26.11.2003

Tages-Anzeiger

Massiver Stellenabbau beim Tamedia-Flaggschiff

An der grundsätzliche Struktur als Komplettzeitung wird nicht gerüttelt.

Der Verwaltungsrat der Tamedia AG hat das geplante publizistische Konzept zur Weiterentwicklung des Tages-Anzeigers gutgeheissen und dem Budget zugestimmt. In der Folge werden in der Gesamtredaktion 38 von 251 Stellen abgebaut -- voraussichtlich komme es zu 22 Entlassungen, davon rund 14 bei den Journalisten, wie es in einer Mitteilung vom Mittwochnachmittag heisst. Der Verlag spare somit zusätzlich 1.2 Mio. Franken. Die grundsätzliche Struktur des Tages-Anzeigers als Komplettzeitung bleibe bestehen. An dem im Sommer 2003 eingeführten 5-Bund-Konzept werde auch inskünftig festgehalten; ebenso an der bisherigen durchschnittlich produzierten Seitenzahl.

Einen Schwerpunkt setzt das publizistische Konzept in den Mantelressorts (Inland, Ausland, Wirtschaft, Kultur, Sport sowie Spezialthemen). Damit schaffe der Tages-Anzeiger die Basis für eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Themen und stärkt seine Kooperationsmöglichkeiten mit anderen deutschschweizer Verlagshäusern, wie es weiter heisst. Im ersten Bund erscheine die Berichterstattung zu Inlandthemen inskünftig vor der Auslandberichterstattung. Neu ist am Ende des ersten Bundes eine Doppelseite geplant: die bisherige Hintergrundseite und zusätzlich eine Analyseseite für gesellschaftliche Debatten. Die Spezial- und Servicethemen werden inskünftig in den 5. Bund (Kultur) eingegliedert. An den beiden Supplements Das Magazin und züritipp will Tamedia festhalten. Die geplanten Veränderungen sollen im ersten Quartal 2004 umgesetzt werden.

Bekenntnis zur regionalen Berichterstattung

Einen weiteren Schwerpunkt will das publizistische Konzept in der regionalen und lokalen Berichterstattung für das Millionen-Zürich setzen. Die geplante Struktur entspreche im Wesentlichen den bereits im Frühsommer abgeschlossenen Konzeptarbeiten, so die Tamedia. Der Verwaltungsrat habe Martin Kall und Peter Hartmeier beauftragt, die Tamedia-Wachstumsstrategie im Zeitungsmarkt Zürich anhand des vorgeschlagenen publizistischen und verlegerischen Konzeptes im Detail auszuarbeiten. Bis zum Frühling 2004 solle das weitere Vorgehen beschlossen werden. Daniela Decurtins, stellvertretende Chefredaktorin, übernimmt innerhalb der Chefredaktion die Leitung dieses Projektes.

Budgetreduktion um knapp 14 Prozent

Im Rahmen der Gesamtanalyse wurde auch das Budget überarbeitet. Ziel sei es gewesen, die Kosten unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der mittelfristigen publizistischen Strategie anzupassen. Das Budget der gesamten Tages-Anzeiger-Redaktion inkl. sämtlicher Supportfunktionen beläuft sich neu auf knapp 42 Mio. Franken. Gegenüber dem Budget 2003 müssen damit noch 6.8 Mio. Franken oder knapp 14 Prozent eingespart werden. Mit diesem Budget verfüge der Tages-Anzeiger im Vergleich zu anderen führenden Regionalzeitungen nach wie vor über die doppelten Mittel, kommt die Tamedia zum Schluss.

Abbau von 38 Stellen

Die Kosteneinsparungen führen auch zu einem Abbau von 38 Stellen von insgesamt 251 Stellen. Er soll teilweise über ordentliche und vorzeitige Pensionierungen erfolgen. Ferner würden in einigen Bereichen Pensumsreduktionen vorgenommen. Damit müssten voraussichtlich rund 22 Stellen durch Entlassungen abgebaut werden -- davon rund 14 bei den Journalisten. "In der Redaktion erfolgen die Einsparungen sowie der Stellenabbau entlang den publizistisch festgelegten Prioritäten", schreibt die Tamedia abschliessend.

Bereits dritte Sparrunde

Mit dem Abbau beim Tages-Anzeiger greift Tamedia bereits zum dritten Mal in diesem Jahr zur Sparschere. Anfang Oktober reduzierte das Zürcher Verlagshaus den Bereich Zentrale Dienste um 55 Stellen. Gleichzeitig wurde der Verzicht auf 50 weitere Stellen in der Druckerei angekündigt.


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