18.10.2015

NZZ

Plötzlicher Meinungsumschwung beim Bärfuss-Artikel

Aus "furiosem Rundumschlag" am Freitag wird "schwacher Text" am Samstag.
NZZ: Plötzlicher Meinungsumschwung beim Bärfuss-Artikel
Wer die NZZ liest, erhofft sich durch deren Lektüre, klüger zu werden. Wobei die Frage nach dem richtigen Standpunkt offenbar auch bei der NZZ nicht immer schnell zu beantworten ist. Wie rasch ein solcher Meinungsumschwung stattfinden kann, zeigt NZZ-Literaturredaktor Roman Bucheli.
 
Zwei völlig unterschiedliche Ansichten
 
Am Freitag kommentiert Bucheli den landesweit diskutierten Schweiz-Verriss von Schriftsteller Lukas Bärfuss, der in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erschienen ist: "Mit diesem furiosen Rundumschlag in bester Frisch-Manier der sechziger und siebziger Jahre festigt Bärfuss seinen Ruf, dessen Nachfolger zu sein", schreibt Bucheli. Sein Fazit: "Storytelling at its best."
 
Dann die überraschende Wende: Einen Tag später schreibt der gleiche Roman Bucheli in der NZZ über den gleichen Text: "Was treibt Lukas Bärfuss an, den man bisher für klug und literarisch gebildet halten mochte, in einem sprachlich wie gedanklich schwachen Text alle Vernunft fahren und sich von einem blinden Furor treiben zu lassen?" Dass sich Bärfuss als Frisch-Nachfolger eigne, stellt Bucheli mittlerweile in Frage: "Dass der Schriftsteller Lukas Bärfuss Ambitionen auf dieses Amt hegt, weiss man spätestens seit dem Frühjahr 2014, als er den Solothurner Literaturpreis entgegennahm. In seiner – allerdings äusserst dürftigen wie pathetischen – Dankesrede stellte er sich dort kühn und dreist ausdrücklich in eine Reihe mit Max Frisch". Und weiter: "Aber schon Frisch und Dürrenmatt sprachen zuletzt in ihrem nörglerischen Habitus nurmehr Rollenprosa. Um wie viel mehr trifft dies zu auf Bärfuss (…)".  
 
Kritik an René Scheu
 
Was die Gründe für Buchelis Meinungsumschwung sind, bleibt offen. Möglicherweise hat es auch damit zu tun, dass Bärfuss in seinem Rundumschlag in der FAZ nicht nur die NZZ wegen ihres vermeintlichen Rechtskurses, sondern auch deren neuen Feuilletonchef René Scheu arg kritisiert.
 
Lukas Bärfuss' furiose Abrechnung mit der Schweiz - in der fast alle ihr Fett weg bekommen; Politik, Finanzwelt, Medien, die Kultur sowie der Sport - provozierte unzählige Reaktionen. Die Replik auf den Artikel hat in der Samstagsausgabe der FAZ hat jemand geschrieben, auf den Bärfuss selbstredend auch nicht gut zu sprechen ist: "Weltwoche"-Chef und Neo-SVP-Politiker Roger Köppel. (ma)
 
Bild: zVg (Frederic Meyer)

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