Am nächsten Mittwoch wird der Bundesrat mit grosser Wahrscheinlichkeit über finanzielle Unterstützung der Medienbranche während der Coronakrise diskutieren. In diesem Paket ist auch ein Gesuch des Verbandes Schweizer Privatradios (VSP) und der Radios Régionales Romandes (RRR) vom 17. März 2020 enthalten, das wegen des massiven Einbruchs der Werbeeinnahmen 12 Millionen Franken Soforthilfe aus der bereits vorhandenen Schwankungsreserve der Gebühreneinnahmen verlangt.
Dabei wurde beantragt, allen Radios den gleich hohen Betrag auszuschütten. «Dies um die Soforthilfe rasch und ohne administrative Hürden zu realisieren und sicherzustellen», sagt Verbandspräsident Jürg Bachmann gegenüber persoenlich.com. Damit könne man sicherstellen, dass die Schweizer Privatradios ihre Berichterstattung und ihren Service public auch in dieser anspruchsvollen Lage aufrechterhalten können.
Solidarität für Radios ohne Gebühren gefordert
Bei Radio-1-Chef Roger Schawinski stösst dieses Vorgehen auf wenig Verständnis. Es sei ein Grundlagenirrtum, so Schawinski in einer E-Mail an Jürg Bachmann, dass man alle Radios gleichbehandeln könne. «Die Gebührenradios behalten den staatlich garantierten Teil, der in den meisten Fällen 50 Prozent oder gar mehr des Budgets abdeckt. Damit sind sie in normalen Zeiten in einer privilegierten Situation.
Wenn nun die Werbeeinnahmen wegbrechen, müssen die Radios ohne Gebühren, erstmals bevorzugt behandelt werden, um der aktuellen Situation sachgerecht und fair zu begegnen», so der Radiopionier und schlägt vor, dass Radio ohne Gebühren «doppelt» soviel erhalten wie die Gebührenradios. Es werde in der heutigen Zeit viel von Solidarität gesprochen, folgert Schawinski. Dies wäre ein «gelebtes Beispiel von Solidarität» gegenüber Sendern, die ausschliesslich von Werbeeinnahmen lebten.
Schlüssel nicht sakrosant
Für Bachmann ist Schawinskis Vorschlag durchwegs diskutabel, wie er gegenüber persoenlich.com betont. «Wenn der Bundesrat über diese Soforthilfe entschieden hat, wird sich zeigen, ob für die Schweizer Privatradios in allen Landesteilen weitere Stützungsmassnahmen notwendig sind. Dann wird der jetzige Schlüssel sicher überprüft.»
In der Schweiz profitieren 12 kommerzielle Radiostationen in strukturschwachen Gebieten vom Gebührensplitting. Insgesamt gehen jährlich 81 Millionen Franken an regionale TV- und Radiosender. Stationen in städtischen Gebieten wie Radio 1, Radio 20 Minuten, Radio Energy, Radio 24, Radio Argovia oder Radio Basilisk profitieren nicht von dieser Regelung.
KOMMENTARE
30.03.2020 14:56 Uhr
30.03.2020 11:04 Uhr
30.03.2020 07:30 Uhr