Der Verband Schweizer Privatradios (VSP) begrüsste am Donnerstag den Schritt der SRG, die UKW-Funkantennen zum Ende des laufenden Jahres abzuschalten (persoenlich.com berichtete). «Für den VSP ist der Entscheid der SRG, auf Ende 2024 aus UKW komplett auszusteigen, ein mutiger, aber wichtiger Schritt auf dem Weg in die rein digitale Radioverbreitung. Er wird die digitale Migration in der Schweiz vorantreiben und beschleunigen», so VSP-Präsident Nicola Bomio zu persoenlich.com.
Der VSP sei bereits seit Jahren innerhalb der Arbeitsgruppe DigiMig (Digitale Migration) in engem Austausch mit der SRG. Die möglichen UKW-Abschaltszenarien seien laufend gegenseitig offen diskutiert worden. «Den finalen Entscheid der SRG haben wir auch heute Morgen erfahren», so Bomio.
Lange Kündigungsfristen
Die Privatradios des VSP hätten ihre UKW-Ausstiegspläne bereits vor dem Entscheid der SRG ausgearbeitet. «Rund die Hälfte der privaten Radiosender beginnt ebenfalls, auf den 1. Januar 2025 ihre UKW-Standorte zu reduzieren – oder hat bereits damit begonnen», schreibt Bomio. Die andere Hälfte werde auf Ende 2026, zum gesetzlich verpflichteten Abschaltzeitpunkt, die UKW-Sender ausser Betrieb nehmen. «Aufgrund von zum Teil langen Kündigungsfristen mit Netzbetreibern sind spontane Ausstiegsentscheidungen schlecht möglich, deshalb wird sich erst im Verlauf des nächsten Jahres zeigen, ob einzelne Radiosender ihre Abschaltpläne nun auch beschleunigen werden.»
Empfehlungen zum Ausstieg wird der Verband keine abgeben. «Wir haben gegenüber unseren Mitgliedern immer betont, dass jeder Sender innerhalb der gesetzlichen Frist bis Ende 2026 frei ist, wann er sein UKW-Sendernetz ausdünnen oder abschalten will», so Bomio weiter. Die Mitglieder hätten in ihren Gebieten unterschiedliche geografische Ausgangslagen und unterschiedlich grosse UKW-Netze. Diesen Gegebenheiten gelte es individuell Beachtung zu schenken.
Klar ist: Radio 1, Mitglied im VSP, wird auf UKW weitersenden. «Spätestens wenn die SRG die UKW-Sender wirklich abschaltet, wird sie einen Shitstorm erfahren, wie sie ihn noch nie erlebt hat», so Radio-1-Besitzer Roger Schawinski gegenüber dem Tages-Anzeiger. «UKW ist alt, aber nicht veraltet.» Der Bund und die SRG würden mit der vorzeitigen UKW-Abschaltung die Transformation «auf Teufel komm raus» durchwürgen wollen, so Schawinski weiter.
Innovation wird vorangetrieben
Die Union nicht-gewinnorientierter Lokalradios (Unikom) forderte schon vor mehr als einem Jahr die UKW-Abschaltung per Ende 2024. Vom Entscheid der SRG hat Unikom ebenfalls am Donnerstag erfahren. «Wir begrüssen den Entscheid, weil sich die Radio- und Werbebranche endlich von der analogen Welt verabschiedet und sich den digitalen Chancen stellen wird», so Unikom-Sekretär Armin Köhli auf Anfrage.
Die SRG mit einem Marktanteil von 60 Prozent gebe in der Branche den Takt vor. «Renitente kommerzielle Sender werden den Anschluss definitiv verlieren», so Köhli. DAB+-Angebote würden nun auch besser vergleichbar, was den Konsumentinnen und Konsumenten zugutekomme. Dies stärke die Position von DAB+-Radios in der Vermarktung und treibe die Innovation im Bereich digitaler Radiodienste voran. «Dies zeigt sich bereits: Netzbetreiberin Digris hat schon am Donnerstag eine zusätzliche Nachfrage nach freien DAB+-Plätzen auf ihren Inseln registriert», hält Köhli fest.
«Keine Verbreitungspflicht mehr auf UKW»
Der Bundesrat hat Ende Oktober die bis Ende 2024 geltenden UKW-Funkkonzessionen letztmalig um zwei Jahre bis 2026 verlängert (persoenlich.com berichtete). Damit sollten der Branche individuelle Abschaltlösungen ermöglicht werden.
«Es besteht keine Verbreitungspflicht mehr auf UKW. Die Radioveranstalter, einschliesslich der SRG, können somit selbst entscheiden, wann sie die analoge Radioverbreitung innerhalb dieses Zeitrahmens einstellen», so Silvia Casanova vom Bundesamt für Kommunikation. Mit dem am Donnerstag kommunizierten Entscheid bewege sich die SRG innerhalb dieses Rahmens.
Lesen Sie zum Thema auch den Blog-Post von persönlich-Verleger Matthias Ackeret.