11.09.2019

Radio- und TV-Gebühren

Nationalrat will Firmen von Abgabe befreien

Unternehmen sollen keine Radio- und Fernsehabgabe zahlen müssen. Das fordert der Nationalrat. Er hat am Mittwoch einer parlamentarischen Initiative des Zürcher SVP-Nationalrats Gregor Rutz mit dieser Forderung zugestimmt.
Radio- und TV-Gebühren: Nationalrat will Firmen von Abgabe befreien
Diskutieren über «No Billag» – hier eine Aufnahme von 2017 (v.l.): Gregor Rutz (SVP/ZH) und Mattias Aebischer (SP/BE). (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Der Entscheid fiel mit 106 zu 68 Stimmen bei 4 Enthaltungen. Der Nationalrat musste über die parlamentarische Initiative entscheiden, weil sich die Ständeratskommission dagegen ausgesprochen hatte, und zwar deutlich. Sie lehnte die Änderung ab, weil das Stimmvolk dem neuen Abgabesystem erst 2015 zugestimmt hatte (persoenlich.com berichtete).

Damals war die Unternehmensabgabe eingeführt worden. Diese spült 170 Millionen Franken pro Jahr in den Gebührentopf. Im Nationalrat ist die Mehrheit der Auffassung, dass Firmen doppelt zahlen, weil Firmeninhaber und Mitarbeitende bereits als Privatpersonen eine Abgabe entrichten. «Es ist eine Doppelbesteuerung», sagte Rutz. Die Folgen der Abschaffung wären verkraftbar, die SRG habe bereits hohe Einsparungen angekündigt.

Den Vorwurf, den Volkswillen nicht zu achten, liess Rutz nicht gelten. Die medienpolitische Diskussion der vergangenen Monate habe gezeigt, dass es Handlungsbedarf gebe. Die No-Billag-Initiative sei nur abgelehnt worden, weil man Massnahmen angekündigt habe. Es sei ein «Nein, aber» gewesen.

Mit der Brechstange

Matthias Aebischer (SP/BE) warf Rutz vor, «mit der Brechstange» die Mehrheiten biegen zu wollen. Das sei eine «Zwängerei». Aebischer erinnerte auch daran, dass rund drei Viertel der Unternehmen keine Abgabe zahlen. Entlastet würden damit nur Firmen mit Millionen- und Milliardenumsätzen.

Die Mehrheit des Rats sah dies anders. Inhaber und Mitarbeitende hätten die Abgabe bereits bezahlt, sagte Kommissionssprecher Jürg Grossen (GLP/BE). «Man kann nicht zwei Mal Fernsehen schauen oder Radio hören.» Zudem würden bei der SRG laufend Einsparungen gemacht, während die Erträge aus Abgabe ständig stiegen.

Die parlamentarische Initiative geht nun an den Ständerat, dessen Kommission schon einmal Nein gesagt hat. Einig sind sich die Kommissionen der beiden Räte aber darüber, dass Arbeitsgemeinschaften die Abgabe nicht doppelt zahlen sollen. Sie haben beschlossen, eine Ausnahmeregelung auszuarbeiten. (sda/cbe)

 



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Kommentare

  • Ueli Custer, 12.09.2019 07:36 Uhr
    Da muss man sich ja nicht mehr wundern, wenn der Volksmund sagt "Die in Bern oben machen ja doch, was sie wollen." 4 Jahre nach einer Volksabstimmung will ausgerechnet die SVP diesen Volkswillen missachten.
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