Künftige Rolle von Luzi Bernet unklar

NZZ am Sonntag - Wegen «unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung» wird der Chefredaktor seine Tätigkeit beenden. Sein Nachfolger Jonas Projer soll die NZZ am Sonntag «in die nächste digitale Phase» führen.

Jonas Projer, vormals Redaktionsleiter der «Arena» und derzeit Chefredaktor von Blick TV, übernimmt per September 2021 die publizistische Leitung der NZZ am Sonntag (persoenlich.com berichtete). Projer soll laut NZZ-Mitteilung «den renommierten Titel in die nächste digitale Phase» führen.

Die NZZ am Sonntag stehe beim Schweizer Medienqualitätsrating seit Jahren an der Spitze in der Kategorie Sonntagszeitungen und Magazine. «Dies und die positive Entwicklung im Lesermarkt sind das Verdienst von Luzi Bernet, der den 2002 gegründeten Titel zusammen mit einem starken Redaktionsteam in den letzten vier Jahren zu einer der renommiertesten Medienmarken der Schweiz entwickelt hat», heisst es in einer am Freitag publizierten Mitteilung. Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung der NZZ am Sonntag werde Bernet seine Tätigkeit als Chefredaktor beenden. In dieser Funktion war er seit 2017.

Gespräche «über eine allfällige neue Rolle von Luzi Bernet innerhalb der NZZ-Mediengruppe» sind laut Mitteilung derzeit im Gang. «Im Namen des Verwaltungsrates möchte ich Luzi Bernet herzlich danken für seine hervorragenden Leistungen und sein langjähriges Engagement für die ‹NZZ am Sonntag›», lässt sich Etienne Jornod, Präsident des Verwaltungsrates der NZZ-Mediengruppe, zitieren.

Digitalisierung vorantreiben

Unter der Leitung von Jonas Projer soll für den Sonntagstitel die Digitalisierung weiter verstärkt werden. Damit soll die NZZ am Sonntag den zukünftigen Anforderungen im Rahmen der medialen Transformation noch besser entsprechen, heisst es im Communiqué. «Der Print-Ausgabe der ‹NZZ am Sonntag› kommt nach wie vor eine zentrale Rolle zu, und wir glauben, dass sie noch viele Jahre eine Zukunft hat. Gleichzeitig müssen wir den digitalen Wandel aber auch bei unserem Sonntagstitel vorantreiben», so Jornod.

«Jonas Projer verfügt über den journalistischen Instinkt, eine profunde Erfahrung im digitalen Bereich und den nötigen strategischen Weitblick, die NZZ am Sonntag als weiteren digitalen Wachstumstreiber für unser Unternehmen positionieren zu können», so Jornod über den Personalentscheid des Verwaltungsrates. CEO Felix Graf ergänzt: «Ich freue mich sehr, dass wir mit Jonas Projer nicht nur einen ausgewiesenen Digitalexperten, sondern auch eine charismatische Führungspersönlichkeit und einen Teamplayer für diese anspruchsvolle Position gewinnen konnten.»

Jonas Projer ist seit Mai 2019 als Chefredaktor von Blick TV tätig, das im Februar 2020 digital auf Sendung ging. Davor war er während fünf Jahren Redaktionsleiter und Moderator der politischen Diskussionssendung «Arena» beim Schweizer Fernsehen SRF. Von 2017 bis 2018 hatte Projer die Leitung Fachredaktion Talk inne. Von 2011 bis 2014 berichtete er als Korrespondent des Schweizer Fernsehens aus Brüssel über EU-Themen. Seine Karriere bei SRF startete Jonas Projer im Jahr 2006 als Redaktor von «Schweiz Aktuell». Im Rahmen eines zweijährigen Lehrgangs absolvierte er bis 2009 Praktika bei «ECO», der «Tagesschau» und bei «10vor10». Jonas Projer studierte von 2000 bis 2003 Germanistik, Anglistik und Filmwissenschaften an der Universität Zürich, um dann an die Zürcher Hochschule der Künste zu wechseln, wo er die Filmklasse abschloss. Während seines Studiums war Projer als freier Journalist unter anderem für Swiss TXT, Blue cinema und die Basler Zeitung tätig. (pd/cbe)



Lesen Sie auch den Kommentar von Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.