21.01.2025

Martin Candinas

«Ich werde mich weiterhin gegen die Halbierungsinitiative einsetzen»

Der Bündner-Mitte-Nationalrat und Service-public-Befürworter will nicht in den Bundesrat. Ist dies nicht eine verpasste Chance für die SRG?
Martin Candinas: «Ich werde mich weiterhin gegen die Halbierungsinitiative einsetzen»
«Ich kämpfe für einen umfassenden Service public und einen starken Medienplatz Schweiz»: Martin Candinas, Nationalrat Mitte. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Herr Candinas, Sie haben sich wider allen Erwartungen gegen eine Bundesratskandidatur entschieden. Was gab eigentlich den Ausschlag? Gab es ein konkretes Erlebnis?
Martin Candinas: Eine Kandidatur für die Landesregierung erfordert die volle Überzeugung und Hingabe. Ich bin überzeugt, dass die Leidenschaft für diese Aufgabe das wichtigste Kriterium ist. So einzigartig und reizvoll das Amt des Bundesrates auch ist, entfacht es aktuell kein inneres Feuer in mir. Darum habe ich auf eine Kandidatur verzichtet.

Sie sind noch relativ jung, gilt dieser Entscheid jetzt für immer?
Nein. Ich werde mir bei künftigen Vakanzen im Bundesrat wiederum die Frage stellen, ob eine Kandidatur für mich infrage kommt. Auch in Zukunft werde ich mit dem Herzen entscheiden. Das habe ich mein Leben lang so gemacht und bin damit immer sehr gut gefahren.

«Den Entscheid habe ich unabhängig von anderen Kandidaturen getroffen»

Nachdem bereits Gerhard Pfister und Benedikt Würth abgesagt haben, waren Sie praktisch bereits gewählt. Ist es nicht schwierig, einer solchen Verlockung zu widerstehen?
Den definitiven Entscheid habe ich am Donnerstag, einen Tag nach der Rücktrittsankündigung von Bundesrätin Viola Amherd, gefällt. Am Freitag habe ich die Mitteilung geschrieben und die Kommunikation vorbereitet. Da ich wusste, dass ich an einer schon lange geplanten Medienkonferenz der Litra teilnehme, hielt ich den heutigen Tag für den idealen Zeitpunkt für die Kommunikation. Den Entscheid habe ich unabhängig von anderen Kandidaturen getroffen. Ich bin überzeugt, die für mich richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Welche Reaktionen bekamen Sie auf Ihre Nichtkandidatur?
Ich hatte noch keine Zeit, mich mit den Reaktionen zu befassen. Mich hat es aber sehr gefreut, dass viele Menschen mich gerne im Bundeshaus gesehen hätten. Natürlich nicht alle. Am meisten freuten mich die Glückwünsche, dass ich den für mich besten Entscheid treffen möge. Solche Wünsche tun allen gut. Der menschliche Aspekt ist mir halt immer wichtig.

Warum sagen so viele Mitte-Kandidatinnen und Kandidaten ab? Ist das Bundesratsamt ein so schlechter Job geworden?
Nein, absolut nicht. Man muss dieses Amt aber unbedingt wollen. Ich bin überzeugt, dass sich verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten in Position bringen und wir in der Fraktion und in der vereinigten Bundesversammlung eine gute Auswahl aus fähigen und willigen Persönlichkeiten haben werden.

«Ich kämpfe für einen umfassenden Service public»

Sie gelten als Freund des Service public und auch der SRG. Wären Sie – in dieser medienpolitisch angespannten Situation – nicht deren Stimme im Bundesrat gewesen?
Ich kämpfe für einen umfassenden Service public und einen starken Medienplatz Schweiz. Bereits seit Jahren mache ich dies als Nationalrat und Mitglied der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. So werde ich mich mit viel Herz und grossem Engagement gegen die SRG-Halbierungsinitiative einsetzen.

Was hat Ihre Familie gesagt, als Sie Ihre Nichtkandidatur kommuniziert haben?
In meiner Familie war dies immer wieder ein Thema. Meine Kinder haben mich mehrfach darauf angesprochen, da mir schon seit längerer Zeit Bundesratsambitionen nachgesagt werden. Meine ganze Familie sah Vor- und Nachteile. Da ich mich gegen eine Kandidatur entschieden habe, war das Thema in den letzten Tagen schnell abgehakt. Ich bin überzeugt, dass diese Entscheidung nicht nur für mich die richtige ist, sondern auch für meine Familie.


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