"Bei ihrer Gründung, 1996, war die SMD ein Rationalisierungsprojekt", sagt Jürg Mumprecht, Geschäftsführer der Schweizer Mediendatenbank AG (SMD). Damals beschlossen die Medienhäuser Ringier AG, TA-Media AG und SRG-SSR idée suisse, ihre Textarchive zur Online-Datenbank SMD zusammenzulegen. Künftig sollten die Journalisten und Journalistinnen Archiv-Recherchen vermehrt selbst durchführen, zudem wurden durch die Zusammenlegung Dokumentalistenstellen abgebaut. Hans Ulrich Schmutz, SRG-Vertreter im SMD-Verwaltungsrat, stellt fest, dass der "Synergienutzen" erreicht wurde: "Es hat entsprechende Einsparungen gebracht."
Damals wie heute funktioniert die SMD nach demselben System: Die drei Medienhäuser sind zu je einem Drittel Aktionäre der AG und stellen ihr Dokumentalisten zur Verfügung. Direkt bei der SMD angestellt sind nur Geschäftsführer Mumprecht, ein Dokumentalist und fünf Teilzeitarbeitende am Scanner. Die zusätzlichen sieben Dokumentalisten, die für den SMD-Betrieb benötigt werden, kommen im Wochen-Turnus aus SRG, TA-Media und Ringier, um dann wieder in ihre "Heim"-Dokumentationen zurückzukehren.
Partner bringen Archiv als Mitgift
Sowohl bei TA-Media wie bei Ringier und SRG ist man mit den Leistungen der SMD "sehr zufrieden". Laut Mumprecht hat die SMD im letzten Jahr gegen drei Millionen Dokumente an ihre Kundschaft geliefert. Diese Kundschaft besteht in erster Linie aus Journalisten und Journalistinnen der drei beteiligten Häuser; für sie war die SMD ja ursprünglich gedacht. Doch es haben sich weitere Medienunternehmen als SMD-Partner angeschlossen, so etwa die HandelsZeitung, der Bund, die Berner Zeitung, die Aargauer Zeitung, die Neue Luzerner Zeitung und, demnächst, auch die WochenZeitung. Diese Partner vergrössern auch das Angebot der SMD: Sie integrieren ihr eigenes Archiv in die SMD und lassen es von der SMD aufbereiten und verwalten. So können sie - kostenlos - auf ihre eigenen Produkte zugreifen; beziehen sie Artikel aus anderen Print-Medien, bezahlen sie dafür.
Die SMD wäre nicht nur für neue Partner, sondern auch für neue Aktionäre offen. Fridolin Luchsinger, Ringier-Vertreter im SMD-Verwaltungsrat: "Es gab Gespräche mit der NZZ, und wir werden diese Gespräche bei Gelegenheit wieder aufnehmen." Doch auch ohne Aktienbeteiligung und Partnerschaft können Verlage die Dienstleistungen der SMD in Anspruch nehmen - natürlich gegen Entgelt. Sogar Einzelpersonen können mit der SMD einen Nutzervertrag abschliessen. Sie bezahlen pro online bezogenes Dokument zwischen 2.50 und 6.50 Fr., je nach Art des Dokuments. Allerdings hat die SMD eine "Mindestbeteiligung" von 50 Fr. pro Monat festgelegt.
Wer im SMD-System recherchiert, findet ein breites Angebot. Die SMD wertet die Print-Produkte ihrer Aktionäre und Partner aus, doch auch Artikel aus weiteren Zeitungs- und Zeitschriftentiteln sind erhältlich - von Wall Street Journal über Spiegel, Walliser Bote, Klartext bis hin zu Rolling Stone und Schweizerische Ärztezeitung. Insgesamt umfasst die SMD-Liste rund 80 Titel aus dem In- und Ausland. Diejenigen Titel jedoch, welche weder von Partnern noch von Aktionären stammen, werden laut Mumprecht nur "sehr selektiv" ausgewertet.
