20.09.2020

Fincen Files

Journalisten-Netzwerk deckt Missstände auf

Im Kampf gegen internationale Geldwäsche gibt es nach Recherchen des weltweiten Journalisten-Netzwerks ICIJ nach wie vor erhebliche Defizite. 400 Journalisten aus 90 Ländern waren an der Recherche beteiligt – darunter auch welche von Tamedia.
Fincen Files: Journalisten-Netzwerk deckt Missstände auf
Ein Datenleck hat Schwächen bei Geldwäsche-Bekämpfung enthüllt. (Bild: Keystone/Martin Ruetschi)

Geldwäscherei betreiben einige Grossbanken weiterhin – trotz Vorgaben zu deren Bekämpfung. Das belegen Recherchen des weltweiten Journalisten-Netzwerks ICIJ, die am Sonntagabend in Medien, darunter dem Tages-Anzeiger, verbreitet wurden, der dem ICIJ angehört.

Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), in dem weltweit mehrere Hundert Journalistinnen und Journalisten aus rund 90 Ländern arbeiten, nennt global tätige Grossbanken, die trotz Bussen wegen Geldwäscherei in den vergangenen Jahren weiterhin Milliardenbeträge undurchsichtiger Herkunft verschoben haben: Deutsche Bank, JPMorgan, HSBC, Standard Chartered und Bank of New York Mellon.

Das ICIJ stützt seine Informationen auf ein Datenleck über Verdachtsmeldungen zu Geldwäscherei an das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) des US-Finanzministeriums, zu dem das New Yorker Onlineportal BuzzFeed Zugriff hatte. Diese Daten wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren vom Recherchenetzwerk ICIJ aufgearbeitet, zu dem unter anderem auch die Süddeutsche Zeitung und die deutschen Sender WDR und NDR gehören.

Schweizer Geldhäuser ebenfalls erwähnt

Grossbanken hätten mutmassliche Kriminelle, Mafiosi, Millionenbetrüger und sanktionierte Oligarchen als Kunden akzeptiert und für diese Überweisungen ausgeführt. Gemeldet hätten sie diese Vorgänge oft nur zögerlich und zum Teil mit jahrelanger Verspätung, ist auf der ICIJ-Homepage zu lesen. Die Gesamtsumme der Transaktionen liegt demnach bei etwa zwei Billionen US-Dollar.

In den Datenbanken des Netzwerks finden sich auch Angaben zu Schweizer Kreditinstituten. Die Schweiz sollen 2051 Transaktionen betreffen. Es seien im Zusammenhang mit Schweizer Banken rund 3,7 Milliarden Dollar erhalten und rund 4,2 Milliarden Dollar als Geldabgänge verbucht worden.

In den Details zu verdächtigen Geldtransaktionen werden zahlreiche Schweizer Banken, wie die Credit Suisse, die UBS, Bank Vontobel, Raiffeisen, Pictet, Julius Bär, Bank Sarasin und die Zürcher Kantonalbank, aufgeführt. Zudem finden zahlreiche in der Schweiz ansässige Auslandsbanken in den Files Erwähnung. (sda/cbe)


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