04.07.2017

Weltwoche

Journalist erteilt «SVP-Blatt» eine Absage

Er würde eher den «Paradeplatz mit seiner Zunge sauberlecken», antwortet Krsto Lazarevic der «Weltwoche» auf eine Anfrage für einen Nachdruck. Der offene Brief löst in den sozialen Medien eine Debatte aus.

Die Zeilen von Krsto Lazarevic beginnen harmlos. «Vielen Dank für Ihr Interesse an meinen Recherchen», schreibt der Journalist und addressiert dabei Urs Gehriger, Auslandchef der «Weltwoche». Lazarevic arbeitet zurzeit als Osteuropa-Korrespondent für verschiedene Medien in Belgrad – darunter «Welt», «Wirtschaftswoche» und «Vice Deutschland». Nach seinen Angaben hat ihn die «Weltwoche» wegen einem Nachdruck seiner Recherchen zur Ausbeutung des Salafismus und des islamischen Staats im Kosovoangefragt.

Ein einfaches Nein habe nicht genügt, schreibt der Journalist auf Twitter. Er veröffentlicht seine Antwort an Gehriger in den sozialen Medien. Darin zählt Lazarevic verschiedene Kontroversen rund um das Magazin auf.

Den Anfang macht er mit dem umstrittenen Cover, welches die «Weltwoche» anfangs April 2012 veröffentlichte. Auf der Titelseite bebilderte das Magazin einen Artikel über Raubzüge von Romabanden in der Schweiz mit einem dunkelhäutigen Buben, der eine Pistole in die Kamera richtet. Der Titel: «Die Roma kommen». Der Presserat rügte die Macher danach, weil sie den Kontext, in dem das Bild gemacht worden war, nicht offen gelegt hatten. Es handelte sich dabei nämlich um ein Archivbild. «Wie möchten sie den Beitrag bebildern?», fragt Lazarevic Gehriger in Anspielung darauf.

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Danach kommt der Journalist auf die Plagiate von Urs Gehriger zu sprechen. Dieser hatte vor zwei Jahren für eine Buchrezension grosse Teile vom britischen «Telegraph» abgekupfert (persoenlich.com berichtete). Kurz danach berichtete der «Tages-Anzeiger», dass Gehriger auch bei der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» abgeschrieben hatte. «Ich finde es amüsant wie ihr Magazin vor stehlenden Ausländerbanden warnt, während Sie ihre Texte zusammenklauen», schreibt Lazarevic. Zum Schluss redet Lazarevic Klartext. «Ich würde eher den Paradeplatz mit meiner Zunge sauberlecken, als meinen Namen für ihr rechtspopulistisches SVP-Blatt herzugeben.»

Auf Twitter und Facebook sorgen Lazarevics Zeilen für rege Diskussionen. Die einen bejubeln seine Aktion als «gross», während die anderen sie als «billig» kritisieren.

Gehriger selbst weilt zurzeit in den USA. Eine Anfrage von persoenlich.com blieb bisher unbeantwortet. Rückendeckung erhält er jedoch von seinem Redaktionskollegen Alex Baur. Dieser bezeichnet Lazarevic als «armen Linken», der nur mit «Gleichgesinnten» verkehre.

(wid)



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