Man kann sich seine Kritiker nicht auswählen. Während SRF-Direktor Rudolf Matter Roger Schawinskis Buch «No Billag?» noch nicht gelesen hat, wie er am Donnerstagabend an einem Podium anlässlich des traditionellen Neujahrsempfangs der «Schaffhauser Nachrichten» in Schaffhausen verriet, feiert «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel das heissdiskutierte Taschenbuch als «brillanten Schachzug».
Dies ist umso überraschender, da sich die beiden Topjournalisten seit längerem nicht mehr grün sind und keinen persönlichen Kontakt mehr pflegen: Schawinski hat Köppel aus der erfolgreichen Radio-1-Talkshow «Roger gegen Roger» verbannt, und Köppel hat sich als SVP-Nationalrat als Sympathisant der umstrittenen Initiative, die am 4. März vors Volk kommt, geoutet. Köppel hält das Vorhaben zwar für chancenlos, findet es aber «grossartig», wie er in seinem Editorial in der aktuellen «Weltwoche» schreibt: «Ein paar Jungpolitiker fassen bei einem Bier den Plan, die mächtige SRG aufzuknacken. Sie sammeln Unterschriften für ein Volksbegehren. Die meisten, die Rang und Namen haben, sind dagegen. Trotzdem müssen sich jetzt alle der Diskussion stellen. Am Schluss entscheiden die Bürger. Das gibt es nur in der Schweiz.»
«Herausragendes Ich-Marketing»
Für Köppel ist Schawinskis Werk ein «gut geschriebenes, unterhaltsames und auch kundig argumentierendes Buch, das man «an einer Wirtschaftshochschule als Fallstudie für herausragendes Ich-Marketing verwenden» könne. Schawinski nehme alle Positionen ein, die sich ohne Selbstwiderspruch simultan vertreten lassen würden: Er sei gegen «No Billag», aber er halte es für möglich, dass die Initiative durchkomme. «Scharf kritisiert er die SRG, aber noch schärfer verwahrt er sich dagegen, der SRG den Geldhahn zuzudrehen. Die Genialität des Buchs besteht darin, dass es die SRG verteidigt, indem es sie kritisiert. Das Plädoyer ist als Anklage formuliert, die in einer glühenden Verteidigungsrede gipfelt. Schawinski übertrumpft sich im Quadrat.» Schawinski habe – laut Köppel – «unsterbliche Verdienste als Medienpionier und Radiopirat» erlangt.
Gutgetimter Präzisionsschuss
KOMMENTARE
15.01.2018 11:03 Uhr
13.01.2018 23:19 Uhr
12.01.2018 23:19 Uhr