22.01.2019

Türkei

Prominente Journalistin zu Haftstrafe verurteilt

Nazli Ilicak habe geheime Informationen enthüllt, lautet die Urteilsbegründung des Istanbuler Gerichts. Dem Entscheid zufolge muss die Journalistin für knapp sechs Jahre ins Gefängnis.
Türkei: Prominente Journalistin zu Haftstrafe verurteilt
Ein Demonstrant trägt ein Plakat mit dem Gesicht der verhafteten Journalistin Nazli Ilicak während einer Kundgebung für Pressefreiheit vor der türkischen Botschaft in Berlin im Mai 2017. (Bild: Keystone/EPA/Clemens Bilan)

Die prominente Journalistin Nazli Ilicak ist in der Türkei wegen Geheimnisverrats zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Istanbuler Gericht habe sie der «Enthüllung von geheimzuhaltenden Informationen, die die Staatssicherheit betreffen», schuldig befunden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag.

Ilicak nahm an der Verhandlung per Videoschaltung aus dem Frauengefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakirköy teil. Dort sitzt sie seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft hatte Ilicak laut Anadolu vorgeworfen, in einem Artikel Informationen aus einem geheimen Dokument des Generalstabs veröffentlicht zu haben. Ilicaks Anwalt sagte demnach vor Gericht, seine Mandantin habe nur über bereits bekannte Informationen geschrieben.

Verurteilung bereits 2018

Ilicak war bereits im Februar 2018 in einem anderen Verfahren wegen Verbindungen zur islamischen Gülen-Bewegung und versuchten Umsturzes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im selben Prozess erhielten der regierungskritische Journalist Ahmet Altan und sein Bruder, der Ökonomieprofessor und Autor Mehmet Altan, eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die türkische Führung macht die Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.

Ilicak hatte in der Vergangenheit für die regierungsnahe Zeitung «Sabah» und für die inzwischen geschlossene Gülen-nahe Zeitung «Bugün» geschrieben. Gülen und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan waren bis zum offiziellen Bruch 2013 Verbündete gewesen. (sda/dpa/as)


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