23.12.2020

Überraschende Ehre

Roger Schawinski darf sich freuen

Der «Schweizer Journalist» habe «kulturfremde, rechercheschwache, platt philosophierende Journalistinnen» ausgezeichnet, findet das Portal Zackbum.ch. Es hat nun kurzerhand einen alternativen «Journalist des Jahres» bestimmt.
von Edith Hollenstein

Rankings sind zwar beliebt, aber meistens nicht objektiv. Dasjenige des Verlags Oberauer, der seit Jahren den renommierten Titel «Journalist des Jahres» vergibt, ist den Machern von Zackbum.ch zu wenig akkurat. Die dreiköpfige Redaktion hat darum kurzerhand eine alternative Liste mit «Journalisten des Jahres» erstellt. Zuoberst: Roger Schawinski. «Allein für sein Lebenswerk hätte er die Auszeichnung verdient, die er noch nie erhielt. Aber dieses Jahr ist der Altmeister nochmals zur Höchstform aufgelaufen», begründet Zackbum die Wahl. Schawinski habe jetzt während der Pandemie das Talkradio wiederbelebt. «Unermüdlich, aufwendig, mit Experten, Kritikern, Epidemiologen, Ärzten, Zuhörern. Er hat’s nicht erfunden, aber er zeigt wieder einmal allen anderen, was man machen kann, wenn man’s kann.»

Schawi freut sich «ausserordentlich»

Nebenbei habe der Radio-Pionier und Medienunternehmer «grosse Verluste weggesteckt und keine Entlassungen ausgesprochen». Das ehre ihn. Auf die journalistischen Verdienste Schawinskis aufmerksam gemacht hatte vor rund zehn Tagen auch Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor des Fachmagazins «persönlich». «Müsste man den krisenbewusstesten Medienmenschen auszeichnen, so käme man auf Roger Schawinski», schrieb Ackeret damals auf persoenlich.com/blog.

Obwohl die Verleiher-Instanz von Zackbum jung und noch weitgehend unbekannt und die Jury mit ihren gerade einmal drei Köpfen nicht besonders breit abgestützt ist, Schawinski ist gerührt: «Dies freut mich ausserordentlich.» Neben Schawinski sind auf der Alternativliste etwa Kaspar Surber (WoZ), Gaudenz Looser (20 Minuten), Lukas Hässig (Insideparadeplatz), Andreas Schmid (NZZ am Sonntag), Ralf Kaminski (Migros-Magazin), Steffi Buchli (UPC/Blick), Arthur Rutishauser (Tamedia) und Daniele Muscionico.

«Offenbar ein feministisches Zeichen gesetzt»

Zackbums Effort rührt aus dem Ärger über den «Schweizer Journalist». Dieser hatte letzte Woche das Team der SRF-Rundschau als «Journalistinnen des Jahres» ausgezeichnet (persoenlich.com berichtete). «Wenn von einer teilweise anonymen Jury kulturfremde, rechercheschwache, platt philosophierende Journalistinnen als preiswürdig angesehen werden, offenbar ein feministisches Zeichen gesetzt werden soll, dann muss man diese Ehrung schützen», kritisiert René Zeyer von Zackbum. Für ihn ist es «doch völlig klar, dass dieses Jahr Roger Schawinski den Titel verdient hat».

Und nun: Ist das eine Eintagsfliege oder wird Zackbum.ch nächstes Jahr wiederum seinen alternativen Journalistenpreis verteilen? Zeyer zeigt sich engagiert: «Bevor niemand mehr die Nachfolge der aktuellen Preisträger des Schweizer Journalist antreten will: unbedingt!»

 

 

 

 

 

 



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