10.03.2014

Leipziger Buchmesse

"Leider werden nur die 'Offiziellen' unterstützt!"

Der Schaffhauser Beat Toniolo über sein unabhängiges Kultur- und Literaturprojekt.
Leipziger Buchmesse: "Leider werden nur die 'Offiziellen' unterstützt!"

Der Schaffhauser Beat Toniolo hat an der Buchmesse in Leipzig ein unabhängiges Kultur- und Literaturprojekt initiiert – ohne ein Rappen staatliche Unterstützung. Neben den Schriftstellern Adolf Muschg und Pedro Lenz tritt dort auch "persönlich"-Chefredaktor Matthias Ackeret auf. Persoenlich.com hat sich mit Toniolo im Vorfeld unterhalten.

Herr Toniolo, Sie sind Schweizer und leben selber in Leipzig. Wie erleben Sie die Schweizer Präsenz an der Buchmesse? 
Da ich ein eigenes unabhängiges Kunst- und Literaturprojekt initiiert habe, ist mein Augenmerk vor allem auf die Organisation dieser 13 qualitativ hochwertigen, wie experimentellen Projekte gelegt. Als Initiator, Organisator, Moderator, Kurator und Künstler bleibt kaum Zeit anderes anzuschauen oder zu beobachten.

Profitieren Sie auch von staatlichen Fördergeldern? 
Ich bekomme leider keinen Franken von Pro Helvetia, welche nur "die Offiziellen" unterstützt. Das bedaure ich sehr, da ich doch einige Veranstaltungen präsentiere, welche uraufgeführt werden und einmalig bei "Alles sCHweiz - oder was?" zu sehen sind. 

Sie haben unter dem Titel "Alles sCHweiz – oder was?" ein spezielles Kunstprojekt auf die Beine gestellt. Was muss man sich darunter vorstellen? 
Ein vielschichtiges Programm mit sowohl musikalischen Lese-Performances, als auch Performances in "meinem" CH-Kreuz aus ca. 3-4 Tonnen geschreddertem Euro. Bei "Fussball trifft Literatur" werden Kult-Sportmoderator Marcel Reif, der Schweizer Torhüter Fabio Coltorti, der bei RBLeipzig spielt, und auch Sebastian Krumbiegel von "Den Prinzen" dabei sein. Zudem werden Original Nostalgie PTT-Busse aus den Jahren 1964 und 1975 als Shuttle von der alten Hauptpost zur Messe fahren. Ich habe auch ein Wissenskartenspiel "101 und 1 Frage an die sCHweiz" entwickelt, bei welchen verschiedene Gymnasien in Leipzig über 1500 Fragen eingesandt haben. Aus diesem Projekt entstand sogar die Zusammenarbeit einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Universität Leipzig.

Sie bieten unter anderem Veranstaltungen mit Adolf Muschg, Peter von Matt und Pedro Lenz an. Wie sind Sie zu diesen Autoren gekommen? 
Ich kenne und schätze sie persönlich. Sie wiederum kennen meine Arbeiten. Mit Adolf Muschg und Pedro Lenz habe ich auch schon Projekte im Rahmen meiner vorletzten Tätigkeit als künstlerischer Leiter vom "Rheinfall-Festival" realisiert.

Auch "persönlich"-Chefredaktor Matthias Ackeret liest dreimal bei Ihnen aus seinem Roman "Elvis". Was erhoffen Sie sich dadurch? 
Ich wollte auch jemanden einladen, der ein anderes Genre vorstellt. Da ich mich bei der Lektüre von "Elvis" köstlich amüsiert habe und ich Matthias Ackeret schon aus den 80er Jahren kenne, war es nahe liegend, jemanden aus meiner Heimatstadt mit einem "träschigen" Buch einzuladen.

Ist die Schweizer Präsenz ein Thema in Leipzig? 
Ich hoffe, dass ich mit meinen speziellen Projekten in kritischer wie experimenteller Auseinandersetzung ein spannendes und überraschendes Spektrum über die Schweiz zeige, das neugierig macht.

 

Interview: Marco Lüthi, Fotos: Johannes Müller (module+)



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