22.02.2019

Junge Journalisten Schweiz

Löhne von freien Journalisten publiziert

Die auf einer Online-Umfrage basierende Datenbank umfasst zurzeit 150 Einträge zu 47 Medientiteln. Punkto Entlöhnung fallen unter anderem der «Beobachter» und das «Migros-Magazin» positiv auf, tiefe Honorare bezahlen die meisten regionalen Titel und «Vice Schweiz».
Junge Journalisten Schweiz: Löhne von freien Journalisten publiziert
Die befragten Medienschaffenden haben via Online-Formular Auskunft zu Medium, Ressort, Publikationsjahr, Bruttohonorar, Sozialleistungen, Spesen und Länge des Beitrags gegeben. (Bild: Keystone/Gaëtan Bally)

Der Verein Junge Journalisten Schweiz (JJS) veröffentlicht die erste Übersicht über Honorare und Konditionen von freien Medienschaffenden in der Schweiz. Die Datenbank umfasst zurzeit 150 Einträge zu 47 Medientiteln. Via Online-Formular haben freie Journalistinnen und Journalisten in den vergangenen Monaten Angaben zu freien Aufträgen übermittelt. JJS fragte nach dem Medium, Ressort, Publikationsjahr, Bruttohonorar, den Sozialleistungen, Spesen, der Länge des Beitrags und weiteren Details der Aufträge, wie der Verein in einer Mitteilung schreibt.

Diese genauen Informationen sollen möglichst viele Anhaltspunkte liefern, damit die einzelnen Einträge vergleichbarer werden. «Wir wollen Transparenz schaffen. Freie Journalistinnen und Journalisten sollen wissen, was sie für ihre Arbeit einfordern können», wird Martina Koch, Vize-Präsidentin von JJS, in der Mitteilung zitiert. Sowohl erfahrene Medienschaffende als auch solche am Anfang ihrer Karriere haben an der Umfrage teilgenommen.

Vage Stellungnahmen der grossen Verlage

JJS bat alle Medien, zu welchen Einträge eingegangen sind, um offizielle Angaben. Nur 8 von 47 Medientiteln gaben genaue Auskunft zu Lohn und weiteren Konditionen. Es waren dies WOZ, «SRG Link Magazin», «Medienwoche», «Freiburger Nachrichten», «Obersee Nachrichten», «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern», die «Effingermedien» und thurgaukultur.ch.

Zwölf Publikationen reagierten auch nach mehrmaliger Anfrage von JJS nicht, drei Titel antworteten, dass sie keine Angaben kommunizieren wollten. Die Kommunikationsabteilungen der grossen Medienhäuser – Ringier, Tamedia, SRF, NZZ-Mediengruppe und CH Media – teilten gemäss Mitteilung eher «schwammige Informationen» mit und kommunizierten keine Richtlinien für Honorare.

Grosse Spannweite punkto Bezahlung

Grosse Unterschiede zeigen sich bei den Honoraren. Die von Impressum und Syndicom empfohlenen Mindestansätze von 445 bis 518 Franken pro Tag werden gemäss Mitteilung zwar ab und zu eingehalten, doch der reale Aufwand scheint oft über den ausbezahlten Tagesansätzen zu liegen. Positiv fallen der «Beobachter», das «Migros-Magazin» sowie das «SRG Link Magazin» auf.

Die meisten regionalen Titel sowie «Vice Schweiz» bezahlen sehr tiefe Honorare. Auch die WOZ vergütet die freien Schreibenden eher tief, allerdings gibt es bei aufwändigen Recherchen die Möglichkeit für einen Zustupf des Fördervereins.

Infrastrukturentschädigung ist selten

Fast alle Medientitel gaben an, Sozialleistungen wie AHV und Pensionskasse zu bezahlen – zum Teil allerdings erst auf Nachfrage der freien Medienschaffenden. Bei den Spesen gelten oft dieselben Reglemente wie für Festangestellte. Die von Branchenverbänden empfohlene Infrastrukturentschädigung bezahlen offiziell nur das «SRG Link Magazin» und die WOZ für regelmässige Freie. Zudem beteiligt sich der «Beobachter» gemäss der JJS-Umfrage zumindest teilweise an den Infrastrukturkosten.

Insgesamt hätten die Rückmeldungen der freien Journalistinnen und Journalisten gezeigt, dass es bei deren Honoraren ein grosses Bedürfnis nach Transparenz gebe, hält der Verein abschliessend fest.

Das Online-Formular bleibt offen, Angaben können weiterhin übermittelt werden. (pd/as)

 



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Kommentare

  • Daniel Frey, 23.02.2019 17:25 Uhr
    Welche Reisebudgets?
  • Arthur Meyer, 22.02.2019 18:01 Uhr
    Das Perfide an der Ausbeutung der so genannten "freien" Journalisten ist die Tatsache, dass diese nicht nur von den Verlagen, sondern nicht selten auch von festangestellten "Kollegen" in den Redaktionsstuben betrieben wird: Wird das Redaktions- oder Ressortbudget von oben beschränkt, wird zuerst bei den "Freien" gespart; es könnte ja sonst sein, dass für die eigenen (Reise-)Spesen der Redaktion weniger übrig bliebe...
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