01.08.2018

Russland – Zentralafrika

Journalisten bei Recherche in Afrika getötet

Bei einer Investigativrecherche über russische Söldner in der Zentralafrikanischen Republik sind drei Moskauer Reporter umgebracht worden. Sie seien für ein Projekt des Kremlkritikers Michail Chodorkowski unterwegs gewesen, teilte dieser in der Nacht auf Mittwoch mit.
Russland – Zentralafrika: Journalisten bei Recherche in Afrika getötet
Blumen und Porträts für die Verstorbenen im Gebäude der russischen Journalistenvereinigung in Moskau. (Bild: Keystone/AP/Pavel Golovkin)

Er sei entsetzt über den Tod der Journalisten, schrieb der bekannte Kremlkritiker Michail Chodorkowski, nachdem er vom Tod der Journalisten erfahren hat. Er habe gehofft, dass die Reporter nur gefangen genommen worden seien. Dann hätte er sich für ihre Freilassung eingesetzt. «Jetzt werde ich alles dafür tun, die Schuldigen zu finden», so der im Exil lebende Oligarch.

Alexander Rastorguyev, Kirill Radchenko and Orkhan Dzhemal recherchierten über russische Söldnertruppen. Russland setzt vielen Belegen zufolge – vor allem in Syrien – neben regulären Soldaten auch Söldner einer Privattruppe ein, die unter dem Namen Wagner firmiert. Die bezahlten Kämpfer gehören nicht zur Armee, sondern werden laut Medienberichten privat finanziert. Der Name Wagner ist ein Pseudonym des Ex-Geheimdienstoffiziers Dmitri Utkin, der die Truppe gegründet hat.

Das russische Aussenministerium in Moskau bestätigte die Identität der drei Todesopfer. Die Männer seien jedoch nicht mit einem Journalistenvisum eingereist, sondern als Touristen, sagte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Tass zufolge. Sie hätten lediglich abgelaufene Bescheinigungen russischer Redaktionen mit sich geführt. 

Der Informationsminister der Zentralafrikanischen Republik, Ange Maxime Kazagui, bestätigte, die Männer hätten sich nicht als Journalisten akkreditiert.

Stützpunkt als Ziel

Die drei Männer seien am Freitag in das Land eingereist, «um Bilder über die Aktivitäten des privaten Militär-Unternehmens Wagner zu drehen», erklärte das Zentrum für Investigationsmanagement auf seiner Facebook-Seite. Die Redaktion hatte demnach am Sonntag zuletzt mit ihnen Kontakt. 

Die Chefredaktoin des Zentrums, Anastasia Gorschkowa, sagte dem unabhängigen Sender Doschd, die drei getöteten Journalisten hätten am Sonntag einen Stützpunkt in Zentralafrika besuchen wollen, auf dem sich Wagner-Söldner befänden. 

Ihnen sei aber der Zugang verwehrt worden, weil sie keine Akkreditierung des zentralafrikanischen Verteidigungsministeriums hatten. Bei der Recherchereise habe den Journalisten ein «Berater» der Uno-Mission in Zentralafrika geholfen.

Am Dienstag seien die Männer zwischen den Orten Sibut und Dékoa etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bangui tot aufgefunden worden, sagte Kazagui. Sie seien entgegen dem Rat von Sicherheitskräften an einem Checkpoint in Sibut weitergereist. Eine Gruppe Bewaffneter habe sie getötet. Auch der Fahrer der Männer wurde demnach verletzt, konnte aber fliehen.

Uno-Mission hilft ermitteln

Die Uno-Friedensmission schickte nach eigenen Angaben ein Team zum Ort des Geschehens. Dort fanden sie die Leichen der Männer und ein Auto vor, das mehrere Einschusslöcher hatte, wie ein Uno-Sprecher sagte. Polizisten der Friedensmission unterstützten nun die zentralafrikanischen Ermittler.

Der Krisenstaat gilt einem Uno-Index zufolge als das ärmste Land der Welt. 2013 war dort ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem sich Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit gegenüberstanden. 

In Folge einer französischen Militärintervention und später einer Uno-Friedensmission stabilisierte sich die Lage etwas. Auch die EU leitet einen militärischen Ausbildungseinsatz in dem Land, der jüngst um zwei Jahre verlängert wurde. (sda/dpa/afp/maw)



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