Wer heute auf den verschiedenen Videoplattformen von SRF und SRG seine bevorzugten Filme und Sendungen schauen will, muss schon fast die internen Abläufe kennen, um zu finden, was man sucht. «Tatort»-Folgen gibt es sowohl auf Play SRF als auch auf Play Suisse, aber nicht die gleichen. Nachrichtensendungen und Live-Sport gibt es nur auf Play SRF. Dafür bietet Play Suisse fiktionale Serien aus der Westschweiz mit Untertiteln. Das internationale Serienangebot findet sich hingegen nur auf Play SRF. Den Überblick zu behalten, fällt da nicht ganz leicht; Benutzerfreundlichkeit sieht anders aus. Doch mit dem unbefriedigenden Zustand soll bald Schluss sein.
«Soll führende Streamingplattform werden»
Seit vier Monaten arbeitet die SRG am Projekt PlayNext. Unter diesem Arbeitstitel sollen die Player der sprachregionalen Unternehmenseinheiten wie Play SRF oder Play RTS mit dem nationalen Play Suisse unter einem Dach vereint werden. «Unsere Vision ist, die führende Streamingplattform in der Schweiz zu werden», schreibt die Projektleitung in einer internen Information an die SRG-Angestellten, die persoenlich.com vorliegt. Bis Ende 2024 soll eine erste Version dieser Mega-Plattform stehen und einen einheitlichen Zugang zu sämtlichen Video- und Audio-Inhalten von SRF, RTS, RSI, RTS und Swissinfo bieten.
Als Grund für den Schritt nennen die Verantwortlichen die suboptimale Situation mit mehreren Plattformen. Es sei «nicht immer so leicht, die gewünschten Inhalte auf den bestehenden Playern zu finden», hält Projektleiter Damien Corti in einer Q&A fest. Als weiteren Grund für den Schritt nennt Corti den Auftrag der SRG, zum Austausch zwischen den Sprachregionen beizutragen. «Es ist daher notwendig, unsere Inhalte auf einer einzigen Plattform zusammenzuführen, auf welcher wir unseren Nutzer:innen Sendungen und Angebote sowohl aus der eigenen als auch aus den anderen Sprachregionen anbieten», so Corti.
Warum der «Umweg» über Play Suisse?
So weit ist es nachvollziehbar. Weniger verständlich erscheint dagegen der «Umweg», den die SRG Ende 2020 mit der Einführung von Play Suisse eingeschlagen hat. Damit wurde eine neue Plattform ausschliesslich für Schweizer Filme, Serien und Dokumentarfilme geschaffen. Was sich heute nicht nur Aussenstehende, sondern auch SRG-Mitarbeitende fragen: Warum hat man nicht von Anfang an die grosse Plattform gebaut und fährt stattdessen vier Jahre lang mehrgleisig – zulasten der Benutzerfreundlichkeit? Eine Antwort darauf gibt SRG-Mediensprecher Nik Leuenberger. Es sei bei der Lancierung von Play Suisse darum gegangen, schnell loslegen zu können und mit dieser neuen SRG-Plattform ein Nutzererlebnis zu bieten auf dem Niveau der grossen Streamingplattformen wie Netflix. «Mit einer Integration in die regionalen Player hätten diese Ziele nicht erreichen werden können», so Leuenberger auf Anfrage von persoenlich.com.
Eine frühzeitige Integration der sprachregionalen Player in eine nationale Super-Mediathek, wie dies als Option auch im Raum gestanden hatte, kam auch deshalb nicht zustande, weil die Unternehmenseinheiten vorerst lieber an ihrem bewährten Angebot festhalten wollten. Doch nun sind Play SRF, Play RTS & Co. offenbar am Ende ihres Lebenszyklus angelangt und müssten sowieso aktualisiert werden. Die verschiedenen Player hätten «einen ausreichend soliden Reifegrad erreicht», heisst es dazu bei der SRG.
Mit dem Projekt PlayNext liegt das Hauptaugenmerk nun ganz auf der Entwicklung der neuen Plattform. Darum habe man beschlossen, die getrennte Weiterentwicklung der regionalen Player und von Play Suisse kurzfristig auf ein Minimum zu reduzieren und mittelfristig ganz zu beenden, hält Projektleiter Corti fest. Damit lassen sich auch Kosten einsparen, weil die SRG und ihre Unternehmenseinheiten fortan nur noch eine Player-Infrastruktur betreiben.
Erste Version für den TV-Bildschirm
Die erste Version der neuen Super-Mediathek soll für die Wiedergabe auf dem klassischen TV-Gerät entwickelt werden. Web und Mobile folgen dann später. Bis im Herbst 2025 soll die Entwicklung des neuen Produkts abgeschlossen sein. Neben dem neuen Player, der unter einer neuen Marke auftreten wird (PlayNext ist nur der Projektname), wird es weiterhin die sprachregionalen Websites und Apps geben, wo SRF & Co. wie heute weiterhin aktuelle und textbasierte Inhalte anbieten.
Ein Teil der Inhalte auf der neuen Plattform wird nur mit einem Login zugänglich sein, so wie das heute bereits bei Play Suisse der Fall ist. Allerdings werde es keine allgemeine Login-Pflicht geben. «Die neue Plattform wird bezüglich Login ein gemischtes System haben. Ein Teil der Inhalte wird ohne Login zugänglich sein, ein Teil mit», so ein SRG-Sprecher.