18.01.2015

tsüri.ch

Neue Online-Plattform für die Stadt Zürich

"Zürich-Journalismus ist staubtrocken", sagt Redaktionsleiter Simon Jacoby.
tsüri.ch: Neue Online-Plattform für die Stadt Zürich

Seit Sonntag ist die Online-Plattform Tsüri.ch live. Während zwei Jahren wird ein 16-köpfiges Team die Stadt Zürich journalistisch begleiten: engagiert, provozierend und präzise. Mit einer klaren Haltung werden drei bis vier Mal wöchentlich relevante, und hintergründige Beiträge veröffentlicht. Zum Start erklärt Redaktionsleiter Simon Jacoby Details zum Projekt:

Herr Jacoby, mit Angeboten wie ronorp, dem Lokalteil von nzz.ch oder tagesanzeiger.ch, zueritipp.ch, tagblatt.ch, westnetz.ch scheint der Markt für Lokalinformationen schon ziemlich gesättigt. Wo haben Sie eine Marktlücke entdeckt? 
Das bestehende Angebot erscheint mir sehr nach einem Einheitsbrei. Niemand wagt sich mit journalistischen Formen zu spielen. Viele jüngere Menschen finden den aktuellen Zürich-Journalismus staubtrocken und die Themen sind immer die gleichen. Zürich hat viel mehr zu bieten als Konzerte internationaler Stars und ständig neue Bars. In Zürich passiert auch viel Interessantes. Nur steht das in keinem Veranstaltungskalender. Da gehen wir hin und erzählen mit engagiertem Journalismus und experimentellen Erzählformen. Die technischen Möglichkeiten und Social Media versuchen wir unkonventionell und neuartig zu nutzen. Wir werden beispielsweise einige Inhalte direkt und in voller Länge auf Facebook präsentieren. Ob das alles klappt, muss sich zeigen. Wir geben uns zwei Jahre Zeit, dann wird tsüri.ch wieder begraben.

Welches sind die inhaltlichen Perlen beim Start von tsüri.ch
Die Seite startet mit vier schönen Reportagen: Über Magic Mushrooms, über Obdachlose in Zürich, über ICF und über den Palestine Grill an der Langstrasse. Dazu kommt noch einmal ein Kommentar zu der Reclaim The Streets-Demonstration vom Dezember. Das sind eher zeitlose Themen die sich daher gut für den Start eignen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir vermehrt auch Beiträge zu sehr aktuellen Themen publizieren.

Wer arbeitet mit und handelt es sich um ein freiwilliges Engagement oder um bezahlte Stellen?
Das Team ist eine Mischung aus gestandenen Journalisten und einigen Newcomern. Die meisten sind zwischen 25 und 30 Jahre alt und haben bereits Erfahrungen im Journalismus gemacht. Neben mir arbeiten Folgende mit: Conradin Zellweger (dieperspektive), Philipp Meier (watson), Miklos Klaus Rozsa (Pressefotograf), Laszlo Schneider (Student), Noah Bohnert (Student, Der Bestatter), Dominik Wolfinger (Bild mit Ton), Johanna Vieli (Studentin), Alun Meyerhans (Student Cast), Marco Büsch (Student Politikwissenschaften), Simeon Milkovski (Student), Laura Schälchli (Slow Food), Linda Bär (Gemeinderätin SP) und Timothy Endut. Alle arbeiten ehrenamtlich - wenn wir wöchentlich drei bis vier Beiträge veröffentlichen ist das für die Allermeisten zeitlich machbar und geht gut neben dem anderen Alltag einher.

Wie finanzieren Sie das Projekt in der Start-Phase? 
Die Stiftung für Medienvielfalt aus Basel hat uns 6000 Franken gesprochen. Damit konnten wir Homepage, App, Stickers und ein bisschen Werbung auf Facebook finanzieren. Ein grosses Budget ist das nicht, aber für den Start reicht es.

Wie wollen Sie in Zukunft Geld verdienen? 
Weil tsüri.ch auf zwei Jahre befristet ist, müssen wir uns um Geld keine grossen Gedanken machen. Was wir aber sicher ausprobieren werden, ist die Finanzierung von grossen Eigenleistungen via Crowdfunding. Wenn dann Geld zusammen kommt, wissen wir auch grad, dass unsere Inhalte auch wirklich auf Interesse stossen.

Welches ist Ihre Rolle und wie können Sie Arbeit für tsüri.ch mit Ihrem Engagement bei "Die Perspektive" verbinden? 
Ich verstehe meine Rolle als Koordinator: Themen planen, Betreuung von Social Media, Geschichten produzieren und so weiter. Die Leute bei Laune halten ist sicher die wichtigste Aufgabe bei einem ehrenamtlichen Projekt. Da mache ich mir aber keine grossen Sorgen. tsüri.ch läuft unter dem Verein „dieperspektive“. Dadurch können wir gemeinsame Ressourcen nutzen und auf einer bestehenden Community aufbauen. Wie nahe sich die beiden Projekte kommen werden, muss sich noch zeigen. Ich bin gespannt!

Fragen: Edith Hollenstein, Bild: zVg

 


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