27.11.2017

No Billag

Mit Stiefel-Plakat für mehr Medienvielfalt

Das überparteilliche Nein-Komitee gegen die No-Billag-Initiative steigt im SVP-Stil in den Abstimmungskampf. Bei den Initianten schüttelt man laut einem Bericht den Kopf. Experten beurteilen das Sujet kritisch.

Das Nein-Komitee gegen «No Billag» präsentiert das Sujet gegen die No-Billag-Initiative, wie der «Blick» schreibt. Zu sehen ist ein Stiefel, der eine als Medienlandschaft illustrierte Schweiz zertritt. «Nein zum Angriff auf die Schweizer Medienvielfalt. Nein zu No Billag!», lautet der Slogan darauf. Das Plakat erinnert an den Stil der SVP, welche im Wahlkampf 1995 und bei der Masseneinwanderungsinitiative 2010 mit ähnlichen Stiefel-Sujets arbeitete.

Bildschirmfoto 2017-11-27 um 09.18.57

«Das Sujet zeigt doch gut, wohin die Initiative führt: Ein Ja bedeutet nicht nur für die SRG in der heutigen Form das Aus, sondern bedroht auch zahlreiche private TV-und Radiostationen, die nur dank Gebührengeldern überleben», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas gegenüber dem «Blick». «No Billag» sei ein zerstörerischer Angriff auf die Medienvielfalt. Die CVP führt die Abstimmungskampagne gegen die No-Billag-Initiative, über welche am 4. März abgestimmt wird, an.

Werber und PR-Berater beurteilen das Plakat kritisch. «Den Feind mit dessen eigenen Mitteln zu schlagen, ist hier kein besonders cleverer Schachzug», sagt Kaspar Loeb von der Agentur CR Kommunikation gegenüber der Zeitung. Unentschlossene könnten durch die Bildsprache, welche von der SVP abgekupfert sei, abgeschreckt werden. Noch weiter geht Havas-Chef Frank Bodin. In gewissen Kreisen könnte das Plakat «kontraproduktiv» wirken, sagt er der Zeitung. Der Gegenkampagne fehle eine breite und koordinierte Strategie, um auf die möglichen Konsequenzen der Initiative hinzuweisen.

