17.12.2019

Weltwoche

NZZ wirft Köppel China-Propaganda vor

Die Weltwoche verbuchte 2019 markant mehr Anzeigen von chinesischen Firmen. Gleichzeitig falle das Magazin mit einer chinafreundlichen Berichterstattung auf, schreibt die NZZ in einer Recherche. Köppel weist den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung zurück.
Weltwoche: NZZ wirft Köppel China-Propaganda vor
«Wir zeigen beide Perspektiven, die positive und die negative», sagte Roger Köppel gegenüber der NZZ und kiritisiert die meisten Medien für die negative Sicht in der Berichterstattung über Chinas Politik. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Jede Woche veröffentlicht der chinesische Botschafter Gen Wenbing eine Kolumne in der Weltwoche – und verbreitet so «ungefiltert die chinesische Staatsdoktrin». Dies berichtet die NZZ am Dienstag in einem aufwändig recherchierten Artikel. Die Zeitung deutet dies als Einflussnahme von China in der Schweiz.

Roger Köppel sieht dies aber anders: «Meines Wissens ist es im Westen einzigartig, dass ein Repräsentant Chinas eine derart offene Bühne erhält.» Den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung weist er gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung zurück.

Offenbar ist die NZZ im Besitz eines Mailverkehrs zwischen der Weltwoche und der chinesischen Botschaft, die die Weltwoche «für ihre chinafreundliche Berichterstattung» belohnt. Die Zeitung hat laut einer Zählung der NZZ dieses Jahr acht ganzseitige Inserate von chinesischen Firmen publiziert, während es im Vorjahr «nur vereinzelt kleinere Inserate» von Firmen aus dem Reich der Mitte gab. Weiter berichtet die Neue Zürcher Zeitung, die Botschaft hätte sogar die Übernahme der Kosten für Anzeigen in der Weltwoche offeriert.

Köppel dementierte dies gegenüber der NZZ offenbar nicht. Als Gegengeschäft will die NZZ die Zusammenarbeit zwischen der chinesischen Botschaft und der Weltwoche jedoch nicht bezeichnen. Es gäbe aber Hinweise darauf: Eine Woche nach der «Werbeoffensive» von chinesischen Firmen startete die Kolumne von Botschafter Geng. (lol)



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Kommentare

  • Robert Weingart, 19.12.2019 11:23 Uhr
    Nachtrag: Mit Minderheitenveranstaltung meine ich nicht die Uiguren, sondern die Weltwoche.
  • Thomas Komauer, 19.12.2019 08:49 Uhr
    China ist ein Regime welches Tibet annektiert hat, 3 Millionen Muslime in Xinjiang in KZ eingesperrt hat, 1 Million Muslime bereits getötet hat, deren Organe raubt, stetigen Druck auf Taiwan ausübt, Hongkong die letzte Freiheit raubt. Das ein bis Dato seriöses Schweizer Blatt seine journalistische Freiheit diesem Regime abgibt ist das letzte. Ich habe meine letzte Weltwoche gelesen.
  • Robert Weingart, 18.12.2019 19:00 Uhr
    @Brunner: Kein Wunder, nehmen offenbar gewisse Leute man den Journalismus nicht mehr genügend ernst, wenn er zu oft auch mit sich selber befasst als den Job zu machen. Ich lese die WW nicht und kein Köppel-Fan, aber das widerspiegelt nicht die Themen, was die potentiellen Leser wirklich interessiert. Siehe nun der Preis für Moreno: Was Relotius getan hat, ist widerwärtig, aber nun wird sein Enthüller preisgekrönt. Gibt es nicht genügend andere (echte) Reportagen über relevante Themen, deren Autoren - wenn denn schon Preise - ausgezeichnet werden können. Mehr Glaubwürdigkeit bitte mit gutem Journalismus. Wer liest denn schon die WW? Warum diese Minderheitenveranstalting noch in der NZZ erwähnen und ihr eine Relevanz zukommen lassen, die sie nicht verdient hat?
  • Victor Brunner, 18.12.2019 15:14 Uhr
    Weingart, warum ist es ein No-Go wenn Journalisten andere Journalisten kritisieren. Wollen sie eine neue "erhabene" Nomenklatura? Köppel hat schon einige Male Berufskollegen oder Zeitungen kritisiert, zu Recht oder zu Unrecht. Der Journalismus auf dem Medienplatz Zürich ist doch längst nicht mehr glaubwürdig, PaidPost, Content sponsored, Gratisessen, Reisen und Auto "testen", Journalisten machen doch mittlerweile alles was die Verleger verlangen und verspielen ihre Glaubwürdigkeit. Vieles was in den Medienhäusern passiert wird doch unter den Teppich gekehrt. Bestes Beispiel der Brief von 128 TA MitarbeiterInnen an Supino, ein interessanter Vorgang, wurde darüber berichtet? Nein! Medienhäuser und Journalisten müssen ebenso im Fokus sein wie andere Unternehmen und Personen, oder wollen sie Journalisten zu Götter oder Erdogan erklären? Übrigens sinken die Erträge auch weil die Leistungen nicht mehr stimmen!
  • Ernst Tschumi, 18.12.2019 12:21 Uhr
    Wenn die Weltwoche eine Plattform für das diktatorische, autokratische menschenrechtsverachtendes Regime der VR China bietet, dann ist Herr Köppel als Nationalrat untragbar. Notabende ist Herr Köppel Mitglied einer Partei, die als Vertreter unseres Unabhängigkeit aufspielt. Dieser Wiederspruch ist einfach nur zynisch. Frei nach dem Motto: Das Fressen kommt vor der Moral
  • Robert Weingart, 18.12.2019 10:25 Uhr
    Ich finde es gäbe für die NZZ wichtigere Themen journalistisch zu betreuen als Branchenkollegen-Bashing zu betreiben. In Zeiten der schwindenden Erträge in der Branche wird man offenbar nervöser und setzt man offenbar sich über dieses frühere No-Go hinweg.
  • Victor Brunner, 18.12.2019 07:34 Uhr
    Vanessa Niggli, die NZZ hat ausreichend und prüfbar die Nähe von Köppel und der WW zu China dokumentiert. Witzig ist die Sache allemal. Köppel der eine SR Kandidatin als Kommunistin und Marxistin verschrien hat wird selber zum glühenden Promoter eines kommunistischen Regimes!
  • Vanessa Niggli, 17.12.2019 19:28 Uhr
    Die NZZ unterschlägt die China-kritischen Artikel in der WeWo einfach, um ihre These zu stützen. Z.B. 17. Okt. 2019: 4 Seiten Interview mit China-Kritiker: China als epochale Gefahr, "Wir können nie Chinas Freunde werden". Der WeWo Sympathien für ein kommunistisches Regime zu unterstellen und sich kaufen zu lassen, ist absurd. Schade.
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