Die NZZ-Kolumne des freien Autoren Milosz Matuschek ist auf KenFM wieder verschwunden. Der Beitrag erschien am 1. September zuerst auf nzz.ch, später auch auf dem Portal des deutschen Aktivisten Ken Jebsen, dem zugeschrieben wird, verschwörungsideologische Inhalte zu verbreiten (persoenlich.com berichtete).
Matuschek selbst erteilte KenFM die Erlaubnis für eine Zweitverwertung seines Textes, wie er auf Twitter schrieb. Die NZZ hingegen drohte mit juristischen Schritten, sollte der Beitrag nicht von der Seite entfernt werden. Die Rechte würden bei der NZZ liegen:
Wir fordern Ken Jebsen auf, den Beitrag mit sofortiger Wirkung zu entfernen. Die Rechte liegen bei der NZZ. Wir behalten uns juristische Schritte vor.
— Neue Zürcher Zeitung (@NZZ) September 4, 2020
«Der Artikel wurde gelöscht», bestätigte NZZ-Kommunikationschefin Seta Thakur am Dienstagmorgen auf Anfrage von persoenlich.com. Mehr wollte sie zunächst nicht sagen: «Zu Einzelheiten können wir keine Stellung nehmen», so Thakur.
Im Laufe des Nachmittags wurde bekannt, dass die NZZ die Zusammenarbeit mit dem freien Kolumnisten Matuschek beendet hat. Der Journalist twitterte dies und bestätigte den Sachverhalt auch auf Anfrage:
Die Kolumne vom 01. September 2020 war nun auch die letzte, wie mir die @NZZ soeben mitteilte. Das ist schade, aber ich bin dankbar für fast sechs Jahre Kolumnistentätigkeit bei einer Zeitung, die für eine Grosszügigkeit im Denken steht. https://t.co/KnZ0Atul6D
— Milosz Matuschek (@m_matuschek) September 8, 2020
«Die Trennung von unserem Kolumnisten hat nichts mit den Inhalten der von ihm in der NZZ veröffentlichten Kolumnen und Texte zu tun, sondern mit unterschiedlichen Vorstellungen zu deren Weiterverbreitung auf anderen Plattformen», so Seta Thakur am Dienstagabend gegenüber persoenlich.com.
«Urheberrecht liegt bei mir»
Die unterschiedlichen Vorstellungen wurden bereits am Wochenende deutlich. Milosz Matuschek, stv. Chefredaktor des Schweizer Monats, twitterte:
Ich gab grünes Licht für die Übernahme der Kolumne von @NZZ bei @TeamKenFM. Ich gehe davon aus, dass ich als Autor über das Urheberrecht an meinen Texten verfüge, zumindest habe ich meines Wissens keinen Vertrag diesbezüglich abgeschlossen. /1
— Milosz Matuschek (@m_matuschek) September 4, 2020
Auf Anfrage blieb Matuschek auch am Dienstag, nachdem auf KenFM sein Text gelöscht wurde, bei seiner Rechtsauffassung: «Das Urheberrecht an meinen Kolumnen und Gastbeiträgen liegt bei mir. Ist halt immer die Frage, ob man wegen sowas dann durch alle Instanzen prozessieren will (und kann), vor allem wenn der Beitrag schon zehntausende Mal angesehen worden ist.»
Mehrere Sprachversionen gelöscht
Auf KenFM wurde nicht nur die deutschsprachige Originalversion der Matuschek-Kolumne mit dem Titel «Kollabierte Kommunikation: Was, wenn am Ende ‹die Covidioten› recht haben?» gelöscht. Auch die Übersetzungen – unter anderem in Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Niederländisch – wurden ebenfalls entfernt.
KenFM liess eine entsprechende Anfrage am Dienstag unbeantwortet.