Auch bei den No-Billag-Initianten schüttelt man den Kopf über das Sujet. «Ich sehe den Zusammenhang mit unserer Initiative überhaupt nicht. Wir wollen weder eine Zerschlagung der Medienlandschaft noch der SRG, sondern bloss die Abschaffung der Zwangsgebühren», sagt Mitinitiant Andreas Kleeb gegenüber dem «Blick». Das aggressive Nein-Sujet sei primär Ausdruck von Emotionen und viel Frust bei den Gegnern. (wid)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Karl Zeiter, 28.11.2017 11:36 Uhr
    Das "Medienvielfalt-Argument" ist völlig falsch. Nach einer Abschaffung der SRG müssten die Privaten Sender (TeleZüri, 3+, RTL, Pro7 etc..) ALLE Sendungen der SRG selber produzieren - also Kassensturz, ECO, Sport, Literaturklub, Schweizer Filme, etc - NUR UM DIESSELBE Vielfalt zu erreichen. Möchten die Privaten, wie sie selber sagen MEHR Vielfalt, müssten sie ZUSÄTZLICH noch mehr Formate entwickeln... Ich würde gerne von den Befürwortern mal konkrete Projekte hören, die die Vielfalt stärken und die sie jetzt nicht in der Lage sind zu produzieren.
  • Ivo Zen, 28.11.2017 09:21 Uhr
    Und wieder lässt man die Initianten ihren Lügensatz sagen, dass sie nicht die SRG abschaffen wollen. Warum haben sie dann keine Frist vorgesehen, welche einen allfälligen Umbau und eine Neuorientierung der öffentlich-rechtlichen und der gebührenunterstützten privaten Sender möglich machen würde. Ich bin auch für sympathische Aktionen gegen die NO-SRG Initiative aber der Schwindel der Initianten ist unerträglich.
  • Ivan Madeo, 28.11.2017 08:58 Uhr
    @ Roald Hofmann: Sie und viele Initianten behaupten, dass die „No Billag“-Initiative dazu diene, die SRG „auf das erforderliche gesunde Minimum gesundzuschrumpfen“, aber das stimmt einfach nicht. Lesen Sie den Initiativtext genau: Im Falle eines Ja zu „No Billag“ können die audiovisuellen Medien in der Schweiz nicht mehr vom Bund finanziert werden. Die Initiative hätte zur Folge, dass alle öffentlichen Mittel für Radio- und Fernsehsender der Schweiz aufgehoben werden: dies für 24 Radio- und Fernsehkanäle der SRG und für 34 regionale Radio- und Fernsehsender (TeleBärn, Tele M1, Tele Top, Tele Ticino, Radio Lora, Canal 3, Radio Munot etc.). Ein Ja wäre ein Nein zu 58 audiovisuellen Kanälen dieses Landes. Die Schweiz wäre dann das einzige Land auf dem europäischen Kontinent ohne öffentlich-rechtliche Medien. Das können Sie nicht im Ernst wollen.
  • Nico Herger, 28.11.2017 08:08 Uhr
    Wenn es ein Unternehmen gibt, das die Medienvielfalt beschränkt, dann ist es der Gigant SRG, der mit riesigem Abstand grösste Medienplayer. Durch die Kooperation mit Swisscom und Ringier im Werbemarkt (Admeira) wird diese Macht noch potenziert und gleichzeitig die Unabhängigkeit der Ringier-Medien ebenfalls eingeschränkt. Die SRG-Führung besteht aus CVP und SP, 70% der Journalisten verorten sich links: Sieht so Unabhängigkeit aus? Und was diese zahllosen Sender an Qualität bieten, da können private Medien locker mithalten, umso mehr, als diese durch das Verschwinden des SRG-Molochs gestärkt werden. Die allermeisten SRG-Journalisten kommen ja von den privaten Medien (Radio, TV, Zeitungen). Oder will jemand behaupten, sie erreichten in der geschützten Werkstatt SRG ein höheres Qualitätsniveau? "Unabhängiges Qualitätsfernsehen/-radio"? Gleich doppelt falsch. - Und 400 Fr. entsprechen ungefähr einer KK-Monatsprämie, allein dies ist ein Ja zu "No Billag" wert. Ich kenne Leute, für die 400 Fr. Ersparnis das Hauptargument ist. Und diese gehen hoffentlich zur Urne.
  • ROger Meier, 27.11.2017 17:23 Uhr
    Von wegen: Andreas Kleeb sagt: "Wir wollen weder eine Zerschlagung der Medienlandschaft noch der SRG, sondern bloss die Abschaffung der Zwangsgebühren". Darum steht im Initiativtext: "6 Der Bund betreibt in Friedenszeiten keine eigenen Radio- und Fernsehstationen." Es geht nicht um Fan-Sein. Es geht um die Abschaffung der SRG und allen gebührenfinanzierten Radios.
  • Christian Keller, 27.11.2017 16:06 Uhr
