Nach 20 Minuten und CH Media auch die NZZ: Seit dem neuen Jahr arbeitet die NZZ-Gruppe ohne die Texte, die die Schweizerische Nachrichtenagentur Keystone-SDA anbietet. Dies schrieb Aline Wanner kürzlich in einer NZZ-am-Sonntag-Kolumne mit dem Titel «Wo kommt in Zukunft die Nachricht her?».
«Die NZZ wird weiterhin ein substanzielles Dienstleistungspaket von Keystone-SDA beziehen. Seit dem 1. Januar verzichtet sie jedoch auf den Bezug des Basisdienstes Text», bestätigt NZZ-Kommunikationschefin Seta Thakur auf Anfrage von persoenlich.com. Stattdessen setzt das Unternehmen auf eine eigene, technische Lösung: Ein intern entwickeltes Tool, das Informationen aus verschiedenen Quellen kuratiere, unterstütze die Redaktion neu dabei, die aktuelle Nachrichtenlage abzudecken. «Damit gehen wir mit der Zeit. Gleichzeitig können wir unsere News-Leistungen im Markt noch besser differenzieren», so Thakur.
Nur noch die Bilder von Keystone
Wird die NZZ also künftig mit diesem technischen Tool Texte von anderen Plattformen zitieren oder paraphrasieren? Nein, denn beim Tool «geht es ausschliesslich um die Überwachung der Newslage», so Thakur. Wie gross der nun wegfallende Anteil an den gesamten Dienstleistungen ist, die die NZZ von Keystone-SDA bezieht, will Thakur nicht sagen. Lediglich: «Wir haben den Basisdienst abbestellt und beziehen nur noch die Bilder von Keystone.»
Die Nachrichtenagentur steht zunehmend stark unter Druck. Im Dezember wurde bekannt, dass die Pendlerzeitung 20 Minuten ab 2021 auf sämtliche Angebote von Keystone-SDA verzichtet (persoenlich.com berichtete). Auch CH Media und die Menigs-Gruppe beziehen weniger Agentur-Leistungen, sondern bauen selber eigene Nachrichtendienste auf.
«Notwendiges Grundangebot»
Keystone-SDA will sich auf Anfrage vorerst nicht zu den verlorenen Aufträgen äussern. Die grundsätzliche Haltung ist jedoch klar, wie das Statement der Keystone-SDA-Chefredaktorin Nicole Meier in einer persoenlich.com-Umfrage zum Jahresanfang zeigt: «Die Agentur ist dazu da, ein Grundangebot bereitzustellen, damit sich die Kundenredaktionen auf ihre Eigenleistungen fokussieren können. Ich persönlich finde es nicht zielführend, wenn Medienhäuser die Strukturen, die für diesen Nachrichtenteppich notwendig sind, selbst aufbauen wollen.»
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08.01.2021 10:59 Uhr
07.01.2021 13:05 Uhr