29.03.2020

Soforthilfe für Lokalradios

Mehr Hilfe für Radios ohne Gebühren gefordert

Die Schweizer Privatradios verlangen in der Coronakrise 12 Millionen Franken Soforthilfe. Im Vorfeld gibt es nun Diskussionen über deren Verteilung. Ein Vorschlag kommt von Roger Schawinski.
Soforthilfe für Lokalradios: Mehr Hilfe für Radios ohne Gebühren gefordert
Roger Schawinski an einem Anlass in Bern im Jahr 2018. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Am nächsten Mittwoch wird der Bundesrat mit grosser Wahrscheinlichkeit über finanzielle Unterstützung der Medienbranche während der Coronakrise diskutieren. In diesem Paket ist auch ein Gesuch des Verbandes Schweizer Privatradios (VSP) und der Radios Régionales Romandes (RRR) vom 17. März 2020 enthalten, das wegen des massiven Einbruchs der Werbeeinnahmen 12 Millionen Franken Soforthilfe aus der bereits vorhandenen Schwankungsreserve der Gebühreneinnahmen verlangt.

Dabei wurde beantragt, allen Radios den gleich hohen Betrag auszuschütten. «Dies um die Soforthilfe rasch und ohne administrative Hürden zu realisieren und sicherzustellen», sagt Verbandspräsident Jürg Bachmann gegenüber persoenlich.com. Damit könne man sicherstellen, dass die Schweizer Privatradios ihre Berichterstattung und ihren Service public auch in dieser anspruchsvollen Lage aufrechterhalten können.

Solidarität für Radios ohne Gebühren gefordert

Bei Radio-1-Chef Roger Schawinski stösst dieses Vorgehen auf wenig Verständnis. Es sei ein Grundlagenirrtum, so Schawinski in einer E-Mail an Jürg Bachmann, dass man alle Radios gleichbehandeln könne. «Die Gebührenradios behalten den staatlich garantierten Teil, der in den meisten Fällen 50 Prozent oder gar mehr des Budgets abdeckt. Damit sind sie in normalen Zeiten in einer privilegierten Situation.

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Wenn nun die Werbeeinnahmen wegbrechen, müssen die Radios ohne Gebühren, erstmals bevorzugt behandelt werden, um der aktuellen Situation sachgerecht und fair zu begegnen», so der Radiopionier und schlägt vor, dass Radio ohne Gebühren «doppelt» soviel erhalten wie die Gebührenradios. Es werde in der heutigen Zeit viel von Solidarität gesprochen, folgert Schawinski. Dies wäre ein «gelebtes Beispiel von Solidarität» gegenüber Sendern, die ausschliesslich von Werbeeinnahmen lebten.

Schlüssel nicht sakrosant  

Für Bachmann ist Schawinskis Vorschlag durchwegs diskutabel, wie er gegenüber persoenlich.com betont. «Wenn der Bundesrat über diese Soforthilfe entschieden hat, wird sich zeigen, ob für die Schweizer Privatradios in allen Landesteilen weitere Stützungsmassnahmen notwendig sind. Dann wird der jetzige Schlüssel sicher überprüft.»

In der Schweiz profitieren 12 kommerzielle Radiostationen in strukturschwachen Gebieten vom Gebührensplitting. Insgesamt gehen jährlich 81 Millionen Franken an regionale TV- und Radiosender. Stationen in städtischen Gebieten wie Radio 1, Radio 20 Minuten, Radio Energy, Radio 24, Radio Argovia oder Radio Basilisk profitieren nicht von dieser Regelung.


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KOMMENTARE

Arthur Meyer
30.03.2020 14:56 Uhr
Die Privatradios waren nie das Bedürfnis einer breiten Öffentlichkeit. Dieses "Bedürfnis" musste erst geschaffen werden. Um sie - bzw. ihre Konzessionen - gerissen, haben sich nur die diversen Verlage, die jetzt unisono nach Staatshilfe schreien. Wie so oft: Die Gewinne privatisieren, die Verluste verstaatlichen! Nur: ein Gewinn waren die DJ-Sender nie - weder für ihre Betreiber, noch für die potentiellen Zuhörer. Man könnte sie auch einstellen.
Victor Brunner
30.03.2020 11:04 Uhr
Wie schnell der Begriff PRIVAT zu Staatsradio mutiert. Scheinbar sind die alle klamm und haben keinen Groschen auf der Seite!
Maya Ziegler
30.03.2020 07:30 Uhr
Gute Idee Herr Schawinski. Gehen Sie mit gutem Vorbild voraus und spenden Sie 1 Mio. Franken. Sie haben genug davon, und können zeigen, dass Sie nebst einer spitzen Zunge auch ein grosses Herz haben. Danke.
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