    Gebetsmühlenartig wiederholt Andreas Kleeb vom Initiativkomitee, dass das Ziel der Initiative gar nicht die Zerschlagung der SRG sei. Das ist schlicht unehrlich; wenn nicht das direkte Ziel, so ist die Vernichtung der SRG zumindest der beabsichtigte Kollateralschaden. Es ist so klar wie das Amen in der Kirche, dass die SRG nicht überleben kann, wenn man ihr die wirtschaftliche Grundlage entzieht und nur neun Monate Zeit lässt, sich neu zu organisieren. Anders als von den Initianten immer wieder behauptet, gibt es bei dieser Vorlage keinen Spielraum für Regierung und Parlament, um die Folgen abzufedern. Die No-Billag-Initiative ist eine Politik der verbrannten Erde. Sie soll Platz schaffen, damit privat finanzierte Medienhäuser ohne Verpflichtung zum Service Public ihre Macht ausbauen können. Das öffnet amerikanischen Verhältnissen Tür und Tor – zum Schaden der vielfältigen Schweiz und unvereinbar mit unserer direkten Demokratie.
  • Roald Hofmann, 27.11.2017 14:29 Uhr
    Mit einem überzeugten JA zu "no-BILLAG" geht es darum, das ausufernde und zwangsfinanzierte Medienmonopol der SRG zu brechen und den Moloch auf das erforderliche gesunde Minimum gesundzuschrumpfen - bei den heutigen 17 Radio und 7 Fernsehkanälen ein mehr als nur nötiger Beitrage zur Wiederherstellung der Meinungsvielfalt. Einen derartigen, den politischen Mainstream in ungesunder Weise dominierenden Wildwuchs noch als sog "Service public" zu bezeichnen, ist genau das, was das Plakat abbildet - ein Tritt in den Hintern einer funktionierenden Demokratie. Die Wasserversorgung - ebenfalls ein "Service public" - liefert jedem Bürger kaltes Wasser ins Haus - wärmen muss man es selber. Und niemandem käme es in den Sinn, von der Wasserversorgung auch noch Mineralwasser "mit und ohne", geschweige denn solches mit Orangen- oder Zitronengeschmack oder gar Wein und Bier zu verlangen - hierzu führt kein Weg an einem Grossverteiler oder Getränkespezialisten vorbei. Was bei der Wasserversorgung gemeinhin akzeptiert ist, soll auch bei der SRF recht und billig sein. Mit einem kräftigen JA zu "no-BILLAG" haben wir es in der Hand, die Medienvielfalt wieder herzustellen und dem demokratieverzerrenden Effekt der geschützten roten Werkstatt SRG den Stecker zu ziehen.
  • Carl Ebner, 27.11.2017 13:40 Uhr
    @Raabe Ja, auch bei mir hat sich bereits Überdruss eingestellt. Schuld dabei sind unter anderem die Online-Portale, die anstelle einer sachlichen Diskussion (was hier dringend nötig wäre), lieber ein tägliches "Auf Teufel-komm-raus-Bashing" betreiben um ihre Likes/Kommentare/etc.. in die Höhe zu treiben. Es geht zwar in dieser Abstimmung "nur" um TV&Radio, aber es könnte auch etwas wirklich Wichtiges zur Debatte stehen. Diese Stammtisch-Stimmungsmache der Verlagshäuser ist sehr bedenklich.
  • Norbert Raabe, 27.11.2017 12:33 Uhr
    Das glaube ich auch, leider. Scrollt man durch die Kommentare zu den aktuellen Presseberichten, wird schnell klar, dass es eine so giftige Auseinandersetzung in der Schweiz noch selten gegeben hat. Die Meinung der No-Billag-Befürworter ist ohnehin gemacht – und wird umso dezidierter, je mehr Presse und Politik dagegen halten. Und Herr Bodin hat Recht, glaube ich: Ich bezweifle, dass sich die (noch) Besonnenen von einer Kampagne mit der Holzhammer-Methode zu einem "Nein" bewegen lassen. Dieser Stil wird in diesen Kreisen verachtet. In meinem Umfeld herrscht übrigens bereits Überdruss zu den vielen Berichten mitsamt den Kampfkommentaren – und sollte das dazu führen, dass die Leute der Urne fernbleiben, könnten die Befürworter gewinnen. Denn die Mobilisierung kann bei solchen Abstimmungen entscheidend werden. Beunruhigend ...
  • Giuseppe Scaglione, 27.11.2017 10:17 Uhr
    Da fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Lächerlich! Und peinlich ist es obendrauf. Wie wär's mal mit richtigen Argumenten, liebe SRG-Fans? Und vielleicht müsstet ihr auch den Grafiker auswechseln - das Inserat sieht grässlich aus...Mich könnt ihr damit nicht überzeugen. Und das dürfte vielen, die momentan ebenfalls noch unentschlossen sind, auch so gehen. Diese Kampagne wird sich am Schluss als äusserst kontraproduktiv erweisen. Die No Billag Initianten werden es euch danken.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420