Herr Zeller, nach 24 Jahren bei der NZZ-Mediengruppe wechseln Sie zur «Weltwoche». War Ihnen die «Neue Zürcher Zeitung» zu links?
Sicher nicht. Die NZZ hat wie ich einen klar bürgerlich-liberalen Kompass.
Was sind Ihre Beweggründe zur «Weltwoche» zu gehen?
Die «Weltwoche» packt heisse Eisen an und räumt namentlich der kritischen Auseinandersetzung mit innenpolitischen Fragen einen hohen Stellenwert ein. Das reizt mich.
Man munkelt, dass Ihr Verhältnis zur Chefredaktor Eric Gujer nicht gerade das beste ist. Welche Rolle spielte dies in der Sache?
Keine. Ich war 24 Jahre bei der NZZ und habe ihr viel zu verdanken. Hier habe ich mein journalistisches Handwerk gelernt. Hier habe ich sehr viel Freiheit genossen. Der Zeitpunkt, nochmals etwas Neues zu wagen, ist jetzt oder nie. Die «Weltwoche» hat mir ein spannendes Angebot gemacht.
Meinen Sie ein «spannendes Angebot» aus finanzieller Sicht?
Das Gesamtpaket ist spannend. Mir geht es primär um eine neue journalistische Herausforderung.
Bei der NZZ sind Sie Inlandchef und Stv. Chefredaktor. Bei der «Weltwoche» leiten Sie die Bundespolitik und gehören der Chefredaktion an. Ist der Wechsel für Sie ein Auf- oder ein Abstieg?
Es ist für mich eine Chance, bei der «Weltwoche» nochmals eine neue Facette des Journalismus kennenzulernen.
Welche Reaktionen haben Sie aus dem Inlandteam und allgemein NZZ-intern auf Ihren Weggang erhalten?
Die vielen Emails, Nachrichten und Telefonate haben mich überwältigt. Viele Kolleginnen und Kollegen haben ihr Bedauern über meinen Weggang ausgedrückt, mir aber auch alles Gute gewünscht.
Im Inlandressort kam es in den letzten Monaten zu mehreren Abgängen. Woran liegt das? Und Inwiefern hat dies Ihren Entscheid beeinflusst?
Ja, es kam zu verschiedenen Abgängen. Allerdings haben sich diese Personen aus ganz unterschiedlichen Gründen für etwas Neues entschieden. Für meinen Entscheid war dies nicht ausschlaggebend.
Ihr Wechsel kommt überraschend. Wie lange sind Sie bereits mit der «Weltwoche» im Gespräch?
Vor zwei Wochen ist Roger Köppel auf mich zugetreten. Nach mehreren intensiven Gesprächen mit ihm und Diskussionen mit meiner Frau habe ich mich für den Wechsel entschieden.
Sie bezeichnen sich als unabhängigen Freigeist. Haben Sie als solcher keine Bedenken, für einen SVP-Nationalrat zu arbeiten?
Ich bin und bleibe parteiunabhängig. Aber ich werde weiterhin Partei für die liberale Sache nehmen.
Ihre Funktion als Leiter Bundespolitik bei der «Weltwoche» wurde neu geschaffen. Was wird sich dadurch für die bestehende Bundeshausredaktion des Hefts verändern?
Dazu kann ich mich noch nicht äussern. Über die künftige Arbeitsteilung in der Redaktion der «Weltwoche» möchte ich zuerst mit den Beteiligten sprechen.
Werden Sie Ihr Büro in Bern oder in Zürich haben? Und wie oft werden Sie im Bundeshaus sein?
Mein primärer Arbeitsort bleibt Zürich. Aber selbstverständlich werde ich künftig wieder häufiger in Bern anzutreffen sein.
Steht Ihr Nachfolger bei der NZZ bereits fest?
Nein, noch nicht.
Zum Schluss: Wen laden Sie alles zu Ihrem Abschiedsapéro ein?
Ich war 24 Jahre lang bei der NZZ und gelte durchaus als geselliger Mensch. Besonders am Herzen liegen mir meine Kolleginnen und Kollegen im Inlandressort, von denen ich mich ungern trenne.
Bild: zVg.
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22.06.2016 18:00 Uhr
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