06.09.2017

Swiss Media Forum 2017

«In der Regel sind die Zahlen noch schwarz»

So viele Referenten und Podiumsteilnehmer wie noch nie zuvor: In einer Woche trifft sich in Luzern das Who’s who der Schweizer Medienbranche. Der Initiant und Programmverantwortliche Patrik Müller über die Gründe, warum am Kongress nicht nur gejammert werden soll.
Swiss Media Forum 2017: «In der Regel sind die Zahlen noch schwarz»
Patrik Müller, Programmverantwortlicher des Swiss Media Forums: «Die Idee ist, vorwärtszuschauen und nicht einfach den Ist-Zustand zu beweinen.» (Bild: zVg.)

Herr Müller, befindet sich die Medienlandschaft im Umbruch, im Abbruch oder im Aufbruch?
Vermutlich alles gleichzeitig. Wenn man beobachtet, was die Verlage in den letzten paar Wochen angekündigt haben, sieht es da und dort nach Abbruch aus. Ich glaube aber, es ist auch viel Aufbruch vorhanden, vor allem was das Digitale betrifft. In Luzern haben wir die Gelegenheit, die verantwortlichen Verleger zu fragen, wie sie es sehen. 

Dann wird die Klärung dieser Frage das Swiss Media Forum dominieren.
Noch nie zuvor kam bei der Themensetzung so deutlich zum Ausdruck, dass momentan eine grosse Verunsicherung herrscht, geprägt durch das schlechte Werbejahr. Der Einbruch bei den Werbeeinnahmen beschäftigt alle Medienhäuser und ist ein Treiber von vielen Änderungen, die noch kommen werden. In den Kongress-Vorbereitungen war dieser Umbruch das meistgenannte Thema. Nebst der Digitalisierung, die natürlich damit zusammenhängt, und der Frage nach der Glaubwürdigkeit der Medien, ausgehend von Amerika. 

Darüber soll in der Elefantenrunde mit den Chefs der Medienhäuser diskutiert werden. Reichen die vorgesehenen 30 Minuten?
Wir haben diesen Programmpunkt inzwischen etwas ausgedehnt. Es gibt zuvor ein Referat von Verlegerpräsident Pietro Supino. Ich gehe davon aus, dass er auf die brennenden Fragen eingeht – wie dann in der Elefantenrunde auch Marc Walder, Jean-Michel Cina und Peter Wanner. Sie diskutieren unter der Leitung von Eric Gujer.

Also kollektives Wehklagen und viele hängende Köpfe…
Ich hoffe es nicht. Auch wenn die Branche unter Druck ist: Schliesslich geht man mit einer ziemlich guten Ausgangslage in den Wandel. In der Regel sind die Zahlen immer noch schwarz. Aber jeder weiss, dass die Perspektiven schwierig sind. Ich hoffe in Luzern vor allem auch zu erfahren, was die Verleger für Ideen haben, um keinen Abbruch, sondern einen Aufbruch hinzukriegen. 

Gibt es auch Raum für konkrete Lösungen?
Lösungen zu einer Problematik, welche die Branche weltweit beschäftigt, werden an diesen beiden Halbtagen in Luzern wohl kaum erfunden. Doch niemand will an einen Kongress, an dem nur geklagt wird: Wir wollen in die Zukunft schauen. Es gibt viele positive Beispiele von Innovationen auch in Medienhäusern, über die wir sprechen werden. Weiter ist künstliche Intelligenz ein Thema – viele Verlagshäuser sehen das noch eher als Bedrohung denn als Chance. Vermutlich ist es beides. Dann hören wir Beispiele aus anderen Ländern. Die Idee ist, vorwärtszuschauen und nicht einfach den Ist-Zustand zu beweinen.

Beim Blick ins Programm fällt auf: EY tritt als Partner auf, gleichzeitig hält EY-CEO Marcel Stalder ein Referat. Ist das Branded Content?
(lacht) Wir haben verschiedene Firmenvertreter auf der Bühne, und die meisten davon sind nicht gleichzeitig Partner. Marcel Stalder hat viel zu sagen, und er kommt auch nicht alleine auf die Bühne, sondern bringt Måns Olof-Ors mit, der die Thomson Reuters Labs leitet. Thomson Reuters ist ein spannender internationaler Medienkonzern – und kein Partner vom Swiss Media Forum.

Der zweite Programmtag wirkt langweilig. Ich könnte mir die Hotelkosten sparen.
Das Hotel brauchen Sie alleine schon deshalb, weil das Mediendinner in der Regel so lange dauert, dass danach kein Zug mehr fährt (lacht). Ausserdem lohnt es sich sehr wohl, auch am Freitag an den Kongress zu kommen. So spricht unter anderem Sandra Cortesi von der Harvard University über die Mediennutzung der jungen Generation. Die kleinen Break-out-Sessions bieten etwas spezifischere Themen, zum Beispiel Adblocker. Und am Schluss ein weiteres Highlight: Jonas Lüscher, der Schriftsteller der Stunde, der sich in seinem Buch «Kraft» kritisch mit der Digitalisierung auseinandersetzt. Der sprachkritische Mensch wird uns Journalisten ein paar Dinge ins Stammbuch schreiben, die es wert sind, bis am Schluss zu bleiben.


Das Swiss Media Forum findet am 14. und 15. September statt. Auf der Website finden Sie das ausführliche Kongressprogramm sowie die «persönlich»-Sonderausgabe zum Schweizer Medienkongress. persoenlich.com ist an beiden Tagen vor Ort und berichtet ausführlich.

 

 


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