10.08.2001

"Ich mache mich stark für eine Variante 'Tele24 light'"

Die Belcom-Gruppe baut bei Tele24 und TeleZüri zwischen 55 bis 80 Stellen ab. Begründet wird der Abbau mit dem "massiven Rückgang" der Werbeeinnahmen in der Schweiz sowie den "völlig unbefriedigenden" Rahmenbedingungen. "persoenlich.com" wollte von Roger Schawinski (Bild) wissen, wie er mit einer um ein Drittel kleineren Crew den Fernsehbetrieb aufrecht erhalten will. Das Interview:
"Ich mache mich stark für eine Variante 'Tele24 light'"

Heute stand vor allem die hohe Zahl der Entlassungen im Vordergrund. Wie geht es nun ganz konkret weiter mit den Programmen von Tele24/TeleZüri?

Vorderhand wird es keine Änderungen geben. Im Gegensatz zu anderen machen wir nach solch einer Ankündigung nicht einfach den Laden dicht und gehen alle nach Hause. Bei uns geht es vorerst weiter wie gehabt.

Rund ein Drittel der Crew wird den Hut nehmen müssen. Wie wollen Sie da wie gehabt weiter produzieren?

Grundsätzlich gibt es zwei Varianten: Entweder wir halten weiterhin an einem landesweit ausgestrahlten aber gestrafften Programm fest – das sogenannte Tele24 light –, oder aber wir beschränken uns auf’s Lokalfernsehen – sprich TeleZüri. Zur Zeit sind noch beide Varianten offen, wobei ich mich ganz klar für die Variante eines Tele24 light starkmache. In meinen Augen wäre es äusserst fatal, SF DRS in der Schweiz wiederum das Informationsmonopol zu überlassen.

Zu beiden Varianten gibt es ganz klare und detaillierte Vorstellungen, die ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommunizieren will. So oder so wollen wir den Betrieb von Tele24/Tele Züri sehr viel schlanker und effizienter machen, und zwar ohne dass der Zuschauer eine grosse Einbusse hat. Sicherlich werden auch einige Sendeformate gekippt werden müssen, jedoch im kleinst möglichen Rahmen. Vor dem Bildschirm soll so wenig als möglich merkbar sein, was dahinter alles eingespart wurde.

Warum gibt es auch Entlassungen bei Radio24?

Falsch, bei Radio24 gibt es keine Entlassungen. Es gibt einige Verträge, die nicht erneuert wurden, aber keine Entlassungen. Bei Radio24 Plus wird der Programmleiter eingespart, das ist richtig. Desweiteren werden wir Radio24 Plus wahrscheinlich redimensionieren. Begrenzte Entlassungen hat es hingegen bei der Belcom gegeben; auch hier versuchen wir, in Zukunft effizienter und schlanker zu arbeiten.

Die Mediengewerkschaft Comedia macht Druck und verlangt Verhandlungen in Bezug auf einen Sozialplan...

Ich finde das Ganze ziemlich peinlich. Erst unternimmt die Comedia alles, damit es kein privates Fernsehen gibt in der Schweiz und dann jammert sie, dass Arbeitnehmer, die sie bisher unterminiert hat, jetzt angeblich zu schlechten Bedingungen auf der Strasse stehen.

Roger Schawinski – man nennt Sie den Medienzar von Zürich. Und so ziemlich alles, was Sie bis jetzt angepackt haben, wurde zum Erfolg. Wie fühlen Sie sich heute, nachdem Sie einen Grossteil Ihrer Crew entlassen müssen?

Das Ganze ist sehr schmerzlich. Ich hatte eine Vision, die ich aber aufgrund äusserer Umstände nicht verwirklichen konnte. Ich war soeben in Kanada, wo es eine ähnliche Mediensituation wie in der Schweiz gibt. Auch Kanadas TV-Stationen müssen gegen eine starke Konkurrenz aus dem Ausland ankämpfen – in diesem Fall die USA. Im Gegensatz zur Schweizer Regierung unternimmt die kanadische aber alles, um die eigenen Sender zu schützen resp. zu stärken.

Mit Radio24 konnten wir unsere damaligen Träume von einem ersten privaten Lokalradio trotz einem starken Druck von aussen verwirklichen und ich hatte gehofft, dass das Gleiche auch mit Tele24 möglich sein würde. Ich wollte beweisen, dass wir mit gutem Fernsehen so stark Druck machen können, bis auch die Politik nachzieht. Leider ist das aber in der Schweiz anscheinend nicht möglich.


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