16.10.2025

SRG

«Play+ ist eine Investition für langfristige Einsparungen»

Die SRG will künftig all ihre Audio- und Videoinhalte auf einer einzigen Plattform bereitstellen. Am Dienstag hat sie den Namen der Plattform vorgestellt. Projektleiter Damien Corti erklärt, warum die Umsetzung länger dauert als ursprünglich geplant und welche Herausforderungen bis zum geplanten Start in einem Jahr noch zu meistern sind.
SRG: «Play+ ist eine Investition für langfristige Einsparungen»
«Die Datenstrukturen und technischen Systeme sind bislang nur teilweise zwischen den Regionen harmonisiert»: Projektleiter Damien Corti zu den Herausforderungen beim Aufbau einer nationalen Plattform. (Bild: zVg/SRG)

Damien Corti, am Dienstag hat die SRG den Namen ihrer künftigen Live- und Streaming-Plattform publik gemacht. Warum heisst sie Play+?
Mit der Wahl dieses Namens knüpfen wir bewusst an die bestehenden Plattformen an, die unser Publikum bereits nutzt – etwa Play RTS oder Play SRF.

Warum ist die Anknüpfung an Bekanntes so wichtig für etwas Neues?
So wird der Einstieg in die neue Plattform einfacher und vertrauter. Diese Entscheidung spiegelt unsere Haltung wider: in den Regionen verwurzelt sein und gleichzeitig Brücken zwischen ihnen schlagen. Play+ steht für eine SRG, die ihrem verbindenden Auftrag treu bleibt und dabei die Vielfalt und Identität der einzelnen Sprachregionen respektiert.

Der Start von Play+ war ursprünglich für diesen Herbst vorgesehen. Warum kam es zur Verzögerung um ein ganzes Jahr?
Die heutigen Plattformen haben grundsätzlich unterschiedliche Rollen und Nutzungszwecke. Die Plattformen Play SRF, RTS, RSI und RTR werden vor allem für Replay-Inhalte verwendet und wurden ursprünglich genau dafür konzipiert.

«Diese fünf Plattformen mit unterschiedlichen Technologien zu vereinen, braucht Zeit»

Und Play Suisse ist anders aufgebaut?
Play Suisse ist eine eigentliche Streaming-Plattform, auf der sich Serien und Filme einfacher anschauen lassen – sie bietet jedoch keine Live-Streams an. Diese Plattformen mit unterschiedlichen Technologien zu vereinen, die Nutzererfahrung in vier Sprachen zu harmonisieren und gleichzeitig eine stabile technische Grundlage zu schaffen, braucht Zeit.

Gibt es weitere Gründe für die Verzögerung?
Play+ wird parallel zum Transformationsprojekt «Enavant» entwickelt – von Teams, die gleichzeitig auch die bestehenden Angebote betreuen. Dieser Ansatz gewährleistet einen reibungslosen Übergang, ohne den Zugang zu den Inhalten zu beeinträchtigen, die unser Publikum bereits nutzt.

Welches sind die grössten Herausforderungen, die Sie nun noch meistern müssen bis zum Launch?
Jede Unternehmenseinheit der SRG hat ihre Prozesse zur Veröffentlichung und Bereitstellung von Audio- und Videoinhalten nach den eigenen Bedürfnissen und dem jeweiligen regionalen Publikum entwickelt. Auch die Datenstrukturen und technischen Systeme sind bislang nur teilweise zwischen den Regionen harmonisiert. Wir starten also mit einer grossen Vielfalt, am Ende soll aber alles auf einer einzigen Plattform zusammenkommen. Genau darin liegt die Challenge.

Wer ist nun vor allem gefordert?
Unsere Backend-Teams leisten hier viel Arbeit, um die neue gemeinsame Plattform mit den vier regionalen Systemen zu verbinden. Das ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance: Mit der einheitlichen Plattform wird die Harmonisierung der regionalen Prozesse und der Systemarchitektur folgen und dadurch Effizienz gewonnen – ohne dabei das Nutzererlebnis zu beeinträchtigen.

«Um die Nutzererfahrung zu verbessern, wird ein partielles Login eingeführt»

Play Suisse erfordert heute schon ein Login. Die regionalen Play-Plattformen sind frei zugänglich. Wie wird das bei Play+ sein?
Play+ wird eine sehr grosse Menge an Audio- und Videoinhalten in mehreren Sprachen anbieten. Damit die Nutzerinnen und Nutzer schnell das finden, was sie suchen, ist eine gute Orientierung auf der Plattform entscheidend. Um die Nutzererfahrung zu verbessern, wird ein partielles Login eingeführt. Nutzerinnen und Nutzer können so auf Wunsch von einer personalisierten Erfahrung profitieren, die auf ihre Vorlieben zugeschnitten ist – ähnlich wie bei Streaming-Plattformen wie Netflix oder Spotify. Gleichzeitig bleibt ein Teil der Inhalte ohne Login zugänglich, sodass über die individuellen Präferenzen hinaus vielfältige Perspektiven erhalten bleiben. Die genauen Modalitäten der Personalisierung werden derzeit festgelegt.

Bringt der Betrieb einer einzigen Plattform gegenüber dem Zustand heute Einsparungen bei Technik und Personal?
Auch wenn wir als SRG sparen müssen, wollen wir weiter vorangehen und neue Wege finden, um einen starken audiovisuellen Service public zu bieten und mit den Nutzungsgewohnheiten des Publikums Schritt zu halten.

Und dazu braucht es Play+?
Wir wollen dem Publikum den bestmöglichen Zugang zu unseren verschiedenen Inhalten bieten und das digitale Nutzungserlebnis verbessern. Durch die Zusammenführung der fünf bestehenden Plattformen und nach einer Anfangsinvestition können durchaus Skaleneffekte bei Entwicklungs- und Infrastrukturkosten erzielt werden. Es handelt sich hier also um eine Investition, die langfristig strukturelle Einsparungen ermöglicht und gleichzeitig das Nutzererlebnis für unser Publikum verbessert.


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