11.08.2003

Sommer-Tagebuch

Peter Urs Naef -- "Unternehmer sein -- ein neues Lebensgefühl"

"Wollen Verwaltungsräte wirklich unternehmerisch denkende Manager?" Diese Frage stellt sich Peter Urs Naef (Bild), der bis zum Verkauf der Jean Frey AG CEO des Zürcher Verlagshauses war. In seiner Carte Blanche für das "Sommer-Tagebuch" auf "persoenlich.com" kommt Naef zum Schluss, "einmal als Selbständigerwerbender zu arbeiten, würde viele neue Facetten in das Leben manches Managers bringen". Heute ist der 44-Jährige Unternehmer und Inhaber der UBGnetwork AG, welche Beratungsmandate in der Kommunikationsbranche innehat sowie strategieorientierte Aus- und Weiterbildungsprojekte für Führung, Marketing und Verkauf durchführt.
Sommer-Tagebuch: Peter Urs Naef -- "Unternehmer sein -- ein neues Lebensgefühl"

"Heute ist Bürotag. Die Entwicklung eines Analyse-Tool steht auf dem Programm, einige Anrufe sind zu erledigen. Später der Gang zur Post. Wie muss denn das mittelschwere B4-Kartonkuvert in Normaldicke schon wieder frankiert werden? Wüssten Sie es? Ich nicht. Habe es ja nie wissen müssen. Immer waren da die guten Geister, die für alles geschaut haben.

Haben Sie die Forderung, dass Manager wie Unternehmer denken und handeln sollten, schon satt? Haben Sie überhaupt mal über den tieferen Sinn dieser Aussage nachgedacht? Und wollen Inhaber und Verwaltungsräte wirklich unternehmerisch denkende Manager? In der Realität ist wohl nur eine Annäherung möglich. Zu gross sind nach wie vor die Sachzwänge, die Machtansprüche und die Gewohnheiten im Alltag der Geschäftsleitungen. Zu weit entfernt von der vollen Verantwortung stehen auch der oder die Angestellte ohne Beteiligung am Unternehmen. Was es heisst, unternehmerisch tätig zu sein, ohne Fallnetz zu arbeiten und sich selber mit seiner eigenen Leistung am Markt zu verkaufen, kann nur nachvollziehen, wer die Erfahrung selber gemacht hat. Einmal als Selbständigerwerbender zu arbeiten, würde viele neue Facetten in das Leben manches Managers bringen.

Der wohl wichtigste Unterschied zur Führungskraft mit Arbeitsvertrag ist die Wirkung von Erfolgen und Misserfolgen auf die Gefühlswelt. Die Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Effekte sind äusserst intensiv. Nichts ist mehr selbstverständlich. Bewusster und direkter zu handeln, spielt ebenfalls eine grosse Rolle: Es gibt nur noch diejenigen Formalitäten und Reglemente, die man selber oder mit seinem Team aufstellt -- kein Kampf mehr gegen festgefahrene Strukturen und Abläufe.

Ob es auch Schattenseiten gebe? Eine habe ich schon entdeckt: Die Abgrenzung zum Privatleben ist entscheidend schwieriger, denn allzu oft beschäftigt man sich mit den laufenden Projekten, statt sich zu entspannen.


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