Noch lange nicht selbsttragend
Laut Jürg Brauchli, VR-Präsident der SMD und Vertreter der TA Media AG, erreichte die SMD im letzten Jahr einen Brutto-Umsatz von gegen 2,5 Mio Fr. Dabei kann sie sich nicht über den Verkauf von Dienstleistungen an Dritte finanzieren: "Die Kosten, die nicht durch Dritte gedeckt werden, übernehmen die drei Mutterhäuser", sagt Jürg Mumprecht, und: "Wir sind weit davon entfernt, selbsttragend zu sein. Immerhin ist der Anteil, den die Aktionäre beitragen, seit dem Bestehen der SMD zurückgegangen." Mit ihrer "Defizitgarantie" entgelten die Aktionäre allerdings auch die Leistungen, die sie selbst beziehen. "Zwar wird genau festgehalten, wie viel die einzelnen Aktionäre die SMD beanspruchen", sagt Hans-Ulrich Schmutz: "Doch es hat sich gezeigt, dass es in etwa ausgeglichen ist. Also zahlt jeder Aktionär einen Drittel an die Kosten."
Problem mit Urheberrechten
"Bei Angeboten für eine breitere Öffentlichkeit sind die Urheberrechte ein Problem", sagt Jürg Brauchli. Um die Möglichkeiten auszutesten, hat die SMD deshalb den Versuch "Sperber" gestartet: "Sperber" ist ein Informationsdienst, der für 9 Fr. monatlich abonniert werden kann. Die Abonnenten geben an, zu welchen Stichwörtern sie informiert werden möchten. Dann erhalten sie - in von ihnen gewünschten Zeitabständen - per E-Mail eine Titelliste mit Links zu Artikeln, in denen die Stichwörter vorkommen. Jedes Dokument, das via diese Links bezogen wird, kostet 2 Fr. "Für den 'Sperber'-Versuch haben wir alle Chefredaktoren der ausgewerteten Zeitungen und Zeitschriften angefragt", sagt Jürg Mumprecht - damit ist das Urheberrechtsproblem wenigstens für die Zeit des Versuchs vom Tisch. "Doch wenn wir derartige Angebote in grösserem Stil kommerziell betreiben wollen, sind die Probleme noch nicht gelöst", fährt Mumprecht weiter. Will die SMD Informationsdienste wie "Sperber" breit anbieten, muss aber laut Mumprecht auch die Arbeitsweise verändert werden: "Wir sind eine Dokumentation, die auf die redaktionellen Bedürfnisse der Mutterhäuser ausgerichtet ist. Deshalb sind wir nicht so aktuell, dass wir 'Sperber' als News-Dienst anbieten könnten." Doch das soll sich ändern.
Die SMD rüstet ihre Systeme auf, damit sie künftig, "topaktuell" arbeiten kann. Neben Informations- und News-Diensten per E-Mail kann sich Mumprecht dann auch andere SMD-Angebote vorstellen: "Wir könnten unseren Kunden aus den Contents, die wir erfassen, diejenigen anbieten, die zu ihrem Bereich gehören, und sie auf ihre Websites stellen." Bereits heute stellt die SMD für die zur TA-Media gehörenden "Winner"-Sites Links zu aktuellen Dokumenten im jeweiligen Themenbereich zusammen. Möglich ist das allerdings nur, weil die SMD ausschliesslich Texte aus dem Haus TA-Media verwendet - ansonsten gäbe es auch hier Urheberrechtsprobleme. Noch sind diese nicht gelöst. Und noch haben die Aktionäre nicht darüber entschieden, was die SMD in Zukunft anbieten soll. "Hauptgeschäft der SMD", so Fridolin Luchsinger, "wird sicher weiterhin das Sammeln und Aufbereiten von Informationen für Medienzwecke sein. Eine Zusatzoption wäre, dass wir auch den Bereich Bild einbringen. Darüber hinaus ist sehr vieles möglich. Aber noch ist nichts entschieden."