28.11.2017

No Billag

Mit wenig Budget Diskussion lanciert

Werber schütteln über das Stiefel-Sujet des überparteilichen Komitees gegen die No-Billag-Initiative den Kopf. Dieses sei bewusst provokativ gewählt worden, sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas. Das Keyvisual entstand inhouse bei den Christdemokraten.
von Christian Beck

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Das überparteiliche Nein-Komitee gegen die No-Billag-Initiative steigt laut «Blick» im SVP-Stil in den Abstimmungskampf. Werber und PR-Berater beurteilen das Sujet kritisch. «Den Feind mit dessen eigenen Mitteln zu schlagen, ist hier kein besonders cleverer Schachzug», sagt Kaspar Loeb von CR Kommunikation. Havas-Chef Frank Bodin meint, das Plakat könnte in gewissen Kreisen «kontraproduktiv» wirken (persoenlich.com berichtete).

«Mit diesem Stiefel zeigen wir klar auf, um was es geht. Nämlich um einen zerstörerischen Angriff auf die Medienlandschaft», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas. Die Frage von persoenlich.com, ob er selber das Plakat zu Hause am PC gestaltet habe, quittiert er mit einem Lachen. «Das CVP-Sekretariat hat das organisiert. Natürlich mit sehr beschränkten Mitteln», so der Bündner.

Verantwortlich für die nationale Parteienkampagne ist ein überparteiliches Komitee. Im Co-Präsidium sitzen neben Candinas beispielsweise auch die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran, die Berner FDP-Nationalrätin Christa Markwalder oder der Zürcher SVP-Nationalrat Jürg Stahl. Den Lead hat das Kampagnenbüro der CVP. Und genau dort – und nicht etwa in einer Agentur – entstand auch das Stiefel-Sujet. Gestaltet wurde es «inhouse in Absprache mit den Kampagnenleitern der Parteien», sagt CVP-Generalsekretärin Béatrice Wertli auf Anfrage. Von einem Grafiker? «Von jemanden, der sich mit ‹InDesign› auskennt», sagt sie.

Bewusst provokatives Sujet

Das Keyvisual sei bewusst provokativ gewählt worden, sagt Candinas zu persoenlich.com. «Um eine Diskussion auszulösen. Und dies ist uns ziemlich gut gelungen, finde ich.» Auf die Kritik der Werber und PR-Leute meint der Politiker: «Man findet immer Kommunikationsleute, die etwas in diese Richtung sagen. Andere sagen wieder etwas anderes. Es wird darüber diskutiert.»

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Oft werde das Stiefel-Sujet auf Plakaten und in Inseraten ohnehin nicht anzutreffen sein, meint Candinas. Das Budget sei mit 20'000 bis 30'000 Franken auch eher klein. «Wir setzen auf Onlinemedien und vor allem auf die maximale Aktivierung aller Gegner der Initiative.» Den Webauftritt dazu gibt es bereits. Die deutschsprachigen Präsenzen auf Facebook und Twitter sollen noch diese Woche folgen, verspricht Generalsekretärin Wertli.

Auf die Frage, weshalb als Keyvisual-Hintergrund die Farbe Orange gewählt wurde, präzisiert Wertli: «Das Sujet ist dunkelgelb.» Da es eine überparteiliche Kampagne sei, sei es wichtig gewesen, dass das Keyvisual keine Parteifarbe habe – weder von der CVP, noch von den Grünen, der SP, FDP, BDP, GLP und EVP.

Übrigens: Mit dem 16-köpfigen Co-Präsidium ist es noch nicht getan. Laut Wertli würden sich derzeit die Listen mit weiteren Mitgliedern des Komitees füllen. «Mittlerweile sind wir bereits bei über 100 Parlamentarierinnen und Parlamentariern.»



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Kommentare

  • Sven Rieter, 29.11.2017 23:03 Uhr
    @Michael Wolf: die SRG monopolisiert das Internet? wie macht sie das genau? Zwangsmassnahmen, User, du darfst nur auf SRG websiten surfen?
  • Werner Schellenberg, 29.11.2017 14:03 Uhr
    Wenn ich TV schaue schätze ich das ich bei meinen 100-200? Kanälen (für die ich bei UPC ja auch bezahle), höchstens zu 3-5% bei SRF hängenbleibe – dieses Angebot ist mir viel zu teuer.
  • Michael Wolf, 29.11.2017 13:48 Uhr
    Herr Lindemann, viele sehen es gerade andersherum: Die zunehmende Monopolisierung der Schweizer Medienlandschaft - neu auch im Internet - durch die SRG ist ein Angriff auf die Schweizer Staatsidee und die Medienunabhängigkeit: 1. Sie gefährdet die unabhängige regionale, lokale und nationale Presse, indem Sie das Medienbudget der Konsumenten stark beansprucht und über die Zwangsgebühren den Wettbewerb unfair verzerrt und damit die unabhängigen Medien verdrängt. 2. Sie beansprucht Zangsgebühren, ohne sich dafür bei der Werbung zurückzuhalten. 3. Sie trägt kaum zum nationalen Zusammenhaft bei (anders als etwa Arte beim Verhältnis D-Fr). Es gibt praktisch keine sprachverbindende Elemente. 4. Die Informationsleistung kann nicht als unabhängig bezeichnet werden. SRG und die Moderatoren der wichtigen Sendungen sind in weiten Teil aktionistisch und "progressiv". 5. Das SRG-Angebot ist zu grossen Teil reine Unterhaltung und Pop, das hat nichts mit Service public zu tun und lässt sich nicht mit Zangsgebühren aka Steuern begründen. Ich bin überzeugt: Wenn die SRG deutlich reduziert würde, werden die freien medien aufblühen, das Informationsangebot würde breiter und interessanter, auch im lokalen Bereich.
  • Heinz Lindenmann, 29.11.2017 08:43 Uhr
    Die « No-Billag »-Initiative ist ein Frontalangriff auf den Medienplatz Schweiz und auf unsere Staatsidee. Die unabhängige Versorgung aller in der Schweiz lebenden Menschen mit einem unabhängigen und vielfältigen Radio- und Fernsehangebot und auch einem übers Internet verbreiteten Angebot ist weiterhin unverzichtbar. Die „No-Billag“-Initiative ist darum aus meiner Sicht nicht nur gefährlich: sie ist auch undurchdacht und extrem. Bei der Annahme am 4. März 2018 ist aber nicht nur die SRG gefährdet sondern auch fast drei Dutzend regionalen Radio- und Fernsehstationen droht das Lichterlöschen und auch die vielen spannenden UNIKOM-Radios müssten dichtmachen.
  • Laura Verbeke, 29.11.2017 07:48 Uhr
    Herr Koller, Sie glauben das selbst nicht, was Sie schreiben, oder?
  • Ueli Custer, 29.11.2017 06:57 Uhr
    Solidarität ist zum Fremdwort geworden. Egoismus ist Trumpf. So geht die Schweiz vor die Hunde.
  • Daniel Hauser, 28.11.2017 21:58 Uhr
    Zeit den Zwang abzuschaffen, wer will soll bezahlen und wer nicht will soll nicht zahlen. 460Fr. sind doch happig für ein TV und machen 1% meines Einkommens aus.
  • Hans Koller, 28.11.2017 20:09 Uhr
    Es geht nicht gegen die SRG, es geht um die Zwangsgebühren. Etwa 50% der Menschen sind für die Gebühren, folglich wird die SRG nach der Annahme noch die hälfte des Budgets haben. Ja zu No-Billag heisst ja zu Pay-TV.
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