf und Markus Häfliger über tausende Fälschungen beim Sammeln von Unterschriften für Volksinitiativen sei «die journalistische Arbeit des Jahres», «relevant, prägnant, schlicht, mutig, folgenreich».

Die aufwendige Recherche sei nicht ohne Wirkung geblieben: Sie habe eine grosse Debatte im ganzen Land ausgelöst, die problematischen Firmen hätten ihre Aktivitäten eingestellt, die Bundeskanzlei habe zum Runden Tisch eingeladen, und die Bundesanwaltschaft ermittle noch immer.

Gleichzeitig beklagt Jury-Präsidentin Aline Wanner, dass der langjährige Bundeshauskorrespondent Häfliger seinen Beruf in der Zwischenzeit aufgegeben hat «so wie Hunderte andere unserer Kollegen» im vergangenen Jahr. «Dass einer, der ging», den Swiss Press Award gewinne, freue sie, stimme sie aber auch nachdenklich: «Was hat es zu bedeuten, wen die Besten und Talentiertesten eine Branche verlassen?», fragte Wanner.

Recherchen über Pius-Brüder und das Meer

Der zweite Text-Preis geht an Grégroire Baur und Agathe Seppey für einen Artikel in der Zeitung Le Temps über die «fundamentalistische» Pius-Bruderschaft. Darin dokumentieren die beiden Journalisten in Brüssel, in Gabun, im Wallis, in der Bretagne und in Strassburg Dutzende schwere Fälle von sexuellem Missbrauch, Gewalttaten und sektiererischen Entgleisungen, oft an kleinen Kindern.

Der Award für den besten Online-Beitrag geht an Mikael Krogerus, Christof Gertsch und Seb Broschinski für ihren Artikel im Magazin von Tamedia. «Das erschöpfte Meer». Die Jury lobt das «aussergewöhnliche Storytelling, eine Kombination aus rigorosem Datenjournalismus, einfühlsamen Bildern und sorgfältig gewählten Worten».

Das Ganze werde von Podcasts «für ein immersives und fesselndes Erlebnis» bereichert. Hervorgehoben wird auch die Teamarbeit: 13 Personen hätten «zu diesem ehrgeizigen Projekt beigetragen», von Journalistinnen, Fotografinnen, Redaktorinnen bis hin zu Faktencheckern und Podcast-Spezialisten.

Podcast und TV-Reportage

Als bester Beitrag in der Kategorie Audio wird der Podcast von Roland Schnetz und Jeannine Borer ausgezeichnet. Er handelt von der Geschichte eines Mannes, der seine beiden Töchter seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hat.

Den Preis für das beste Video schliesslich erhalten die beiden Journalistinnen des Westschweizer Fernsehens RTS, Béatrice Guelpa und Stéphane Saporito. Sie sammelten für die Sendung «Mise au point» Aussagen von israelischen Aktivisten, die sich für den Frieden in Gaza und im Libanon einsetzen und die niemand hören will.

Swiss Press Photographer of the Year ist Anne Morgenstern. Die Journalistin des Jahres und die Fotografin des Jahres gingen mit 25'000 Franken von der Bühne.

(sda/nil)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

persönlich Exemplar
Neues Heft ist da
Die neue «persönlich»-Ausgabe ist da - jetzt Probe-Exemplar bestellen.
Neue Podcast-Folge: Jetzt reinhören