19.10.2020

SRF

Lob und gute Quoten für Zürich-Tatort

Am Sonntag haben 694'000 Zuschauer den Tatort «Züri brännt» gesehen, was einem Marktanteil von 36,7 Prozent entspricht. Die Kritiker von Spiegel und den Tamedia-Zeitungen jubeln. NZZ und Blick sind weniger begeistert.
SRF: Lob und gute Quoten für Zürich-Tatort
Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) mit Kollegin Tessa Ott (Carol Schuler) und Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) am Fundort der Leiche. (Foto: Sava Hlavacek / SRF)
von Edith Hollenstein

Der Zürich-Tatort erhält gute Noten in der Schweiz, aber vor allem von den Nachbarn. 8 von 10 Punkten überreicht das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel. Dieser Tatort sei «kein Grund, den Fernseher abzufackeln». Der Gesellschaftskrimi aus der «Wixerstadt» Zürich verbreitet keine Langeweile. Kurz: «ein starker Einstand für das neue Team.»

Den Macherinnen und Machern sei es gelungen, die Stimmung der frühen Achtziger gekonnt in die Gegenwart der alt gewordenen Charaktere zu holen. Und, so der Spiegel weiter: «So explosiv kann es gern weitergehen.»

«Klischeefreies Zürich»

Auch Tamedia klatscht in die Hände. «Ein solider Auftakt war das!», schreibt Kulturredaktorin Bettina Weber in ihrer Rezension. Besonders positiv sei aufgefallen, dass im neuen «Tatort» «endlich normales Schweizerdeutsch geredet» werde – «und nicht mehr dieser unerträglich gestelzte Dialekt von früher».

Der «Tatort» sei solide und sehe vor allem «richtig, richtig gut aus, in jeder Hinsicht». «Zürich kam vollkommen klischeefrei daher, ja, wirkte nicht einmal angestrengt cool, sondern einfach urban. Und die Kommissarinnen hat man nicht in diese Kombination von notorisch zu tief sitzender Jeans plus Lederjacke gesteckt, sondern in moderne Bundfaltenhosen und kuschelige Strickjacken». 

Kritik an Erzählform und Einbettung des Themas

Etwas weniger euphorisch ist der Blick. Zwar seien die neuen Ermittlerinnen mit Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler stimmig besetzt. Das Drehbuch hingegen wirke «überambitioniert» und die Regie sei für einen Pilotfilm zu salopp, schreibt Redaktor Jean-Claude Galli.

Laut dem Blick unterliegt so ein Pilotfilm erzählerischen Grundsätzen, die Regisseurin Viviane Andereggen nicht so recht befolgen möge. «Das ist ihre Entscheidung, bringt aber für die Zukunft weiteren Erklärungsbedarf.» Dazu komme die Dialogflut, die wirkt, als hätte sie ihrer Bildsprache misstraut.  

Die NZZ beurteilt unter anderem Storyline, Besetzung und Thema. Bei Letzterem kommt sie zum Schluss, dass die Dringlichkeit und die Bedeutung der Jugendunruhen für die heutige Zeit nicht wirklich kontextualisiert werden. «Letztlich wird aus der Vergangenheit ein eher persönlich motivierter als politisch bedeutsamer Konflikt destilliert», schreibt Autor Tobias Sedlmaier. Sein Fazit: «Ein Feuer braucht seine Zeit, bis es lodert, und ein Debütfall sollte nicht einfach abgeschrieben werden. Das Team Zürich hat Potenzial – wenn es sich auf die Stärken seiner Ermittler und die Besonderheit der Stadt konzentriert, kann es sie auch ausspielen.»

«Quoten sind hervorragend»

Das vermag die Freude am Leutschenbach nicht zu trüben. «Die Einschaltquoten sind hervorragend! Was uns besonders freut, ist die Tatsache, dass das neue Team und die neue Stadt mit 37 Prozent Marktanteil vor allem beim jüngeren Zielpublikum sehr gut angekommen ist», sagt Urs Fitze, Leiter Fiktion, am Montag auf Anfrage von persoenlich.com.

Den Tatort «Züri brännt» vom Sonntagabend haben durchschnittlich 694'000 Zuschauerinnen und Zuschauer gesehen, was einem Marktanteil von 36,7 Prozent (3+, overnight, deutsche Schweiz) entspricht. 

Recht gut fällt auch die Quote in Deutschland aus. Durchschnittlich 7,45 Millionen Zuschauer waren es laut blick.ch bei der ARD, ähnlich viele wie beim letzten Luzerner «Tatort». Im Vergleich: Der Luzern-ARD-Rekordwert lag bei 8,96 Millionen Zuschauern («Ihr werdet gerichtet» von 2015).



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Kommentare

  • Rudolf BOLLI, 19.10.2020 18:34 Uhr
    Die überbordenden Ankündigungen und Vorschauen in Zeitungen und Fernsehen, die diesen "Tatort" zum grossen Medienereignis aufmotzten, haben ihre Wirkung bei mir nicht verfehlt: Ich habe ihn nicht angeschaut.
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