14.03.2002

"Jetzt tritt TeleZüri in eine neue Phase."

Markus Gilli wird überraschend Programmleiter und Chefredaktor von Tele Züri. Der 47-jährige Belcom-Veteran löst in diesen Funktionen den 34 Jahre alten TeleZüri-Mitgründer Peter Röthlisberger ab, der seit vergangenem September im Amt war. Gilli werde, wie auch schon Röthlisberger, dem Verwaltungsrat direkt unterstellt sein, heisst es in der Pressemeldung von Dienstag Nacht. -- Wie kam es zum Eklat, und wie geht es weiter, fragte "persoenlich.com" Christian Stärkle (Bild), der als CEO von TeleZüri die Gesamtverantwortung für den Sender trägt. Das Interview:
"Jetzt tritt TeleZüri in eine neue Phase."

Am 17. Januar haben Sie auf Anfrage von "persoenlich.com" gesagt, eine Rückkehr von Markus Gilli werde nicht diskutiert. -- Wie kam es zum raschen Gesinnungswandel?

Der Verwaltungsrat hat die Situation betrachtet und sich überlegt, wohin TeleZüri soll und was es bringen muss. Man hat festgestellt, dass die Übergangsphase von Tele24 zu TeleZüri hervorragend gemanagt wurde. Für TeleZüri als Grossstadt-Fernsehen braucht es jetzt aber eine neue Lösung. Und das ist Markus Gilli.

Warum der brüske Entscheid?

Analysen dauern länger, danach muss aber schnell gehandelt werden.

Es wird spekuliert, die ungenügenden Einschaltquoten seien der Grund für die personelle Veränderung. Hat Peter Röthlisberger die ihm vorgegebenen Ziele verfehlt?

Das ist nicht der Fall, Herr Röthlisberger hat die Übergangszeit hervorragend gelöst. Aber jetzt tritt TeleZüri in eine neue Phase.

In Ihrer Medienmitteilung heisst es, Peter Röthlisberger würde "eine andere Aufgabe beim Sender" angeboten. Welche ist das?

Wir haben gesagt, er könne weiter bei TeleZüri bleiben. Der konkrete Vorschlag soll unter uns bleiben. Peter Röthlisberger hat eine Bedenkfrist erbeten. Er müsste sich allenfalls auch mit Markus Gilli absprechen.

Jürg Wildberger soll sich bei der Übernahme der Belcom durch die Tamedia im Herbst 2001 gegen Markus Gilli ausgesprochen haben. Hat Wildbergers Ausscheiden den Weg frei gemacht für Gillis Rückkehr?

Das ist eine Frage, die zu den Beweggründen des Verwaltungsrats gehört.

Gilli plante Tele 25. Beerdigen Sie mit seiner Einstellung das Konkurrenz-Projekt?

Prinzipiell müssen Sie zu Tele25 Markus Gilli fragen. Ich kann nur sagen, dass der Bundesrat mit seinen Vorschlägen zur RTVG-Revision eine Lösung gewählt hat, die zu drei verschiedenen Marktpartnergruppen führt: Es sind da die SRG-Programme, die sich mit Gebühren und Werbung finanzieren. In der zweiten Gruppe sind die regionalen privaten TV-Sender, die, sofern es nach dem Willen des Bundesrates gehen soll, ebenfalls durch Gebühren und Werbung finanzieren sollen. Die dritte Gruppe stellen die Werbefenster der ausländischen Programme dar, die ihre Einnahmen nicht zu Programmfinanzierung benötigen. In einem solchen Umfeld wird es für ein nationales Projekt, das sich alleine mittels Werbung finanzieren soll sehr schwierig. In einem solchen Umfeld hat es ein künftiges Tele25 sehr, sehr schwer.

(Interview: Alain Egli).


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